Donnerstag, 31. Dezember 2009

Das Beste kommt noch.

The Best Is Yet to Come.

- Inschrift auf Frank Sinatra's Grabstein.

In diesem Sinne: Kopf hoch, Zähne fletschen und rein ins neue Jahr!



P.S.: Der Optimist führt im Vergleich zum Pessimisten ein praktisch leidfreies, entspanntes Leben.

Montag, 28. Dezember 2009

Money, Power and the Government.

Giving money and power to government is like giving whiskey and car keys to teenage boys.

- P. J. O'Rourke, American journalist (1947-)

Über das Fliegen ohne Flugapparat.

Keine Ahnung, warum mir das gerade jetzt einfällt, aber zum Thema 'wie fliegt man ohne Fluggerät' schrieb Douglas Adams einmal (sinngemäß):

Wirf' Dich auf den Boden, aber daneben.

Samstag, 19. Dezember 2009

Know your Size.

Was für ein Krümel die Erde im Vergleich zu ihren Geschwistern und zur Sonne (im Hintergrund) doch ist ....

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/9b/Ss_planetenvergleich.jpg

Montag, 14. Dezember 2009

About the Nature of the Subject.

Your consciousness attests of the now; your mind recalls other nows, less distinct as they recede into the past until lost in the hazy dawn of memory. These temporal series, vague and overlapping, you attach to one individual, whom you call I. In the course of a few years, every cell of this individual’s body has changed; his thoughts, judgments, emotions, and aspirations have undergone a similar metamorphosis.What is then this permanence which you designate as I? Surely not the mere name which differentiates this individual from his fellow men! Is it then this temporal series strung like beads on the filament of memory?

- Number: The Language of Sience (Dantzig Tobias)

Samstag, 5. Dezember 2009

Strange Things.

The world is full of obvious things which nobody by any chance ever observes.

— Sherlock Holmes


In jeder Sekunde jeden Tages durchströmen uns hunderte Milliarden Neutrinos.

Thema Hintergrundstrahlung: Jeder Kubikzentimeter Vakuum enthält heute durchschnittlich noch 400 Uralt-Photonen aus Zeiten kurz nach dem Urknall (ca. 400.000 Jahre danach). Die wuseln nun seit über 13 Milliarden Jahren mit Lichtgeschwindigkeit durch die Gegend und sind immer noch Single.

Thema Geschwindigkeit der Raumausdehnung: Pro Lichtjahr und Sekunde etwa ein Inch. Pro Sekunde kommen also zu 9,5 Billionen Kilometer rund 2,54 Zentimeter hinzu, Tendenz leicht steigend. Zeit zum Ohrenanlegen.

Montag, 30. November 2009

Über Mücken und Elefanten.

Der Rest der Welt macht Mücken aus unseren Elefanten.
Nur der Tod nimmt uns ernst.

- Andrea Sailer

Freitag, 27. November 2009

Verwandtschaftsverhältnisse.

Diese 3D-Visualisierung des Baums des Lebens spukt mir immer noch im Kopf herum. Die Darstellung als kugelförmiger Baum, dessen Oberfläche (die Endpunkte der Äste) die heute lebenden Arten darstellt, war genial einprägsam. Ich frage mich, ob sich das nicht mit Actionscript und Realdaten aus dem gängigen Modell interaktiv visualisieren läßt.

Vom Standpunkt des Baums - dem objektivem Zentrum - aus gesehen, ist die gesamte Oberfläche (mit allem, was da heute kreucht und fleucht) die Höchstentwickelste. Es ist die Quintessenz einer 13,7 Milliarden Jahre langen Geschichte. Ob der winzige Nebenast Mensch lange eine Rolle spielen wird, mag bezweifelt werden. Doch eines ist sicher: bisher hat noch kein Nebenast so viele seiner weitläufigen Verwandtschaft geknickt. Evolutionstechnisch gesehen ist die 'Krone der Schöpfung' eine tödliche Seuche.

Donnerstag, 26. November 2009

About Knowledge.

Scientific discoveries are made in the following way.
Everybody knows that something cannot be done.
But then someone comes who does not know about it
and he makes the discovery.

- Albert Einstein

The Greater Damage.

There is no greater damage than the time lost.

- Michelangelo


Besonders mag ich die Interpretation im Sinne von: mehr als das Du Deine Zeit verschwendest, kann Dir nicht passieren. Und was ist schon das bischen Zeit im Vergleich zu einem ganzen Leben?

Mit drohendem Schulmeisterzeigefinger funktioniert das Zitat natürlich auch. Beweg' Deinen Arsch. Du hast schon zuviel Zeit verloren.

Mittwoch, 25. November 2009

How to live.

Discuss, commit errors, make mistakes,
but for God’s sake think –
even if you should be wrong –
but think your own thoughts.

- Gotthold Ephraim Lessing

TODO:
deutsches Original?


Die Ruhe macht mich unruhig.

Freitag, 20. November 2009

Tautologie des Lebens.

The meaning and purpose of life is to give life purpose and meaning.

Samstag, 14. November 2009

Größenordnung / II.

Für das Milchstraße ist die Erde ein Kiesel in der Provinz einer Provinz.

Die Milchstraße hat einen Durchmesser von ca. 100.000 Lichtjahren und besteht aus rund 300 Milliarden Sternen.

Größenordnung / I.

Für die Erde ist jeder von uns nicht einmal so groß wie eine Mikrobe.

Mittwoch, 11. November 2009

Thomas Pynchon und sein Werk.

Thomas Pynchon ist mit Abstand der seltsamste Autor, der mir bisher in meiner Leserkarriere untergekommen ist. Seine Bücher eignen sich wunderbar zum Schmökern - genial, verrückt, bizarr, mit wenigen Worten zaubert er lebhafte Welten -, aber eines ganz lesen und vielleicht noch am Stück?

Rezeptur: Man nähme Ulysses von James Joyce, multipliziere ihn mit der Paranoia und Abgedrehtheit der Illuminatus-Triologie von Robert Shea und Robert A. Wilson, packe die Stimmung, Phantasie und den Sense-of-Wonder von Stephen King's Turm-Serie hinzu (+ ein Vornamenbuch) und schüttle dann ganz kräftig, so das kaum noch eine Spur von rotem Faden übrigbleibt.

Wahlweise kann man sich natürlich auch in einen Wald aus Cannabis-Pflanzen stellen und ihn anzünden ...

Pynchon gibt den zwanghaften Geschichtenerzähler. Miniszene reiht sich an Miniszene, unzählige Figuren treten kurz auf und verschwinden meist sofort wieder auf Nimmerwiedersehen. Eigentlich sind seine Bücher eine Zumutung. Wie kann einer derart inflationär mit Geschichten umgehen? Schon auf wenigen Seiten verbraucht Pynchon mehr Ideen als andere Autoren in ihrem gesamten Werk. Es ist ein ständiges Skizzieren, fein freies Fabulieren über viele hundert Seiten pro Roman (im Schnitt wohl so um 700-800), mal mehr oder weniger sinnvoll, mal blanker Unsinn, mal sehr tiefsinnig. Zum Schmökern perfekt, zum ganz lesen - zumindest für mich - unmöglich.

Sonntag, 25. Oktober 2009

Wahlverwandtschaften.

Zorn ist besser als Verzweiflung, und ja, ich bin zornig, zornig über meine eigene Gutmütigkeit ihr noch einmal eine Tür geöffnet zu haben. Wieder überschwemmt sie mein Handy mit Gehässigkeiten, Anklagen, Untergriffen, Dreck. Ich werde nicht mehr darauf antworten, in keinster Weise darauf reagieren. Das Handy piepst. Ungelesen lösche ich ihre SMS.

Das Abendessen mit meinen Freunden entschädigt mich für den Vorabend. Wie genieße ich doch die Gegenwart dieser drei Menschen, die mich seit Jahren begleiten, das Lachen, die Leichtigkeit auch in trüben Zeiten, die umfassende Toleranz, das wohlige Gefühl im Bauch. Klar haben sie auch ihre Macken, aber wer hat das nicht? Doch eins macht sie so besonders: sie sorgen sich umeinander, kümmern sich, stellen ihr Ego nie in den Vordergrund. Und: sie sind durch und durch ehrlich, auch wenn es unangenehm oder unbequem ist. Ich bin dankbar, daß es sie gibt. Wahlverwandtschaft - ja, genau das sind sie.

Samstag, 24. Oktober 2009

Ground Zero.

Was eine schöne (Rest-)Nacht und ein dazu passender Morgen hätte werden sollen, hat sich in nicht mal 15 Minuten in ein Fiasko verwandelt. Sie macht genau dort weiter, wo sie aufgehört hat: bei absolut sinnlosen Szenen - und das ist es wirklich nicht wert. Nichts ist das wert.

Ground Zero. Passend zu meinem Geburtstag habe ich das Ende all meiner Illusionen erreicht. Was bleibt ist Ratlosigkeit. Hier steh ich nun ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor. Fausts Monolog fällt mir ein und natürlich Hesses Steppenwolf. Gerne wäre ich dumm, strohdumm, aber die gute Fee mit ihren drei Wünschen hat wohl zuviel zu tun, um hier im Süden der Alpenrepublik vorbei zuschauen.

Dienstag, 20. Oktober 2009

So long, and thanx for all the fish.

Gestern habe ich beschlossen, das Projekt Bilderwelt zu beenden. Keine Ahnung, woher überhaupt die Motivation kam über fünf Jahre lang Tag für Tag ein neues Bild zu schaffen, Fakt ist: seit Monaten quäle ich mich nur mehr damit, bin ganz und gar unzufrieden mit dem, was entsteht, und da keinerlei Aussicht auf "Besserung" in Sicht ist, ist der Schlußstrich die einzig sinnvolle Konsequenz.

1861 Bilder, 2 Millionen Seitenaufrufe, 5442 Kommentare und unzählige, schöne (zuweilen auch weniger schöne) Erinnerungen. Sage meinen Dank.

Sonntag, 18. Oktober 2009

Anika.

Jedesmal, wenn ich sie sehe, muß ich an das Schweden einer Astrid Lindgren denken, an die typisch schwedischen Häuser aus Holz, die man heute da oben kaum noch sieht, an ruhiges, beschauliches Landleben in einer Villa Kunterbunt, an Lachen, Leichtigkeit, unbeschwert sein. Sie wirkt ruhig, schüchtern, ein junges Mädchen, Anfang, Mitte Zwanzig, und ich habe keine Ahnung, wie sie heißt, aber müßte ich raten, fiele meine Wahl auf Anika. Denn irgendwie wirkt sie von ihrer Art (nicht vom Aussehen) her genau so: wie Pippi Langstrumpf's Freundin - entsprechend älter natürlich.

Es ist vier Uhr morgens und da ist sie wieder - es ist Oktober und die Studenten kehren zurück - und natürlich spult mein Kopf auch dieses Mal diese tröstliche Heile-Welt-Fantasie ab. Ich habe längst aufgehört, mich darüber zu wundern oder in diese Projektionen mehr hinein zu interpretieren als sie sind. Doch ich genieße das warme Gefühl, dass diese Fantasie begleitet.

Anika steht ein paar Meter neben mir und beobachtet mich heimlich. Ich spüre ihren Blick und muß lächeln. Zu gerne würde ich wissen, was sie gerade denkt, warum sie mich - abgesehen von den Sommerferien - nun schon seit über einem Jahr auf diese Art beobachtet. Ich gestehe ja das es auf Gegenseitigkeit beruht. Jemand, der so eine hartnäckige Fantasie in mir auslöst, ist auch jemand, den ich gerne kennenlernen würde.

Nachtrag.

Es stimmt nicht, daß ich nicht bereit wäre, mehr zu geben. Aber ich bin nicht mehr bereit mich für irgend jemand anderen zu verbiegen oder mir anzuhören, was richtig oder falsch ist. Menschen, die anderen vorschreiben wollen, was richtig oder falsch ist, sind Arschlöcher und verdienen es nicht, das man ihnen zuhört.

Samstag, 17. Oktober 2009

Fünf Minuten.

In wenigen Momenten bringe ich sie zum Höhepunkt. Das ihr Schrei selbst die laute Musik übertönt, das rund um uns Menschen sind, das es faktisch offensichtlich ist, was wir tun, ist ihr in diesem Moment völlig egal. Sie, die so stolz ist, die jeden anderen mühelos dominiert, ist Wachs in meinen Händen.

Rede wenigstens wieder mit mir, sagt sie, und: lass uns Fortgehfreunde sein. Fast zwei Monate habe ich nicht mehr mit ihr gesprochen, habe ihre SMS und Mails ignoriert, habe zum zigten Mal in den letzten Jahren den Kontakt völlig abgebrochen, weil sie meine Grenzen nicht akzeptiert, weil sie immer wieder auf mehr drängt, als ich ihr geben kann. Ich will keinen Menschen mehr an meiner Seite, keinen Menschen, der Forderungen an mich stellt. Ich fühle mich wohl mit meinen Einsiedlerleben. Ich stelle keine Forderungen an andere und erwarte im Gegenzug, das man keine Forderungen an mich stellt. Nicht explizit, nicht implizit, nicht schleichend immer mehr. Eine monogame Affäre, die Nächte und Vormittage am Wochenende ist alles, was ich zu geben bereit bin.

Lass uns Forgehfreunde sein, sagt sie. Nur so. Einfach nur so. Kaum fünf Minuten später schreit sie.

Samstag, 22. August 2009

My Private Everest.

Sechs Berge in sechs Tagen, 8500 Höhenmeter, Begegnungen mit Schlangen, Beinahekollision mit einer Gruppe Gemsen (wenn die auch so um die Ecke schießen müssen) - gut, nicht vergleichbar mit dem Everest, aber für Herrn Kettenraucher eine durchaus passable Leistung.

Danke für dieses kurze, intensive Gefühl von Sommer.

Die Gegend und auch die Gipfel überfluten mich mit uralten Erinnerungen. Sentimentalität bricht sich Bahn an die Oberfläche. Es ist gut, sage ich mir, tief durchatmen, es vergeht wieder. Und natürlich vergeht es wieder. Es vergeht immer. Es ist gut, sage ich mir, bleib' im Augenblick, bleib' bei Deinem Atem, bei dem Gefühl jedes einzelnen Schritts. Den azurblauen Himmel durchbricht auch nicht der winzigste, weiße Fleck, die Luft surrt von winzigen Flügeln, der Fels brennt heiß unter den Fingern. Kein Vielleicht. Kein Aber. Es ist wie es ist.

Nichts ist einfach. Nichts ist schwer.

Es ist seltsam: manchmal ändert sich gar nichts und doch ändert sich alles. Schlagartig ändert sich etwas Undurchschauliches in Offensichtlichkeit. Klick.

Diese fast beliebige Programmierbarkeit des Menschen, die NLP aufzeigt, ist so eine Offensichtlichkeit. Einmal aufgezeigt, verändert sich die Perspektive auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft radikal.

Grundsätzlich muß ich nur rausfinden wie ich werden möchte. Ich bin heute zwar schon ganz anders als noch vor einem Jahr - beginne mein Leben langsam wirklich zu leben -, doch der Weg war so ganz ohne Plan und Ziel doch äußerst beschwerlich. Eigentlich ist es Zufall, das ich heute hier bin. Oder besser: ich nenne es Zufall, weil ich den Weg bis hierhier ausschließlich unbewußt gegangen bin.

Sonntag, 9. August 2009

Es ist wie es ist.

Inszeniert man das eigene Drama nur oft genug, entsteht zwangsläufig eine Karikatur.

Meine Beziehung zu ihr ist in jeder Hinsicht ungewöhnlich. Ihre innere Wesensart ist meiner Mutter zu ähnlich, den inneren Dialog fast ständig auf den Lippen, mein "weibliches Feindbild par excellence" - das plappernde Weib, das redet bevor es nachdenkt. Ihre andere Seite ist die des lebenden Männertraums: blond, schlank, gierig. In ihrem Tanz spiegelt sich ihr Genuß an Sex. Sie ist keine Frau, die man(n) ignoriert.

Der erlebte Widerspruch ist extrem. Mutter und weiblicher Dämon und dazwischen ich - zerrissen zwischen weglaufen wollen und nicht können. Die Augen von Ka drehen sich, Sex ist so überwältigend, so intensiv, einfach grandios und einzigartig. Andererseits verwehre ich mich komplett. Außer dieser sehr innigen Zeit, Stunden, Nächte, Vormittage verwehre ich mich sie mehr in mein Leben zu lassen oder mehr von ihrem zu erleben. Die empfundene Innigkeit, das grenzlose, körperliche Geben und Nehmen - es ist viele mehr als eine Affäre, aber mir ist auch kein weiterer Schritt auf sie zu möglich.

Auf die eine und andere Art habe ich das eine schon gesucht und das andere geflohen. Vergesse ich meine seltsame, vergangenheitsgeprägte Perspektive, nehme ich wahr, was da ist und akzeptiere es wie es ist, dann lebe ich gerade einen wunderbaren Traum. Es ist völlig egal wie lange es dauert. Es ist völlig egal wie ich es nenne. Es ist was es ist.

Am Esstisch, in der Küche über der Spüle, im Bad. Nicht denken, erleben, spüren, hören, sehen, tun, zulassen. Ich liebe Sonntagvormittage.

Weckruf in den Augenblick.

Was machst Du? Was siehst Du? Was hörst, fühlst, denkst Du gerade?

Die Welt verwandelt sich, wenn ich mich regelmäßig in den Augenblick wachrufe, mir klar mache, was ich gerade tue, warum ich es tue, wie es sich anfühlt, was ich sonst noch wahrnehme. Nicht werten, nicht urteilen. Tun, was gerade getan werden soll, und was wahrscheinlich nicht getan wird, wenn ich es nicht tue. Und: immer das Naheliegendste tun. Sterbende Wale verdienen zwar Aufmerksamkeit, aber erst muß mal der Saustall hier weg.

Mittwoch, 5. August 2009

Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit / III.

Es gibt keine Probleme, es gibt nur ungetroffene Entscheidungen.

Jon Kabat-Zinn: Wo immer Du hingehst, da bist Du.

(...) Wir können uns selbst nicht entkommen, so sehr wir uns auch bemühen mögen. Und was für einen Grund außer Wunschdenken könnten wir haben anzunehmen, daß die Dinge irgendwo besser oder anders sind als hier? Früher oder später würden die gleichen Probleme wieder auftreten, da sie größtenteils auf unserer Art zu sehen, zu denken und uns zu verhalten beruhen - auf unseren festen Mustern. Nur zu oft treten in unserem Leben Schwierigkeiten auf, weil wir aufhören uns mit unserem Leben zu beschäftigen, weil wir nicht bereit sind, die Verantwortung dafür zu übernehmen, wie die Dinge nun einmal sind, und an unseren Schwierigkeiten zu arbeiten. Wir begreifen nicht, daß es möglich ist, zu Klarheit und Verständnis zu gelangen und im Hier und Jetzt Transformationen herbeizuführen.

Statt dessen scheint es uns einfacher, an anderen etwas auszusetzen, sie zu beschuldigen, zu glauben, daß eine äußere Veränderung notwendig sei, daß wir den Kräften entfliehen müssen, die uns hindern zu wachsen und glücklich zu werden. Wir können uns sogar selbst die Schuld an allem Mißgeschick geben und letztlich dennoch der Verantwortung entfliehen, indem wir mit dem Gefühl weglaufen, ein schreckliches, nicht mehr zu korrigierendes Durcheinander angerichtet zu haben und anderen weiteres Ungemach ersparen zu müssen, indem wir uns aus der Situation entfernen.

Auf Opfer dieser Sichtweise trifft man überall. Wohin Sie auch schauen, überall zerbrochene Beziehungen, zerbrochene Familien, gebrochene Menschen - Wanderer ohne Wurzeln, die von einem Ort zum anderen irren, von diesem Job zum nächsten wechseln, von dieser Beziehung zu jener, von dieser Erlösungsvorstellung zu einer anderen, in der Hoffnung, daß sie nur die richtige Person, den richtigen Job, den richtigen Ort oder das richtige Buch zu finden brauchen, damit alles besser wird. Sie fühlen sich isoliert, nicht wert, geliebt zu werden, und verzweifelt. Sie haben aufgehört, auch nur den Versuch zu machen, den Frieden des Geistes zu suchen.

(...)

Dienstag, 4. August 2009

Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit / II.

Was dem Menschen im Weg steht, ist Faulheit und Feigheit.

(frei nach Kant)

Jedes Kategorisieren - selbst der obige Satz - ist Ausdruck dieser Faul- und Feigheit. Die Kamera ist mein Indikator. Bin ich im Hier und Jetzt, bin ich nicht faul und feig, dann finde ich in jeder Umgebung Ungewöhnliches, Sehenswertes. Ich verliere mich im Sehen, im Aufmerken, was tatsächlich da ist, in all seinen Details. Das Bemerkenswerte bemerken, ist mühelos, wenn ich wirklich sehe und nicht denke. Durch ständiges Üben führt mich mein Unterbewußtsein mit der Zeit zielsicher. Das Denken ist nur zum Erlernen gut. Irgendwann muß es loslassen und vertrauen. Das ist wie Fahrradfahren.

Zweifle am Zweifeln. Dann klappt's auch.

Freitag, 31. Juli 2009

Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit.

Wir können etwas, das wir brauchen, nicht lieben.
- Charlotte Joko Beck

Liebe ist kein Synonym für Mögen, Begehren, Sehnen, süchtig nach etwas sein.

Gene.

Denke ich Gene, sehe ich ein Buch mit Kochrezepten vor mir In der Eizelle vermischen sich die Kochbücher von Mam und Dad nach bestimmten Regeln zu einem einzigen Exemplar und das Wechselspiel zwischen Zelle und Umgebung beginnt.

Gene kodieren Rezepte, Herstellungsvorschriften für bestimmte Botenstoffe. Sie kodieren keinerlei explizites Verhalten. Die Frage, welches Verhalten angeboren ist, ist nur eine rhetorische Frage, denn zum Zeitpunkt der Geburt haben wir schon neun Monate Lern- und Anpassungsprozesse hinter uns.

Was ein Baby im Mutterleib erlebt, wie es seine Umgebung wahrnimmt und wie es sich daran anzupassen versucht, ist nicht nachvollziehbar. Eng, feucht, dunkel, dumpfes Pochen, Blubbern, eine sich willkürlich ändernde Umgebung, mal kopfüber, mal anders herum, durchströmt von den seltsamsten Stoffen in vielfältigsten Dosierungen. Also schön, stelle ich mir anders vor.

Montag, 27. Juli 2009

Reframing.

Eines Tages lief das einzige Pferd eines Bauern weg. All seine Nachbarn riefen, wie schrecklich das sei, aber der Bauer meinte nur, 'vielleicht'. Ein paar Tage später kehrte das Pferd zurück und brachte zwei Wildpferde mit. Die Nachbarn freuten sich alle über sein günstiges Geschick, aber der Bauer sagte nur, 'vielleicht'. Am nächsten Tag versuchte der Sohn des Bauern, eines der Wildpferde zu reiten. Das Pferd warf ihn ab, und er brach sich ein Bein. Die Nachbarn übermittelten ihm alle Ihr Mitgefühl für dieses Mißgeschick, aber der Bauer sagte wieder 'vielleicht'. In der nächsten Woche kamen Rekrutierungsoffiziere ins Dorf, um die jungen Männer zur Armee zu holen. Den Sohn des Bauern wollten sie nicht, weil sein Bein gebrochen war. Als die Nachbarn ihm sagten, was für ein Glück er hat, antwortete der Bauer, 'vielleicht'.

Unglück ist eine Frage des Kontexts. Verschiebt sich der Kontext, verschiebt sich die zugewiesene Bedeutung.

Ich darf mir den Bauern nicht als emotionslosen, stoischen Menschen denken, sondern als einen, der sich seine Zufriedenheit, sein inneres Glück bewahren gelernt hat.

Freitag, 24. Juli 2009

Alles ist gut.

Aufwachen und spüren: alles ist gut. Es ist tatsächlich gut. Hier und jetzt.

Erst als ich heute Mittag ein Wunschziel für einen NLP-Selbstversuch gesucht habe, entdeckte ich meine Wunschlosigkeit. Ich bin völlig zufrieden im Jetzt. Ich mache, was ich mache. Ich lerne NLP, beschäftige mich mit östlicher Philosophie, mit Meditation, Yoga und ähnlichem. Alles Soll, Muß, Würde und Könnte ist aus meinem Kopf gefegt. Ich folge meiner Intuition, die mich momentan kreuz und quer durch mentale Techniken und spirituelle Praktika treibt.

Eigentlich ist es ein Armutszeugnis, erst nach über vierzig Jahren rauszufinden, wie sehr sich der eigene Geist formen läßt. Tue ich es nicht selbst, übernimmt diesen Job die Umwelt. Und was von den zwei Alternativen ist da wohl die vernünftigere?

Angekommen fühlen und doch in Bewegung sein. Schön.

Chris Frith: Making Up the Mind - How the Brain Creates Our Mental World

Seit man Vorgänge im Hirn technisch visualisieren, dem Mensch also beim Denken zusehen kann, hat die (Neuro-)Psychologie große Fortschritte gemacht. Da und dort fehlen zwar noch sehr viele Details, aber das "Bild" ist deutlich klarer geworden.

Vorbelastet durch die buddhistische Literatur der letzten Wochen fallen mir natürlich die vielen Parallelen auf. Das, was die einen durch jahrelanges Rumsitzen aus der Innenperspektive erkundet haben, finden die anderen nun auch in der Außenperspektive vor. Abstrahiert man vom entsprechend verwendeten Vokabular, sind die Ähnlichkeiten frappant.

Fakt: Sinneswahrnehmungen werden dem Gehirn in vereinheitlichter Form übermittelt. Der Inhalt der Signale läßt keinen Rückschluß mehr zu, ob ein Signal z.B. vom Auge oder vom Ohr kam.

Das erklärt unter anderem, warum Gehirnareale andere Funktionen übernehmen können. Die Hardware ist vom Input unabhängig. Das erklärt auch, warum manche Menschen Farben hören können oder Musik sehen. Obwohl aus der Innenperspektive Hören und Sehen sich komplett anders darstellen, ist diese Unterschiedlichkeit eine erlernte Illusion.

Eines der Schwerpunktthemen meines Studiums war 'Computer Vision', also die Frage wie man Computern das Verstehen eines Bildes/einer Serie von Bildern beibringen kann. Was dem Alltagsbewußtsein so mühelos zu gelingen erscheint, ist ein außergewöhnlich schwieriger, komplexer, mehrstufiger und vor allem fehleranfälliger Prozeß. Kontrastveränderungen definieren Kanten, Kanten definieren Formen, Farben definieren Muster, Mustererkennung, Formerkennung, perspektivische Verzerrungen, Überlappungen und Verdeckungen von Formen, und und und .... allein der Prozess des Wiedererkennens eines Objekts unter einer anderen Beleuchtungssituation ist schwierig.

Die Ansätze und Methoden, die sich dafür in den letzten 20-30 Jahren als mehr oder minder optimal etabliert haben, finden sich auch in unserer Hardware wieder. Da werden genauso Kontraste analysiert, um Kanten und Formen vom Hintergrund loszulösen. Aufbauend auf seine Erinnerungen stellt das Gehirn dann Hypothesen an, was es sieht und versucht diese Hypothesen zu überprüfen.

Wenn man in die Wolken sieht, nimmt man erst nur weiße und blaue Farben wahr. Langsam differenziert man einzelne Formen, ein Gesicht erscheint vor dem geistigen Auge oder ein Tier oder anderes. Sobald man etwas zu erkennen glaubt, wird das geistige Bild lebendiger, erhält Details aus der Erinnerung. Je weniger man sich dabei anstrengt zu erkennen, um so deutlicher kann der unbewußte Konstruktionsprozeß wahrgenommenen werden.

Als die Aborigines die ersten Schiffe sahen, sahen sie seltsame Schwärme fliegender Fische. Wir sehen, was wir glauben zu sehen, d.h. wir sehen unsere Hypothesen, die sich auf unsere Erinnerungen stützen. Ist eine Hypothese nicht mehr haltbar, wird sie durch die nächste, besser passendere Hypothese ersetzt.

Donnerstag, 23. Juli 2009

Betrachtungen des Körpers.

Fast alle Elementarteilchen, aus denen die Atome meines Körpers bestehen, sind 14 Millarden Jahre alt.

Alle höheren, chemischen Elemente entstehen durch Kernverschmelzung im Inneren eines Sterns bzw. während seiner Supernova-Phase. Abgesehen von Wasserstoffatomen besteht mein Körper aus "Sternenstaub".

Keine lebende Zelle in menem Körper ist älter als 7 Jahre. Bis zu meinem Tod ist jeder Teil von mir schon unzählige Male gestorben und aus sich selbst wiedergeboren worden.

Mittwoch, 22. Juli 2009

Martin Suter: Die dunkle Seite des Mondes

Aufgeschlagen, ausgelesen.

Versucht alle, die kritisierende, urteilende Instanz auszuschalten und den Prozeß zu erleben, ohne ihn zu früh analysieren zu wollen.

Doch was passiert, wenn diese innere Kontrollinstanz ausgeschalten bleibt?

Das Buch ist quasi die Antwort auf meine Frage, warum in allen spirituellen Traditionen so viel Wert auf die Entwicklung von Altruismus gelegt wird.

Montag, 20. Juli 2009

Die Plastizität des Gehirns.

Es ist eine urbane Legende wir würden nur einen Bruchteil unseres Gehirns nutzen. Der Organismus ist stets bemüht alle Regionen zu benützen. Wird ein Areal der Großhirnrinde permanent von seinem Originalinput getrennt (z.B. durch Amputation), sterben die Neuronen nicht ab, sondern werden mit der Zeit von Nachbararealen vereinnahmt. Berührungen im Gesicht werden dann u.U. als Berührungen an ganz bestimmten Stellen des amputierten Armes empfunden ... durch optischen Defekt Blinde hören unter Umständen nach Behebung des Defekts unerträglichen Lärm und erlernen das Sehen nie wieder ...

Ich frage mich, ob ich in meinem Bild von Hirnarealen überhaupt so eine klare Trennungen der einzelnen Bereiche machen darf. Jedes Neuron bildet bis zu 10.000 Synapsen mit anderen Neuronen aus. Eigentlich ist es da völlig unwahrscheinlich, dass angrenzende Areale nicht auch deutlich überlappen. Diese Überlappungszonen würde z.B. Effekte wie die Akkupunktur erklären helfen. Die Nadel im Gesicht landet als Nervensystem-Input sowohl im Hirnareal für Gesicht, aber auch im angrenzenden Areal für das Empfinden im Arm und natürlich auch in den anderen angrenzenden Arealen. Anstatt klarer Grenzen: ein subtiles Ineinanderverwobensein abhängig von örtlichen Gegebenheiten (Nachbarschaft).

Nullius in verba.

"Nullius in verba" (nach niemandes Worten) ist das Motto der Londoner Royal Society. Wissenschaft ist der Objektivität und damit der Wiederhol- und Überprüfbarkeit verpflichtet.

Nullius addictus iurare in verba magistri.
- Horaz

Ich schulde den Worten keines Meisters blinden Gehorsam.

Leider habe ich gerade nicht die entsprechende Stelle im Pali-Kanon parat, aber in einer seiner ersten Lehrreden sagte Buddha in etwa Folgendes: Glaube nicht einmal mir - überzeuge Dich selbst.

Sonntag, 19. Juli 2009

Die Macht der Geschichten.

Statt Zeitungen sollten wir Märchen und Sagen lesen. Unmerklich legen sie ihre Samen in unser Unbewußtsein und transformieren uns zu besseren Menschen.

Dem Unterbewußtsein ist es egal, ob etwas erlebt oder erlesen wird. Sobald man mit Herz und Seele in eine Geschichte eintaucht, verankert sie sich auch im Gedächtnis und beeinflußt uns nachhaltig.

NLP.

Das Thema NLP gefällt mir immer besser. Leider ist das 'User Manual' in Englisch, was bei Experimenten doch etwas grübeln verursacht. Wie überträgt man z.B. die typisch englischen Negierungsnachsätze wie "do you?", "don't you?" etc.pp. sauber ins deutsche Sprachmodell? Methodisch wichtig ist die Kürze und der Fragencharakter.

deutsches Beispiel:

Du fühlst Dich jetzt besser, oder?

Der Fragencharakter irritiert das Bewußtsein. Anstatt den Befehl im ersten Teil wahrzunehmen, löst die Frage ein Nachfragen im Inneren aus. Anstatt an seinem Standpunkt festzuhalten, fühlt/horcht/sieht der Angesprochene in sich hinein (Trance). Im Hintergrund versucht das Unterbewußtsein sein Möglichstes dem Befehl nachzukommen und gibt entsprechende Antwort.

Genaugenommen funktionieren solche Sätze natürlich auch geschrieben, zumindest wenn er von jemandem kommt, dem man vertraut. Das Fettgedruckte soll den irritierenden Charakter verstärken und das Bewußtsein noch schnell auf die Frage hinlenken.

Ein deutsches Lehrbuch muß her. 'Der große Zauberlehrling' von Alexa Mohl sieht mit seinen über 900 Seiten genau richtig aus. Die Bestellung ist draußen, die nächste Woche damit gerettet. An meinen Kommunikationsfähigkeiten wollte ich sowieso auch arbeiten.

Samstag, 18. Juli 2009

The Magic of Car Driving.

Schon mal darüber nachgedacht, warum man selbst im dichtesten Straßenverkehr in Gedanken versinken kann und man trotzdem keinen Unfall baut?

Schon mal probiert ganz bewußt autozufahren? Also jeden Handgriff, jedes winzigste Detail der Sinnesrückmeldungen (z.b. die Hand muß noch 2mm weiter links um mittig am Schalthebel zu liegen, da und dort ist jenes Schild, Gaspedal ist halbdurchgedrückt, Vorsicht auf den Kollegen da drüben) bewußt wahrgenommen? Geht gar nicht. In den Scheinwerfer des Bewußtseins passen nur 7 (+/-2) geistige Objekte gleichzeitig. Viel zu wenig, um "professionell" autozufahren. Man muß es erst lernen und lernen heißt Bewußtsein auf etwas richten und einüben.

Das Hirn ist ein Wunderwerk autonomer, unbewußter Prozesse. Selbst die kompliziertesten Abläufe kann man sich einprägen und dann unbewußt aufgrund von externer oder internen Triggern ablaufen lassen (schwache Trigger, die das Bewußtsein nicht anlocken). Man kann "wortwörtlich" wie im Schlaf autofahren, aber eben nicht nur das. Im Grunde läuft alles unbewußt ab. Das Bewußtsein schaut nur hier und da mal vorbei (richtet seinen Scheinwerfer auf was), um sich nach dem Stand der Dinge zu erkundigen, gegebenfalls Abläufe upzudaten oder wenn etwas mal dringlich ist (z.B. Druck auf der Blase zu groß. Hallo? Großhirn?).

In dieser Hinsicht ist Vertrauens auf den autonomen Prozess äußerst wichtig. Wenn etwas "sitzt", ist jeglicher Zweifel daran äußerst kontraproduktiv, da es den Automatismus immer wieder unterbricht.

Das Unterbewußtsein, so wie Freud es sah, existiert nicht.

Weiters existiert kein Teil unseres Körpers der nicht irgendwie mental beeinflußt werden kann. Es ist nur eine Frage des Wie. Adrenalin kann ich zwar nicht durch den Gedankenbefehl "Bitte jetzt Adrenalin ausschütten" produzieren, aber durch entsprechende Visualisierungen und Kontemplationen kann ich mich in einen adrenalin-geschwängerten Gemütszustand begeben. Dem Hirn ist es grundsätzlich egal, ob der Input von Außen oder von Innen kommt. Es behandelt beides gleich, wenn man sich eine Szene nur lebhaft genug vorstellt bzw. sie in sich "Realität" werden läßt (daran glaubt -> Placebo-Effekt).

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Schön langsam greift eine Erkenntnis in die andere. Das sich mit NLP in zehn Minuten sogar Phobien heilen lassen, wundert mich nicht. Was dabei sehr deutlich wird, ist wiederum der Unterschied von östlicher und westlicher Mentalität. Die "Ossis" lösen das Problem der Automatismen durch Aufmerksamkeit direkt an seiner Wurzel. Schalt' die Automatismen aus und schau hin, ist die Botschaft. Aber das Ausschalten der Automatismen ist ein äußerst langwieriger und anstrengender (obwohl ziemlich sicher viel lohnender) Weg. NLP geht da den Weg der Minimalisten. Wo liegt das Problem? Was soll anders sein/werden? Ziel- und problemorientiert greift NLP in die Automatismen ein und modifiziert sie nur soweit, das das Problem nicht mehr auftritt.

Ein netter Nebeneffekt von NLP: man wird sich endlich mal bewußt, wie stark wann und wo versucht wird zu manipulieren. Das Bewußtsein anlocken ist der erste und allerwichtigste Schritt. Erst wenn das Bewußtsein angelockt werden konnte, kann man sein "Cookie" reinlegen. Ein logisch-irritierender Satz in einer Werbung lockt mich z.B. leicht an. Wie meinen die denn das? Und schon sitzt man in ihrer Falle. Während man grübelt, werden subtil weiter Information eingeschleusst. Man sieht sich den Rest der Werbung an. Läßt es wirken. Grübelt. Automatismen greifen und hinterlegen heimlich die entsprechenden, positiven Objektbezüge im Gedächtnis. Da denkt man noch, man wäre unbeinflußbar von Etwas, doch gerade durch das darüber Nachdenken rutscht so nebenbei allerlei mit. Es wird uns mitaufgedrängt und es kostet viel Aufmerksamkeit es nur zu merken.

Was ist Hypnose?

Wenn das Bewußtsein seinen Fokus nach Innen verlagert und die Umwelt ausblendet, dann ist das ein hypnotischer Zustand. Grübeln, Tagträumen, Zusammenhängen nachspüren, Reflektieren - all das sind hypnotische Zustände und weit davon entfernt keine Kontrolle über die eigenen Gedanken zu haben.

Was der Hypnotiseur macht, ist, das er den Patienten anleitet, sich in einen bestimmten, hypnotischen Zustand zu versetzen, also praktisch einen bestimmten Tagtraum zu erleben. Mit Worten induziert er Bilder und regt aktiv zu bestimmten Gedanken an. Der Mensch denkt dann genauso frei darüber nach, so wie er sonst auch jeden Tag unzählige Male in ähnlichen Zuständen (ganz in Gedanken) weilt und denkt.

Um die inneren Fähigkeiten und Kräfte zu mobilisieren, braucht's denn Hypnotiseur nicht. Jeder Lernvorgang, jedes Konzentrieren auf ein geistiges Objekt ist Hypnose. Für ein Weilchen zieht sich der Geist von der Umwelt zurück, grübelt bis zum "Ah-ja-klar" und kommt dann wieder zurück. Je stärker sich der Geist dabei von der Umwelt abschotten kann, umso effektiver kann er dabei arbeiten.

Nie sollte man restlose Klarheit fordern.

Seit ich diesen Satz (siehe Titel) vor ein paar Tagen im Flüchtigen Blog gelesen habe, taucht er immer mal wieder in meinen Gedanken auf. Er ist ein wunderbares Beispiel wie sehr Ost und West in ihrem Denken verschieden sind.

Der westliche Geist interpretiert diesen Satz fälschlicherweise als Äquivalent von 'was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß'. Lieber unwissend bleiben. Der eigentliche, dem östlichen Denken entsprungene Sinn ist jedoch: fordere nicht restlose Klarheit, denn diese kann dir Dein Gegenüber nicht geben. Auch wenn Dein Gegenüber völlig ehrlich ist, kann es Dir höchstens seine relative Wahrheit, seine Hypothese über die Ursachen erklären und dabei bleibt nicht nur ein "Rest" Unklarheit, sondern diese Hypothese kann komplett falsch sein. Kennst Du alle Deine Konditionierungen? Alle Deine Projektionen? Das, was Dich über Jahrzehnte zu dem gemacht hat, was Du bist? Weisst Du wie Du denkst? Wie Du kategorisierst? Wie Du filterst?

Das jeder von uns in seiner eigenen Welt lebt, ist nicht nur eine Metapher, sondern eine (traurige) Tatsache. Wir glauben zwar, wir wären wie eine Art multimedialer Videorekorder, der alles objektiv erfasst und abspeichert, aber dem ist leider nicht so. Unsere Speicherkapazität ist zwar ungewöhnlich hoch, aber sie ist viel zu niedrig als das wir die Millionen von Bits an Sinneswahrnehmungen, die in jeder Sekunde auf uns einprasseln, abspeichern könnten. Alles, was wir im Kopf erzeugen und auch abspeichern können, ist eine sehr vereinfachte Version der Welt wie sie sich uns darbietet. Wie die geistigen Objekte erzeugt und kategorisiert werden, hängt rein vom subjektiven Bezugsrahmen (Erinnerungen, Glaubenssätze, Werte, Prioritäten etc. also den geisten Objekten) ab.

Das Bewußtsein fasst nur 7 (+/- 2) geistige Objekte. Egal wie komplex unsere Umgebung auch ist, nur max. 9 Objekte können wir konkret im Bewußtsein halten (gewahr sein) und erst wenn wir etwas gewahr sind, können wir es auch abspeichern bzw. geistige Operationen damit durchführen. Von den Millionen Bits an Sinnesinformationen dringt also nicht viel in unser Gewahrsein ein. Und das, was eindringt, ist auch nur eine Hypothese, ein sehr, sehr vereinfachtes und unbewußt interpretiertes Abbild, das unsere ganz eigene Perspektive widerspiegelt.

Alfred Korzybski beschreibt unseren Grundirrtum, also dieses interpretierte, schwache und hypothetische Abbild für die Wirklichkeit selbst zu halten, so:

Die Landkarte ist nicht das Gebiet.

Egal wie genau wir auch auf's Detail sehen, wir schauen immer auf die Karte und nie auf das Gebiet selbst. Unsere Gehirne sind schlicht nicht dafür konstruiert die Wirklichkeit selbst zu sehen. Wir brauchen diese automatischen Filter-, Abstrahierungs- und Kategorisierungsfunktionen, um der Informationsflut überhaupt Herr zu werden.

Die Landkarte besteht aus all den unzähligen, geistigen Objekten und ihren Kreuz- und Querverbindungen im Gedächtnis. Dabei sind diese geistigen Objekte nicht statisch, sondern können auch bewußt verändert werden. Was siehst Du, wenn Du an einen bestimmten Menschen denkst? Welche Erinnerungen kommen auf? Wie genau sind diese Erinnerungen? Versuche in Gedanken auf körperliche Details (z.B. die Augen) zu zoomen. Egal wie genau das Bild ist, in vielen Bereichen bleibt es vage bzw. es werden fehlende Teile einfach dazu interpretiert.

Bestellungen ans Universum, Konditionierung des Unterbewußtseins etc. pp. - eigentlich geht es stets darum, diese geistigen Objekte im Kopf zu modifizieren, damit sich im wahrsten Sinn des Wortes daraus eine "neue Welt" erhebt. Ein wirklich ausgewachsener Werkzeugkasten (und ein sehr stimmiges Erklärungsmodell) , um diese geistigen Objekte zu modifizieren, ist NLP. Die Methoden sind direkt, helfen innerhalb kürzester Zeit und sind leicht selbst anwendbar. Ein wenig googlen, lesen und experimentieren sollte überzeugen.

Mit Entzauberung hat das nichts zu tun. Ganz im Gegenteil. Eigentlich ist es pure Magie.

Freitag, 17. Juli 2009

Bodenhamer, Hall: The User's Manual For The Brain

Und weil der Tag noch nicht vorüber ist, tauche ich noch ein wenig in die Wunderwelt NLP (Neuro Linguistic Programming) ein. 'User Manual' trifft es wirklich auf den Punkt: Lesen, ausprobieren, funktioniert.

T. Braun: Kurzlehrbuch Physiologie

Die Hardware des Menschen fasziniert mich immer wieder. In jedem Detail steckt soviel Komplexität, das man nur Staunen kann, das das als Ganzes überhaupt funktioniert. Angesichts dieser Ingenieurleistung verblasst aller 'Tand aus Menschenhand'.

Weiters gelesen: Atlas of morphology and functional anatomy of the brain (Springer / 2006)

Uff. Eigentlich müssen wir heilfroh sein, das unser Schädel nicht durchsichtig ist. Anblick ist das im Detail wirklich kein schöner.

Saccadic masking: Das Aha-Erlebnis des Tages verdanke ich dem 'Saccadic masking'-Effekt, der bewirkt, das während schneller Augenbewegungen die visuelle Wahrnehmung abgeschaltet wird. Musterbeispiel: in einem Spiegel kann man die eigenen Augen nicht in Bewegung sehen. Sie erscheinen immer bewegungslos und starr, egal wie oft man hin und wieder weg sieht. Irgendwie unheimlich. Obwohl Sehen als kontinuierlicher Prozess wahrgenommen wird, ist er eigentlich sprunghaft. Auch wenn das Auge nicht neu fokussiert, dauert es stets einen kurzen Moment bis man nach einer Augenbewegung etwas wahrnimmt.

Donnerstag, 16. Juli 2009

Jon Kabat-Zinn

Auf der Suche nach Literatur über die klinische Anwendung von Meditation bin ich auf die Bücher von Jon Kabat-Zinn gestoßen, dem Gründer einer Streßklinik in den USA. Trotz der dämlichen Titel sind "Gesund durch Meditation" und "Im Alltag Ruhe finden" zwei kleine Perlen. Es klickt weiter und weiter in meinem Kopf. Immer öfter gleichen Textpassagen eigenen Gedankengängen der letzten Tage oder Wochen.

Die Natur der Wirklichkeit.

Raum und Materie sind ein untrennbares, ständig im Fluß befindliches Kontinuum, das überall existiert, und in dem Partikel als Verdichtungen dieses Flußes in Erscheinung treten.

Was sich wie mystischer Unsinn liest, ist das Weltbild der modernen Physik, also das, was sich mit unseren heutigen Werkzeugen experimentell überprüfen läßt.

Dienstag, 14. Juli 2009

Wolf Singer: der Beobachter im Gehirn

Singer's Essays zeichnen ein klares Bild der modernen Hirnforschung (Stand: 2002). Es wird immer deutlicher, das sich unser intuitives Konstrukt der Trennung von Geist und Materie nicht halten läßt.

Wie paßt das mit der Innensicht zusammen? Die Erlebnisberichte von Meditierenden aller Zeitalter und Traditionen weisen zuviele identische Merkmale auf, um als "Träumereien" abgetan zu werden. Was ist dieser Geist, der sich in allem erkennt und der ewig und bewußt ist? Der faktisch die treibende Kraft hinter jeglicher Art von Evolution (biologisch/kulturell) ist?

Wo ist Platz für das Karma? Wenn ich mich als autonomer Agent in einem evolutionären Prozeß wahrnehme, ist klar, das mein gesamtes Tun diesen Prozess beeinflußt. Evolution hat sich längst von seinen langsamablaufenden, biologischen Mechanismen losgelöst und hat sich der Macht des Geistes angeschlossen.

Wer wirklich verantwortungsvoll handeln will, setzt nicht zehn Kinder in die Welt, um die er sich angesichts heutiger Umstände wahrscheinlich gar nicht entsprechend kümmern kann, sondern er denkt, kommuniziert und lebt die Werte, die ihm wichtig sind und inspiriert damit andere.

Sind die Prinzipien des Karma doch nur eine Erziehungsmaßnahme, die die Unwissenden, die sich noch nicht selbst als "der große Geist" erlebt haben, zu altruistischen Verhalten anspornen soll?

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Das im Titel erwähnte Buch von Wolf Singer ist übrigens ein richtiger Augenöffner in vielerlei Hinsicht. Uneingeschränkt empfehlenswert.

Freitag, 10. Juli 2009

Wo ist der Geher, wenn er nicht geht?

Wir sind so vernarrt in unsere Sprache, das wir gar nicht erkennen, auf welch wackeligen Beinen sie steht. Geher und Gehen bedingen sich. Trennt man Substanz von Merkmal löst sich beides in Nichts auf.

Trifft Ich auf Du, entsteht von Zauberhand ein Wir (ganz ohne Sex!)
Der Tisch findet sich nicht in seinen einzelnen Teilen.

So wenig wie es Geher, Gehen, Begangenes als solche geben kann, so wenig gibt es Seher, Sehen und Sichtbares als solche.

Wir etikettieren die Wirklichkeit. Wir zerteilen sie in statische, künstliche Begrifflichkeiten mit willkürlich gezogenen Grenzen. Wann wird Ursache zur Wirkung? Wo und wann passiert der magische Sprung?

Hirnforschung und Meditation. Ein Dialog.

Wolf Singer, ein Hirnforscher, im Dialog mit Matthieu Ricard, einem ehemaligen Molekularbiologen, der zum buddhistischen Mönch wurde.

Link zu Details

Nach den alten Texten der letzten Zeit war ein sachlichnüchterner, moderner Text längst überfällig. Was sagt die Hirnforschung zum Phaenomen Meditation (also die Außenperspektive) und wie sieht es der moderne Buddhist? Wenn man sich unter einem Dialog oberflächliches Geplauder vorstellt, so wird man "enttäuscht". Obwohl nur 134 Seiten kurz, so ist dieses kleine Büchlein doch vollgepackt mit ausgesprochen interessanten Einsichten und Perspektiven. Aufgemacht und bis zum Schluß nicht mehr zugeklappt. Allemal ein Lesetipp!

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Ich muß mir immer und immer wieder vor Augen führen, das es kein Ich, als zentrale materielle Instanz, in meinem Gehirn gibt. Das, was sich als Eins anfühlt, ist biologisch betrachtet eine Art magisches Gruppenbewußtsein, das vielfach parallel und meist nur lose gekoppelt (nicht synchron) arbeitet. Engere Kopplung von Arealen untereinander (Gamma-Wellen) entsteht durch Aufmerksamkeitslenkung.

Es ist als würde sich ein Handschuh dagegen wehren, angezogen zu werden.

Wie lernt man lieben? In dem man liebt. Wie lernt man Freundlichkeit? Über Freundlichkeit. Wie lernt man Güte? Durch Güte. Wer das Glück hat, in einem entsprechenden Umfeld zu leben, also im Umfeld von Menschen, die diese Qualitäten entwickelt haben, lernt intuitiv. "The rest of us" hat ein Problem, denn wir lernen immer intuitiv von unserer Umgebung. Nur weil alle rundum die Ellbogen einzusetzen scheinen, rechtfertigt das nicht, es ihnen gleich zu tun. Wenn man die positiven Qualitäten nicht intuitiv (durch spiegeln) lernen kann, kann man sie trotzdem kultivieren.

Donnerstag, 9. Juli 2009

Raja Yoga / II.

Und noch zwei kurze Auszüge:

Wenn zum Beispiel jemand zu euch sagt: „Du Esel!“, dann hat dies in der Wirklichkeit keine Korrelation. Ihr habt deswegen weder längere Ohren noch ein graues Fell. Ihr könntet jetzt darüber stehen und einfach denken, derjenige, der das sagt, hat seinerseits ein irriges Verständnis. Aber trotzdem beeinflußt es einen irgendwie. Oder wenn einem jemand sagt: „Das ist nicht richtig gemacht“, dann reagieren wir unsererseits nicht nur mit der neutralen Feststellung: „Aha, der hat gesagt, das ist nicht richtig gemacht“ – denn seine Aussage kann ja entweder korrektes oder irriges Wissen widerspiegeln. Für uns ist es gleichzeitig noch etwas anderes, nämlich Lob oder Tadel. Man ärgert sich darüber oder fühlt sich in Frage gestellt, getadelt – nicht unbedingt in jeder Situation, aber ab und zu passiert es einem schon. Das ist Vikalpah. Wir identifizieren uns mit den Worten. Wir nehmen nicht nur die Worte als solche und überprüfen den Wahrheitsgehalt, sondern wir identifizieren uns mit der Aussage, wir beziehen die Worte auf uns selbst, denn das Ego hat den Wunsch nach Bestätigung.

[...]

Shanmug, ein langjähriger Yogalehrer, der hier als Gastreferent gelegentlich Seminare gibt, bringt immer einige Elemente aus der Psychologie in seine 20jährige Yogalehrerpraxis ein. Letztes Mal, als er hier war, sprach er darüber, daß es nach den Erkenntnissen der modernen Psychologie einige wenige sinnlose Grundüberzeugungen sind, die viele Menschen unglücklich machen. Eine dieser Grundüberzeugungen ist: „Ich muß alles richtig machen, ich muß vollkommen sein, sonst ist alles schlecht“. Das ist dieser Perfektionismus. Aber kann man wirklich vollkommen sein? Man kann nur vollkommen sein, wenn man seine Ansprüche sehr niedrig ansetzt und nur wenig tut. Dann ist man darin vollkommen. Wenn wir unsere Ansprüche hoch setzen und viel machen wollen, können wir nie vollkommen sein. Unser Ziel ist die Selbstverwirklichung. Bis dahin gibt es unglaublich viel zu tun. Es ist also besser, eher viel zu tun und das weniger perfekt. Das macht auch demütig.

Gerade fällt mir auf wie banal und egozentrisch das Wort Selbstverwirklichung heute verwendet wird. Heute nennt es sich schon Selbstverwirklichung, wenn man nur sein Leben halbwegs eigenständig gestaltet. Die Werbung spricht von Selbstverwirklichung in diesem und jenem - es ist einfach nur verrückt, wenn man an die Ursprungsbedeutung denkt, die weit jenseits von Egozentrik liegt.

Raja Yoga.

Heute mal ein wenig Yoga-Literatur.

Ein anderes Beispiel ist die Geschichte von der Frau, die einen wertvollen Ring von ihrem Mann geschenkt bekommt, den sie sich schon lange gewünscht hat und der ihr immer besonders gut gefallen hat. Warum ist die Frau in dem Moment glücklich, wo sie das Geschenk auspackt und den Ring sieht? Nicht wegen des Rings an sich – sonst bräuchte sie künftig nur noch den Ring zu tragen und ihn anzuschauen, um immer glücklich zu sein. Auch nicht, weil der Mann, an sie gedacht hat („Er liebt mich doch...!“), denn sonst bräuchte sie ja nur immer mit ihm zusammenzusein. Natürlich ist sie auch darüber glücklich, denn es nimmt ihre Ängste und befriedigt ihr Bedürfnis nach Liebe. Aber das allein ist es nicht. In Wirklichkeit ist sie glücklich, weil ihr Wunsch erfüllt ist. Und weil ein großer Wunsch erfüllt ist, sind im Moment keine anderen Wünsche da und sie kommt zur Ruhe. Die anderen Vrittis kommen weitgehend zum Stillstand, so daß die Freude des wahren Selbst durchscheinen kann. Weil wenig Gedanken da sind, strahlt das Glück des Selbst heraus.

[...]

Viele Menschen benutzen ihr logisches Denken nicht, um tatsächlich zu Schlüssen zu kommen, sondern um ihre emotional bedingten Haltungen und Einstellungen zu rechtfertigen. Ein typisches Beispiel sind hypnotische Experimente. Jemand führt eine Handlung aus, die ihm unter Hypnose suggeriert wurde und findet dann im Nachhinein eine logische, rationale Erklärung dafür, warum er das tut. Unser Geist ist oft nicht wirklich rational. Wir benutzen unser logisches Nachdenken selten dazu, wirklich die Wahrheit über die Dinge herauszufinden, sondern eher, um etwas irgendwie rational erscheinen zu lassen, das eigentlich nicht rational ist.

aus: Kommentar von Sukadev Volker Bretz zu den Raja Yoga Sutras von Patanjali

Der Rest ist natürlich auch lesenswert.

Mittwoch, 8. Juli 2009

Kreativität.

Link: Kreativität ist ein Bewußtseinszustand

... und wieder einmal hat etwas klick gemacht.

Das sich das Frequenzspektrum vom trögen Weinglas zum symbolischen Männchen beim 'Awakened Mind' verwandelt, empfinde ich dann aber doch als ein bischen zuviel des Guten. Hallo mein Freund, hier winkt ein Scheunentor. Da besoffen, dort wach. Die Flowmomente, die kreativen Funken, wenn alles mühelos sich löst - da blinzelt der Schlitzäugige in mir.

Mein Affe tobt mal wieder wie verrückt quer durch alle möglichen Themen. Das Ziel ist zwar nun klar, doch tausende Wege führen nach Rom und warum gerade einen holprigen Weg voller Umwege gehen, wenn es sich auch vermeiden läßt? Der ehrgeizige Minimalist sein seltsames Spiel.

Eigenheit.

Eins kann der Mensch am allerwenigsten leiden: keine Antwort.

Dienstag, 7. Juli 2009

Globalisierung

Globalisierung heißt: die Vorbeben des Wachstumshorizont zu spüren.

Fluchttendenzen.

Wie beschissen ängstlich und durchtrieben dieses Ego doch ist. Kaum bietet sich ihm die Gelegenheit, taucht es lieber in andere Wissensgebiete wie den verschiedensten Neuro-Wissenschaften ab. Ach komm, Du, das andere hat doch noch Zeit, raunt es. Hatten wir denn nicht auch schöne Zeiten? Im Grunde ist doch die Gesamtsituation nicht schlecht. Lass uns doch noch ein wenig rumschweifen.

Ruhe und Gelassenheit verführen den Wächter zur Unachtsamkeit. Momentan scheinen viele unterbrochene Handlungsfäden - meine Beschäftigung mit neuer Physik, mit Psychologie und Psychotherapie, mit Philosophie und Biologie - in einen einzelnen Handlungsstrang einzumünden. Der Stand der Neurowissenschaften gehört definitiv mal durchleuchtet, doch nebenbei, nicht im Vollfokus.

Wachsam bleiben.

Montag, 6. Juli 2009

Nachtgedanken / A.

Kraft ihres Amtes als letztgültige Erkenntnis des westlichen Denkens erklärt die Evolutionstheorie jeden Anwesenden zum Sieger.

Etwaige Unterschiede in der Behandlung und Entlohnung sind ausschließlich auf den entsprechenden Teilnehmer und dessen Wahrscheinlichkeitskonstituierung zurückzuführen und können dem Amt für Gerechtigkeitsangelegenheiten nicht in Rechnung gestellt werden.

Danke und gute Nacht.

P.S.: Information, in Formation bringen, Kommunikationskanal, Angleichung von Realitäten

Sprache.

Sprache ist das magische Ritual Scheinwirklichkeiten in Köpfe zu projizieren.

Issa ben Jussuf und der Chiastos.

Der etwas andere Blick auf Blick auf Gott und die Religion ...

Rüttelt man nur ein wenig an eingefahrenen Denkmustern (und Texte wie der obige tun dies), bleibt nur Staunen. Mögen manche Ideen auch etwas versponnen sein, in ihrer Gesamtheit finde ich unzählig neue, erfrischende Perspektiven.

Der Chiastos ist eine Transformationstechnik. Der Mensch, der ihn durchgeführt hat, ist nicht mehr derselbe, der er vorher war.

[...]

Im vorauseilenden Gehorsam das Plansoll übererfüllend arbeiteten von nun an tausende und abertausende von Mönchen und Gelehrten in den Klöstern daran, möglichst subtil und unmerkbar das Tor zum Chiastos wieder zu verschließen, zu überkleistern und zu überkleben, mit Heiligenlegenden, Moralinaufgüssen, und Katechismen. Der Chiastos wurde zum Chrestos, zum Gesalbten. Dem hatte man aber sein Fett gegeben. Und es blieb noch genügend Pomade übrig, um sie allen kommenden Generationen der Menschheit ins Auge und ins Gehirn zu schmieren.

Erfrischend bösartig.

Sein oder Nicht-Sein.

Einer der grundlegendsten Logiksätze des westlichen Denkens ist der Satz vom ausgeschlossenen Dritten: etwas ist oder es ist nicht. Jeder Begriff, jede Kategorie - schlußendlich stützt sich unser gesamtes Denken auf diesen einen Satz, auf die Fiktion von Sein und Nicht-Sein, auf dualistisches Denken.

Die Realität - ständiges Werden. Nirgendwo läßt sich ein Sein entdecken. Panda rei / alles fließt, sagt Heraklit. Die Phaenomene entstehen und sie vergehen wieder. Nichts hat Bestand, nichts entsteht aus sich selbst. Begriffe ziehen künstliche Grenzen, wo keine Grenzen sind. Unterscheidung zerschneidet die Wirklichkeit in fiktive Teile. Das geistige Spiel mit diesen Teilen ist nur ein semantisches Schattenspiel ohne Bezug zur Realität.

Im Bereich des Werdens gibt es keinen Satz von der Identität, vom Widerspruch, und vom ausgeschlossenen Dritten.

[...]

Wenn uns unsere Sprachstruktur, die Grammatik, mit ihrer alles dominierenden Form von "Subjekt-Prädikat-Objekt" suggeriert, daß da immer ein "seiendes" Subjekt sein muß, das an einem "seienden" Objekt etwas "tut", dann kann man irgendwann einmal nicht mehr den Gedanken fassen, daß es auch anders sein könnte.

[...]

Wir Menschen bilden eine Kristallisationsfläche, an der sich das Bewußte reflektiert. Wir sind die Subjektivität der Reflexion des Universums. Aber durch diese Subjektivität in keiner Weise bevorzugt oder ausgenommen, abgelöst, oder speziell. In dem Augenblick, in dem wir unsere Einheit mit dem Universum erfahren, erfüllt uns die unendliche Klarheit der Erkenntnis, die jenseits des Denkens liegt, die Prajnaparamita. Dafür gibt es keine Worte mehr, und wir sagen nur noch: Aha!

Plato war nicht konsequent genug. Er enttarnte zwar einen Teil der Wirklichkeit als Lug und Trug, aber er ließ seine "Ideen" bestehen. Dabei sind die doch am allerwenigsten real.

Das Sprach/Denksystem ist ein autonomer Prozess, der in unseren Gehirnen abläuft, von dem wir uns hypnotisieren lassen. Wir können aber diesen Prozess in seiner Automatik einfach weiterlaufen lassen, und unsere Aufmerksamkeit von dem Automatismus abwenden. Gelingt uns das, so sind wir in Nirvana eingetreten.

Der Rauswurf aus dem Paradies war das Resultat der Erkenntnis von Gut und Böse. Vor der Existenz begrifflicher Unterscheidung war bzw. ist alles paletti - sagt der schlitzäugige Dicke.

Das Visuddhi-Magga ("Der Weg zur Reinheit") liest sich zwar ausgesprochen schwer, doch die zu findenden Kuriositäten sind es allemal wert. Nun weiß ich unter anderem endlich wie man gezielt über's Wasser wandelt. Es fehlen zwar wahrscheinlich noch ein paar Lebenszyklen des Übens, aber der Trick ist zumindest durchschaut. Kochen doch auch nur mit Wasser, die Kerle.

ein bischen Literatur (Quelle der Zitate) ...

Donnerstag, 2. Juli 2009

Alternativprogramm / III.

Ich versuche mich rational an den mittleren Weg, den Weg des Erwachens, heranzutasten. Wenn es einem gelingt, in Meditation jegliches Unterscheiden aufzugeben, scheint man irgendwann wie aus einem Traum aufzuwachen.

Beim Lesen des Lankavatara-Sutra schwirrt mir der Kopf. Der Zustand nichtdualer Wahrnehmung - also Wahrnehmung ohne jeglicher Unterscheidung - läßt sich nicht in Worte fassen. Jedes Wort ist ja schlußendlich eine Unterscheidung. 'Sein' läßt sich nur in Kombination mit 'Nichtsein' denken. Ein Nachher braucht das Vorher. In welchen, sonderbaren Zustand gerät der Geist ohne Unterscheidung? Eins ist klar: alle großen Mystiker, Heilige und Propheten scheinen den Sprung in dieses "Erwachen" vollzogen zu haben. Die Texte weisen eine zu hohe Ähnlichkeit auf.

Der Kopf schwirrt. Nun wundert es mich nicht mehr, das sich aus diesem Sutra Zen entwickelt hat. Dieser Text ist ja praktisch schon eine Aneinanderreihung von dem, was später in der Zen-Praxis als Koans "erfunden" wird. Koans sind grob gesagt Fragen, die sich aus dualem Denken ergeben, und nicht-duale Antworten ("weder Sein noch Nicht-Sein", "sowohl Sein als auch Nicht-Sein") dazu. Für den gewöhnlichen Denkprozess liegt ein Paradox vor. Zwar "löst sich" das Paradox stets nach dem selben Muster, doch fehlt dem gewöhnlichen Denkprozess die Einsicht, das es wirklich so ist. Erst in der Sicht der Soheit, im Erwachen, lösen sich diese Paradoxa wirklich auf.

Dann werd' ich halt später mal Mystiker. Ist ja auch okay. Wie schrieb Lama Gendün Rinpoche?

"Ich habe keine Lebensgeschichte. Ich habe nur Tee getrunken und Tsampa gegessen".

Ein wunderbarer Satz.

Mittwoch, 1. Juli 2009

Alternativprogramm / II.

Damit die verregneten Tage nicht nutzlos verstreichen und da das Amazon-Päckchen erst gestern Mittag geliefert wurde, habe ich in der Zwischenzeit noch "Das Tibetische Buch vom Leben und vom Sterben" von Sogyal Rinpoche (eine zeitgemäße Auslegung des tibetischen Totenbuchs) und "Der kostbare Schmuck der Befreiung" von Gampopa, eine systematische Übersicht de tibetischen Buddhismus aus dem 12. Jahrhundert, gelesen.

Eigentlich sollte es für jeden Pflicht sein mindestens einmal im Leben ein Buch wie "Das Tibetische Buch vom Leben und Sterben" zu lesen und darüber nachzudenken. Es erschüttert in vielerlei Hinsicht, gibt jedoch auch Hoffnung, doch vor allem ist es eins: ein wunderbarer Ratgeber wie man leben sollte und wie man dem Sterben (dem eigenen und dem von anderen) menschlich begegnet.

"Der kostbare Schmuck der Befreiung" ist das älteste Lehrwerk des tibetischen Buddhismus, das den Stufenweg zur Erleuchtung (Mahayana / das große Fahrzeug) systematisch und umfassend beschreibt (so der Klappentext). Nun: umfassend ist natürlich relativ, aber für nur knapp 250 Seiten ist erstaunlich viel Theorie wie auch Praxis enthalten. Besonders interessant fand ich die Ausführungen bezüglich des Karma, der verschiedenen Höllenbereichen und welche Vergehen zu welchen Widergeburten führen. Lügen und Geschwätzigkeit führen z.B. in ihren schlimmsten Auswirkungen zu einer Widergeburt im Tierreich. Der, den es trifft, wird die sprichwörtliche "dumme Sau", die er schon im Leben war.

Aus den Prinzipien des Karma und dem ewigen Kreislauf der Wiedergeburten in den unterschiedlichsten Bereichen erwächst auf ganz natürliche Art und Weise Ethik, die ganz ohne Imperativen ('Du sollst ...') auskommt. Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg' auch keinem anderen zu - denn es wird Dir sonst in diesem oder in einem Deiner weiteren Leben selbst zugefügt werden.

Es braucht keinen Gott, der - gnädig oder strafend - richtet und auf dessen Erbarmen man hoffen kann. Genauso wenig läßt sich auf Erlösung durch Nichtexistenz hoffen. Es gibt keine einfache Möglichkeit zur Flucht. Erlösung muß wirklich verdient werden. Jegliches empfundene Leid ist schlußendlich nur natürliche Gerechtigkeit, ein Bußetun, auch wenn sich uns die Ursachen und Gründe nicht erschließen, weil sie zu weit in der Vergangenheit liegen.

Je mehr ich lese, umso stärker wird der Wunsch in mir, einen spirituellen Weg einzuschlagen. Wenn die Wahrheit wirklich erfahrbar ist (wie die buddhistischen Lehren sagen) - welcher Weg in die Zukunft sollte dann wichtiger sein? Frustieren mich schon die sich wiederholenden großen und kleinen Dramen in diesem einen Leben, wie frustierend ist dann der Gedanke an unzählige zu durchleidenden Menschenleben (wobei die Wiedergeburt als Mensch schon als Glück angesehen werden kann)?

Samstag, 27. Juni 2009

Jetzt.

Wenn ich mein Leben durch die buddhistische Brille betrachte, steht vieles Kopf. Immer mal wieder klickt es, erst leise, dann lauter. Eigentlich bin ich schon weit auf meinem Weg.

Zufriedenheit ist da.

Freitag, 26. Juni 2009

Alternativprogramm.

Nachdem das Wetter nicht wollte wie ich wollte, verliere ich mich nun eben in buddhistischer Literatur. Die Harvard-Vorlesungen des Dalai Lama ("Einführung in den Budhismus"/Herder) haben Lust gemacht, Buddhismus etwas allgemeiner zu untersuchen. Schulen, Geschichte, Unterschiede - Michael von Brück's gleichnamiges Werk ("Einführung in den Buddhismus"/Verlag der Weltreligonen) bietet auf über 500 Seiten einen seriös-nüchternen Überblick. Einiges ist jetzt klarer. Mein Interesse am Quellenstudium ist erwacht. Als nächstes kommen Teile des Pali-Kanons, das Visuddhi-Magga und das Lankavatara-Sutra dran. Die Motivation zu täglicher Praxis ist noch nicht hoch genug. Der eitle Affe in meinem Kopf will erst noch ein wenig beruhigt werden ...

Portia Nelson: Autobiographie in fünf Kapiteln.

1.
Ich gehe die Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gesteig.
Ich falle hinein.
Ich bin verloren ... Ich bin ohne Hoffnung.
Es ist nicht meine Schuld.
Es dauert endlos, wieder herauszukommen.

2.
Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich tue so, als sähe ich es nicht.
Ich falle wieder hinein.
Ich kann nicht glauben, schon wieder am gleichen Ort zu sein.
Aber es ist nicht meine Schuld.
Immer noch dauert es sehr lange, herauszukommen.

3.
Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich sehe es.
Ich faller immer noch hinein ... aus Gewohnheit.
Meine Augen sind offen.
Ich weiß, wo ich bin.
Es ist meine eigene Schuld.
Ich komme sofort heraus.

4.
Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich gehe darum herum.

5.
Ich gehe eine andere Straße.

Donnerstag, 11. Juni 2009

Wohin, wohin.

Gedankenversunken gehe ich auf die Dachterasse. Es dauert ein wenig bis ich mir des dumpfen Brummens bewußt werde, das über dem Innenhof liegt. Das Schlagen von Myriaden von Flügelpaaren erzeugt es. Ein knapp zehn Meter durchmessender Bienenschwarm schwebt direkt vor mir, umschließt mich dann, zieht weiter über das Dach, über die nächste Straße. Die Zeit reicht gerade noch für ein paar Schnappschüsse aus dem gegenüberliegenden Dachflächenfenster. Auf den Bildern ist kaum etwas erkennbar, aber als Erinnerungsmarker reicht es.

In Gedanken höre ich meine Mutter schimpfen. Wie kannst Du nur so leichtsinnig sein und stehen bleiben?, kreischt sie. Fiktive Belehrungen wie diese kommen stets aus dem Off. Ich stehe am Fenster, schaue auf Felder und Hügel hinaus und sie steht zetternd und mit irgendetwas klappernd - Geschirr wahrscheinlich - hinter mir irgendwo im Raum. Sie: hysterisch - ich: ruhig. Weil sie Dir nichts tun, Mam, aber in Deiner Hysterie kannst Du das nicht spüren.

Wenn man nicht in Panik gerät, sondern gelassen bleibt, dann ist diese Wolke quirrligen Lebens ein unglaublich faszinierndes Erlebnis. Es kribbelt auf der Haut, wenn sie mich berühren, doch keine läßt sich nieder, denn der Schwarm wandert. Eigentlich wie ich, denke ich, und muß schmunzeln. Wanderer grüßt Wanderer.

Gestern las ich ein Buch von Abt Muho, eines Deutschen, der in Japan ein abgelegenes Zen-Kloster in den Bergen leitet. Die Einblicke in die Zen-Praxis von Heute waren äußerst interessant.

Auf http://antaiji.dogen-zen.de findet sich übrigens die Homepage seines Klosters. Denkt man sich die Architektur des Tempels anders, könnte es genausogut ein Bergbauernhof hier bei uns sein. Das Buch, obwohl es mit vielen Romantisierungen aufräumt - oder vielleicht gerade deswegen -, hat Lust gemacht so etwas in dieser Art auszuprobieren. Antaiji reizt mich schon allein wegen seiner Größe (nur ganz wenige Bewohner), aber auch wegen der Abgeschiedenheit und der (Land-)Arbeit. Bei einem deutschen Abt fällt auch die Sprachbarriere weg.

Je länger ich den Gedanken, dort Herbst/Winter zu verbringen, festhalte, umso mehr gefällt er mir. Wäre das nicht echt genial? Zuerst mal 100 Tage auf Probe und dann weitersehen. Spricht was dagegen? Nein. Ganz im Gegenteil. Je genauer ich es betrachte, umso mehr positive Seiten entdecke ich. Zurück zur Natur, praktizierter Buddhismus, die Chance japanische Kultur direkt zu erleben und die Sprache zu lernen, das Leben in einer Gemeinschaft, und und und.

Bis Ende Juli, wo ich wegen dem Termin beim AMS wieder in Graz sein muß, darf diese "Schnapsidee" nun erstmal reifen. Heute bin ich jedenfalls davon begeistert. Das vereint viele Punkte von meiner 'Was ich schon immer mal tun wollte'-Liste in einem, ja, heute erscheint es mir geradezu maßgeschneidert.

Montag, 8. Juni 2009

Illusionen.

Wer schreibt? Ich weiß es nicht.

Was hat mich gerade so tief erschüttert? Ich habe den Text von Erich Fromm (Psychoanalyse und Zen-Buddhismus) schon Anfang 2003 gelesen - ja, ja, dachte ich damals, verstanden habe ich scheinbar nichts.

Der Text zeigt schonungslos auf, was mein bewußtes Ich ist. Ganz zwangsläufig erwächst es aus dem, was mich umgibt und aus dem, mit dem ich in Kontakt war. Erziehung liefert Filterparameter, Sprache liefert Filterparameter, Logik liefert Filterparameter. Im Grunde liefert alles, um mich Filterparameter. Manches, denkt man eben nicht (Kulturkreis/Erziehung), manches ist "unlogisch" im Sinne der hier vorherrschenden Logik (ambivalente Gefühle können deswegen so schwer wahrgenommen werden, weil die Logik verbietet, das Liebe und Nicht-Liebe/Hass gleichzeitig Eigenschaft von etwas sind), für manches gibt es keine eigenen Worte oder die Syntax der Sprache beschränkt die Abstraktion.

Dieses bewußtwahrgenommene Ich ist alles mögliche, nur eben nicht Ich, nicht das, was da schlußendlich hört, was mein Innerstes ausmacht. Mit einem Schlag - das tiefe Rauschen meines Blutes weicht erst langsam aus meinen Ohren - erfüllt mich wortloses Verstehen. Wie nichtig sind diesen inneren Kämpfe. Da fechte nicht Ich, sondern da fiecht mein sich seiner Umgebung angepasster Organismus Scheinkämpfe, macht unnötige Drahtseilakte. Das Bewußtsein ist die Illusion. Das Ich versteckt sich wo anders.

Wer bin ich? Ich weiß es nicht. Ich zerreisse die Schleier und weiß, was ich nicht bin, nämlich genau diese Illusion, die hauptsächlich ein riesiges Aktion/Reaktion-Netzwerk ist, ein kulturell- und umgebungsbedingtes Etwas, das Empfindungen zuläßt, verstärkt oder unterdrückt. Mein Ich liegt viel tiefer. Mein Ich ist dieses Bauchgefühl, das weiß ohne bewußt zu wissen.

"Das, was Es war, soll Ich werden." Dieser Satz, diese Devise, die Fromm Freud zuschreibt, bringt die Idee des Zen-Buddhismus auf den Punkt. Forsche in Dir nach dem, was da hört, was da sieht, was da isst, was da schläft. Der ich bisher glaubte zu sein, bin ich nicht. Wer bin ich?

Warum hat mich diese Erkenntnis gerade so erschüttert? Fromms Analyse ist brilliant, keine Frage, aber brilliant ist sie mir sicherlich schon damals vor ein paar Jahren erschienen. Warum kann es mich jetzt so durch und durch überzeugen, ja geradezu umhauen, gleichzeitig das Traurigste und Freudigste sein seit langen Monaten? Für einen Moment war ein Erkennen da, ein schreckliches Realisieren wieviel Zeit und Energie ich schon verschwendet habe, wie sinnlos das doch alles war.

Ebenso: wie lächerlich komisch ist das alles. Das stolze Ich mit seiner ach-so-großen Freiheit. Jegliches Abstrahieren, alles Kategorisieren, alle Logik - Illusionen und Täuschungen, Automatismen. Wärme durchströmt mich. Wie lächerlich komisch, wenn man die Perspektive wechselt, wie lächerlich komisch ist das alles. Aufgeblasen stolziert das Ich herum und glaubt von sich es sei der Wesenskern. Wie lächerlich komisch.

Ich fühle mich freier. Erst jetzt erahne ich langsam wie durch und durch abhängig, illusionär und im Grunde starren Regeln folgend mein bewußtes Denken wirklich ist. Alles, was nicht zu den Filtern passt, gelangt erst gar nicht ins Wach-Bewußtsein, aber es ist nichtsdestotrotz unverleugnungsbar da, hat mehr reale Existenz als jeder aus Kategorien entstandener, bewußter Gedanke.

Ha, ha, ha.

Sonntag, 7. Juni 2009

Philip Kapleau: Die drei Pfeiler des Zen

Wenn ein Buch in der fünfzehnten (deutschen) Auflage erscheint, muß etwas dran sein. Eigentlich für die am nächsten Wochenende startende Reise gedacht, wollte es nach dem ersten Reinschmökern am Freitag nicht mehr aus der Hand. Resümee: Wow!

Obwohl ich schon einige Bücher zu diesem Thema gelesen habe, verstehe ich erst jetzt wie Zen-Buddhismus in der Praxis funktioniert. Die meisten anderen Bücher theoretisieren viel zu sehr oder reinterpretieren, dabei ist praktizierter Zen-Buddhismus keine Frage der Theorie, sondern der Selbsterfahrung. Durch die Einzelgespräche (Dokusan) von 10 Schülern mit ihrem Meister erhält man tiefen Einblick in die Probleme und Problemchen, die sich in der realen Praxis ergeben und wie damit umgegangen wird. Die detailierten Selbsterfahrungsberichte von unterschiedlichen Charakteren im Anschluß beantworten zusätzlich viele "wie genau"-Fragen aus der Innensicht des Praktizierenden. Wie genau mache ich das? Welcher Weg hat schließlich zum Ziel, der Selbstwesensschau (Satori), geführt?

Auf der Reise werde ich mir Zeit nehmen, Zazen zu üben. Wenn es überhaupt irgendwo eine Antwort gibt, dann findet sie sich dort in mir.

Sonntag, 31. Mai 2009

Random Thoughts.

Genuß ist schlußendlich völlig subjektiv. Die geringsten Dinge können den edelsten Genuß bergen, wenn man leise genug ist, um ihn zu entdecken.

Samstag, 30. Mai 2009

Resümieren.

Du bist in diesem Jahr viel menschlicher geworden, sagt sie. Stunden später hallt dieser Satz noch immer nach. Wer war ich vor einem Jahr? Wer bin ich heute? Was habe ich in dieser Zeit gelernt?

Meiner Selbstwahrnehmung fehlt Kontinuierlichkeit. Mal bin ich so, dann so, dann wieder anders. Wenig ist konstant, außer das ich ständig irgendwie auf der Suche bin. Wissen jeglicher Art zieht mich magisch an. Den Dingen auf den Grund gehen. Im letzten Jahr konnte ich genau das ausleben. Rausfinden, "was die Welt im Innersten zusammenhält". Die neuste Physik ist faszinierend. Langsam bin ich mathematisch fit genug, um die Theorien zu verstehen. Wenn Gott und unsere Seele irgendwo wohnt, dann dort im Winzigsten, wo eine seltsame Art von Chaos regiert.

Nach dem Ausflug in die Physik und einem kurzen Freshup im eigenen Fachgebiet ging es weiter wiedermal zurück zu Zen, dann zu existentieller Psychotherapie, griechischer Mythologie, zurück zu Fred, Jung, Frankl, Miller, Satre und Camus. Nietzsche und Dostojewski liegen am Nachtisch. Es ist eigenartig diese Texte nach so langer Zeit wieder zu lesen. Vieles sehe und verstehe ich heute anders, breiter und tiefer. Obwohl der Mensch an seinen freien Willen glaubt, funktioniert er doch nach mehr oder weniger starren Regeln (solange er sich dieser Regeln nicht bewußt ist).

In ein paar Tagen geht es los. Die Unsicherheit, ob ich die Reise überhaupt unternehmen soll, wird größer. Macht das denn irgendwie einen Sinn? Gerade fühle ich mich doch ausgesprochen wohl in meiner Haut. Geschichte und Biologie könnte ich mir auch mal wieder näher ansehen. Ein zweites Studium oder eine fachfremde Doktorarbeit ist ja durchaus auch eine Zukunftsoption.

Ich weiß: die Reise wird mir gut tun. Während dieser Wochen kann ich weder der Welt noch mir selbst ausweichen. Ich muß aus diesem Schwebezustand, aus dieser Richtungslosigkeit, raus.

Donnerstag, 28. Mai 2009

Fjodor M. Dostojewski: Aufzeichnungen aus dem Kellerloch

Er spräche "wie nach dem Buch", wirft Lisa dem Protagonisten vor - und genauso liest sich das Buch als Ganzes: wie aus einem Psychotherapie-Lehrbuch entsprungen (was natürlich schon rein geschichtlich nicht möglich ist). Die unzureichende Sozialisierung als Waise, der ungebrochene Glaube an die eigene Grandiosität, die Verweigerung zu leben als Überlebensstrategie ... manche Sätze treffen - trotz ihrer Überzeichnung - genau ins Herz. Das Nochmallesen nach zwanzig Jahren hat sich gelohnt.

Mittwoch, 20. Mai 2009

WWW der Alpen.

Wild, Wald, Weiber.

Dienstag, 19. Mai 2009

Twoface.

Die Neugier treibt uns zu einander, die Neugier treibt uns von einander weg.

Du sollst.

Die Tage fühlen sich mühsam an. Kaum etwas interessiert. Die Gedanken tümpeln oberflächlich. Ich lebe nicht, ich warte.

Bald ist ein Jahr vorüber. Das Fehlen von Zukunftsplänen macht mich unruhig. Irgendetwas muß ich ja tun, für irgendwas muß ich doch genug Leidenschaft aufbringen können, um noch ein paar Jahre Tag für Tag daran zu arbeiten.

Über Glauben.

Ihr hattet euch noch nicht gesucht: da fandet ihr mich. So tun alle Gläubigen; darum ist es so wenig mit allem Glauben.

Friedrich Nietzsche: Also sprach Zarathustra


Glaube, der nicht auf Selbsterkenntnis fußt, ist Heuchelei.

Montag, 18. Mai 2009

Momentaufnahme.

Sie rächt sich mit intimen Details. Ich will nichts darüber wissen, will nicht daran denken, doch der Boden ist noch fruchtbar. Sie pflanzt Phantasien in meinen Bauch und für einen kurzen Moment bin ich gewillt nachzugeben. Sie reizt den Wolf und er knurrt.

Was für ein Biest.

Eitelkeit.

Werk- und Spielzeuge sind Sinn und Geist: hinter ihnen liegt noch das Selbst. Das Selbst sucht auch mit den Augen der Sinne, es horcht auch mit den Ohren des Geistes. Immer horcht das Selbst und sucht: es vergleicht, bezwingt, erobert, zerstört. Es herrscht und ist auch des Ichs Beherrscher.

(...)

Es ist mehr Vernunft in deinem Leibe als in deiner besten Weisheit.

(...)

Das Selbst sagt zum Ich: "Hier fühle Schmerz!" Und da leidet es und denkt nach, wie es nicht mehr leide - und dazu eben soll es denken.
Das Selbst sagt zum Ich: "Hier fühle Lust!" Da freut es sich und denkt nach, wie es noch oft sich freue - und dazu eben soll es denken.

- aus: Friedrich Nietzsche / Also sprach Zarathustra


Wie eitel das Ich ist. Es begreift sich als Krone und ist doch nur der Hammer. Seine Eitelkeit läßt uns Eden nicht wahrnehmen.

Sonntag, 17. Mai 2009

Schach.

Tao-hsin sprach zu seinen Schüler "Mein Leben ist wie ein Schachspiel, der Gegner ist gut. Jeden meiner Züge scheint er zu kennen, immer ist er mir einen Schritt voraus. Je besser ich werde, je mehr ich kämpfe, über das Spiel lerne: Der Gegner wird auch immer besser. Und auf einmal erkannte ich: Ich spiele gegen mich selber. Mit dieser Erkenntnis konnte ich nicht besser spielen, aber freier."

Tao-hsin sagte auch "Der Weg zur Erkenntnis ist lang, sie selber ist kurz, erfrischend und irreversibel."

Freitag, 15. Mai 2009

Koan.

Mein Lieblingskoan zur Zeit geht so:

Ein Mann fragte Tao-hsin beim Essen "Was ist die Wahrheit hinter allem." Daraufhin Tao-hsin "Nicht die Küche."

Einfach genial wie sich hier tiefstes Verständnis hinter müdem Sarkasmus versteckt.

Ich habe meine Meditationspraxis wieder aufgenommen. Das Reisen fällt ausgesprochen leicht.

Donnerstag, 14. Mai 2009

Die Pforten der Wahrnehmung

Wir leben miteinander, wir beeinflussen uns gegenseitig und reagieren aufeinander; aber immer und unter allen Umständen sind wir einsam. Die Märtyrer schreiten Hand in Hand in die Arena; gekreuzigt werden sie allein. In ihren Umarmungen versuchen Liebende verzweifelt, ihre jeweilige Ekstase in einer gemeinsamen Transzendenz zu vereinigen – jedoch vergebens. Die Natur verurteilt jeden Geist, der in einem Körper lebt, dazu, Leid und Freud in Einsamkeit zu erdulden und zu genießen. Empfindungen, Gefühle, Einsichten, Einbildungen – sie alle sind etwas Privates und nur durch Symbole und aus zweiter Hand mitteilbar. Wir können Berichte über Erfahrungen austauschen und sammeln, niemals aber die Erfahrungen selbst.

Von der Familie bis zur Nation – jede Gruppe von Menschen stellt eine Inselwelt dar, wobei jede Insel ein Weltall für sich bildet.

Die meisten Inseln haben soviel Ähnlichkeit miteinander, dass Verständnis oder sogar wechselseitige Einfühlung möglich wird. So können wir, indem wir uns unserer eigenen schmerzlichen Verluste und Schicksalsschläge erinnern, mit anderen Menschen in gleichen Umständen fühlen, können uns (natürlich immer in einem ein wenig pickwickischen Sinn) an ihre Stelle versetzen. Aber in bestimmten Fällen ist diese Möglichkeit der Kommunikation zwischen einem Universum und dem anderen unvollständig oder gar nicht vorhanden.

Der Geist ist sein eigener Ort, und die von Geisteskranken und aussergewöhnlich Begabten bewohnten Orte sind so verschieden von denen, wo gewöhnliche Menschen leben, dass wenig oder kein gemeinsamer Boden der Erinnerung vorhanden ist, der als Grundlage für Verstehen oder Mitgefühl dienen könnte. Wohl werden Worte geäußert, aber sie vermögen nichts zu erhellen. Die Dinge und Ereignisse, auf die sich die Symbole beziehen, gehören Erfahrungsbereichen an, die einander ausschließen.

Uns selbst zu sehen, wie andere uns sehen, ist eine sehr heilsame Gabe. Kaum weniger wichtig ist die Fähigkeit, andere zu sehen, wie sie selbst sich sehen. Was aber, wenn die anderen einer ganz verschiedenen Spezies angehören und ein von Grund auf fremdes Weltall bewohnen? Zum Beispiel, wie können geistig Gesunde je erfahren, was für ein Gefühl es eigentlich ist, wahnsinnig zu sein? Oder wie können wir, wenn wir nicht eben ein Visionär, ein Medium oder ein musikalisches Genie sind, je in die Welten gelangen, in denen Blake, Swedenborg, Johann Sebastian Bach sich bewegten?

(...)

Istigkeit – war das nicht das Wort, das Meister Eckhart so gerne gebrauchte? Das Sein der platonischen Philosophie – nur dass Plato den ungeheuren, den grotesken Irrtum begangen zu haben schien, das Sein vom Werden zu trennen und es dem mathematischen Abstraktum der Idee gleichzusetzen. Der arme Kerl konnte nie gesehen haben, wie Blumen aus ihrem eigenen inneren Licht heraus leuchteten und so großeBedeutung erlangten, dass sie unter dem Druck erbebten, der ihnen auferlegt war; er konnte nie wahrgenommen haben, dass das, was Rose und Schwertlilie und Nelke so eindringlich darstellten, nichts mehr und nichts weniger war, als was sie waren – eine Vergänglichkeit, die doch ewiges Leben war, ein unaufhörliches Vergehen, das gleichzeitig reines Sein war, ein Bündel winziger, einzigartiger Besonderheiten, worin durch ein unaussprechliches und doch selbstverständliches Paradoxon der göttliche Ursprung allen Daseins sichtbar wurde.

(...)

Die beseligende Schau, Sat Chit Ananda, Seins-Gewahr-seins-Seligkeit – zum erstenmal verstand ich, losgelöst von der Bedeutung der Wörter und nicht durch unzusammenhängende Andeutungen oder nur entfernt, sondern deutlich und vollständig, worauf sich diese bedeutungsvollen Silben beziehen. Und dann erinnerte ich mich einer Stelle, die ich bei dem Zen-Philosophen Suzuki gelesen hatte. »Was ist der Dharma-Leib des Buddha?« (Der Dharma-Leib des Buddha ist ein anderer Ausdruck für Geist, So-Sein, die große Leere, die Gottheit.) Die Frage wird in einem Zen-Kloster von einem ernsten Novizen gestellt. Und mit der prompten Irrelevanz eines der Marx Brothers antwortet der Meister: »Die Hecke am Ende des Gartens.« – »Und der Mensch, der diese Wahrheit begreift« fragt der Novize zweifelnd weiter, »was, wenn ich fragen darf, ist der?« Groucho gibt ihm mit seinem Stab eins auf die Schulter und antwortet: »Ein Löwe mit einem goldenen Fell«

Als ich diesen Text gelesen hatte, war er für mich nur ein verschwommen bedeutungsvolles Stückchen Ungereimtheit gewesen. Nun war alles klar wie der Tag, es war so unmittelbar einleuchtend wie Euklid.

Selbstverständlich war der Dharma-Leib des Buddha die Hecke am Ende des Gartens. Gleichzeitig aber, und nicht weniger selbstverständlich, war er diese Blumen, er war alles und jedes, worauf ich – oder vielmehr das selige, für einen Augenblick von meiner umklammernden Umarmung befreite Nicht-Ich – zufällig blickte. Die Bücher zum Beispiel, die die Wände meines Arbeitszimmers bedeckten. Wie die Blumen erglühten auch sie, wenn ich zu ihnen hinsah, in leuchtenderen Farben, Farben von einer tieferen Bedeutsamkeit. Rote Bücher gleich Rubinen, smaragdene Bücher, Bücher in weiße Jade gebunden, Bücher von Achat, von Aquamarin, von gelbem Topas, von Lapislazuli, alle Farben waren so intensiv, so zutiefst bedeutungsvoll, dass sie nahe daran zu sein schienen, die Regale zu verlassen, um sich meiner Aufmerksamkeit noch eindringlicher bemerkbar zu machen.

- aus: Aldous Huxley / Die Pforten der Wahrnehmung

Mittwoch, 13. Mai 2009

Formel.

Turn on, Tune in, Drop out!

- Timothy Leary


Turn on: „Finde ein Sakrament, das Dich zu Gott bringt und zu Deinem eigenen Körper; geh über Dich hinaus, verwandle Dich!“
Tune in: „Bleibe wiedergeboren, drücke es aus, beginne ein neues Leben, das Deine Visionen widerspiegelt!“
Drop out: „Befreie Dich vom äußeren Drama, das so ausgehöhlt und leer ist wie eine TV-Show!“

Dienstag, 12. Mai 2009

Unerwartetes Geschenk.

Als mir vor ein paar Tagen ein Kontrollmeldungstermin von AMS (Arbeitsmarktservice) für Ende Juli ins Haus flatterte, hielt ich es für einen Irrtum. Mein Ausstieg aus dem Unternehmungsgründungsprogramm hatte wahrscheinlich nur einen AMS-internen Mechanismus ausgelöst, der ohne Überprüfung des realen Anspruchs auf Arbeitslosengeld solche Mitteilungen verschickt.

Heute jedoch folgte der Bescheid vom Bundesrechnungszentrum, der meinen Leistungsanspruch bis Ende Oktober bestätigt. Wie und warum ich zu dieser völlig unerwarteten Verlängerung komme, ist mir ein Rätsel. Auch nach längerer Recherche finde ich keine passende Rechtsgrundlage dafür, aber was soll's, ich wäre schön blöd, mich darüber zu beschweren.

Montag, 11. Mai 2009

Reisevorbereitungen / Pending

Ich schiebe die Reisevorbereitungen immer weiter auf, lese lieber quer durch meine Regale. Bis Anfang Juni ist die Bilderwelt nun zwar gefüllt, bis Mitte/Ende August gähnt jedoch immer noch ein großes Loch, das vor der Abreise am 8. Juni gefüllt werden will. Die neuen Bilder erscheinen mir zwar besser als die der letzten Monate, aber so richtig zufrieden bin ich mit keinem, irgendwie ist alles nur Müll. Wenn sich in dieser Hinsicht nicht bald etwas ändern, wird es Zeit damit aufzuhören.

Beim letzten Gedanken gibt es zwar viele guten Gründe erleichtert zu sein, doch er bedrückt mich genauso. Symbolisch gesehen ist die Bilderwelt der letzte "Link" zu meinem vorherigen Leben. Es ist das, was über die Jahre übrig geblieben ist und erzählt mir viel über mich selbst.

Bruce Chatwin: Traumpfade

Obwohl ich es in den letzten 15 Jahren mehrmals in der Hand hatte, wollte es erst jetzt gelesen werden.

Indem er sie beschreibt, entsteht vor den Augen des Lesers die Welt, die er benennt. Insofern tut Chatwin etwas ähnliches wie die Ahnen der Aborigines.

- Martina Konz

Gerade die von Frau Konz kritisierten "verwirrenden" Notizbuch-Einträge halte ich für ausgesprochen lesenswert. Kurzweilig, intelligent, inspirierend - gerade das Richtige vor einem langen Fußweg.

Samstag, 2. Mai 2009

Weiter im Text.

Die schönste Frucht der Selbstgenügsamkeit ist die Freiheit.

- Epikur

Gerade noch so viel im Kopf, was raus wollte, und jetzt? Genaugenommen ist das alles unwichtig, Kleinkram, mehr oder weniger passende Rationalisierungen. Die eine Wahrheit, den einzig richtigen Weg, gibt es nicht, kann es gar nicht geben - Leben funktioniert anders.

Es wird Zeit wieder mit den Meditationen anzufangen. Der Abbruch damals war gut und richtig, doch jetzt muß es weitergehen. Angst - auch die unbewußte - besiegt man nur, in dem man sich ihr stellt.

Das im Herzen zählt.

Donnerstag, 30. April 2009

Verfügbarkeitsheuristik.

Heuristiken sind Strategien ("Faustregeln"), die die Beurteilung von Sachverhalten erleichtern und beschleunigen sollen. Unter einer Verfügbarkeitsheuristik versteht man jene Strategie, Informationen an Hand ihrer Verfügbarkeit für eine Entscheidung heranzuziehen. Präzisere Informationen sind im Regelfall schwerer verfügbar und werden daher seltener als Entscheidungshilfe herangezogen.

verwandte Themen: Vorurteile, Schlagzeilengläubigkeit, Aberglauben, Gerüchte etc.pp.

Mittwoch, 29. April 2009

Fragen über Fragen.

Vogelgrippe, Schweinegrippe - schön langsam keimt der Verdacht auf, daß das alljährlich wiederkehrende Pandemie-Getös auch bloß rüde Geldmacherei ist. Gestern waren es noch 100 Todesopfer, heute sind es nur mehr 7. Gibt es am amerikanischen Kontinent so etwas wie eine Pisa-Studie? Wenn ja: wie schnitt Mexiko dabei ab? Wer verkündet und wer prüft solche Zahlen? Vermehren sich Zahlen in Medien von selbst?

Der Krankheitsverlauf der Schweinegrippe ist nun also auch nicht viel anderes als bei einer "normalen" saisonalen Grippe, die Jahr für Jahr weltweit Tausende hinwegrafft. Der kleine Junge, von dem angeblich die "Pandemie" ausging, grinst irgendwo auf einem Hinterhof fröhlich in die Kamera. Das Getös und die Panikmache in den Medien geht weiter. Die Pharmakonzerne, Mundschutzhersteller und Medieninhaber freut's. Die Innenminister ebenso. Endlich mal etwas, was das Volk von seiner aufkeimenden sozialen und wirtschaftlichen Unzufriedenheit ablenkt.

Gleich nach den Nachrichten trällert Louis Armstrong "what a wonderful world". Wie recht er doch hat, sagt mein Freund Harvey.

Apropos.

Und wo ich gerade bei Gutmütigkeit bin: Jo fand nun ein ganzes Jahr lang keine Zeit für ein egal wie kleines, gemeinsames Projekt. Da schwärmt er mir über fünf Jahre die Ohren voll, wie toll es nicht wäre und das man doch umbedingt etwas zu einer Opensource-Community beitragen müsse und dann? Das er es nicht neben einem Fulltime-Job macht, okay, so viel Idealismus bringen nur ganz wenige auf, aber das er auch nur einer der "üblichen Maulhelden" ist, will mir nicht in den Kopf.

Noch weniger will mir in den Kopf, daß ich mich nach wie vor von Menschen so blenden lasse. Soll doch jeder machen wie und was er will, aber warum fast pausenlos von etwas schwärmen (ganz ernsthaft und voller Überzeugung) und dann nicht mal die kleinsten Schritte tun? Diese Art - sich selbst und auch allen anderen etwas vorzumachen - ist mir unbegreiflich.

Ein längeres Gespräch mit Frau G. zeigt noch ganz andere Seiten von ihm auf. Sie arbeitet Fulltime, macht den ganzen Haushalt, trägt die Hauptlast bei den gerade notwendigen Renovierungsarbeiten in ihrer Wohnung. Nie käme er auf die Idee in der Zeit, in der sie außer Haus ist, auch nur einen Handgriff zu tun. Wenn sie da ist, drückt er sich, wo er kann.

Jetzt, im Nachhinein, bestätigt sich mein schlechtes Baugefühl bezüglich gemeinsamer Firma. Es wäre ein Disaster geworden.

Erlösung.

Erlösung setzt den Sündenfall voraus.

Mein Sündenfall heißt Gutmütigkeit. Nach drei Tagen einseitigem SMS/Mail/Telefon- und Kommentar-Terror, zu dem ich weder Anlaß noch Beitrag geleistet habe, ziehe ich den endgültigen Schlußstrich. Wie kann man nur alles und jeden derartig in den Schmutz ziehen? Jede nette Geste verwandelt sich in ihrem Kopf in Dreck. Die Einblicke in ihr Denken - ihre maßlose Überschätzung der eigenen Grandiosität - sind gleichzeitig er- und abschreckend wie auch bemitleidenswert.

Es fühlt sich nach Erlösung an, als würde ich aus einer Wolke negativer Energien wieder in die Sonne hinaustreten. Vielleicht liebe ich das Leben noch nicht so wie ich es lieben sollte, aber eins weiß ich: diese Form von emotionalem Streß ist völlig unnötig, lächerlich, Zeit- und Energieverschwendung. Es gibt keinerlei Grund sich dem auszusetzen, auch wenn man es noch so gut mit dem anderen meint.

Künstlich Probleme schaffen, wo keine sind; einen anderen gegen seinen Willen zu einem bestimmten Handeln zwingen wollen - danke, nein.

Obwohl die Bilder der letzten drei Tage schon vor knapp zwei Wochen entstanden sind, passen sie wie die Faust auf's Auge (oder weniger "fein": wie der Arsch auf's Leintuch). Der tote Schmetterling ist ein würdiger Abschluß. Wiederbelebung zwecklos.

Montag, 27. April 2009

Querbeet.

Der Mensch ist das einzige (bekannte) Wesen, das lachen kann.

Ein Tag und eine Nacht im unruhigen Halbschlaf hat die Grippeviren besiegt. Heute ist nichts mehr davon zu spüren, nur der Kopf ist noch voll mit der Erinnerung an unwahrscheinlich viele, seltsame Träume.

Das Verhältnis zu E. beginnt langsam wieder mich Schritt für Schritt zu belasten. Sie steckt voller bösartiger Gedanken, kritisiert unablässig andere Menschen (was ich noch nie austehen konnte) und rechtfertigt es, wenn ich sie darauf anspreche, es zumindest in meiner Gegenwart zu unterlassen, indem sie ihr eigenes Verhalten auf alle anderen projiziert. Es liegt nicht in meiner Natur nur Liebhaber zu sein, doch noch weniger ertrage ich diese oberflächlichen Tiraden, dieses Abqualifizieren von Menschen, nur weil sie eben ein wenig anders sind als andere. Bei Menschen wie ihr bleibt immer das schlechte Bauchgefühl zurück, daß sie genauso über einen selbst reden und urteilen, wenn man außer Hörweite ist. Bei nichts, was sie sagt, kann man sich sicher sein, daß sie es auch so meint, so darüber denkt. Dieses Gefühl schließt jede weitere Annäherung aus. Ich will ihr Gift nicht in meinem Kopf, geschweige denn in meinem Herzen. Ich will solche unechten Menschen nicht in meinem Leben.

Herrgott - ich vermisse die Liebe, vermisse einen Menschen, den ich durch und durch lieben kann.

Samstag, 25. April 2009

Kindergeburtstag.

Jetzt im Nachhinein bin ich überrascht wie sehr ich den heutigen Tag mit meinen Eltern und der Familie meiner Schwester genossen haben. Yara, die Kleinste meiner Schwester, sucht ständig meine Nähe, fällt mir um den Hals, brabbelt in ihrer noch unverständlichen Babysprache begeistert vor sich hin, zeigt mir ihre kleine Welt. Ich habe die Kleine selten so viel lachen gesehen wie heute. Für ihr Alter ist sie sonst viel zu ernsthaft, beobachtet alles still mit großen traurigen Augen. Sie lachen zu sehen - dieses helle, unschuldige Kinderlachen - ist wunderbar.

Jon Krakauer: In die Wildnis

Jon Krakauer beschreibt in diesem Buch das Leben und Sterben von Christopher McCandless, einem jungen Abenteurer, der sich im Jahr 1992 in die Wildnis Alaskas aufmachte, wo er nach einigen Monaten, in denen er sich nur von dem, was die Natur her gab, ernährt hatte, schließlich den Hungertod fand.

Während des Lesens fühle ich mich ständig an mein eigenes Leben erinnert. Damals, Anfang der Neunziger war ich kurz davor einen ähnlichen Weg einzuschlagen, doch ich war nicht konsequent genug. So tragisch seine Geschichte auch endet (schlußendlich war es sein jugendlicher Leichtsinn, der ihm das Leben kostete) - ich denke, Chris fand da draußen genau das, was er suchte.

Donnerstag, 23. April 2009

Sehnsucht.

Heute, sagte er, müßten die Menschen mehr denn je lernen, ohne Dinge zu leben. Dinge erfüllten die Menschen mit Furcht: je mehr Dinge, sie besaßen, um so mehr hatten sie zu fürchten. Dinge neigten dazu, sich an die Seele zu heften und der Seele dann zu befehlen, was sie tun solle.

aus: Bruce Chatwin / Traumpfade

Blind laufe ich durch das Leben. Ich spüre die Sehnsucht, lebe sie in Grenzerfahrungen aus, ohne zu verstehen, daß jedem Zuviel zwangsläufig der Entzug folgt. Kein Organismus erträgt Überaktivierung lange. Er passt sich an und gewöhnt sich an das hohe Erregungspotential. Was ich als depressiv empfinde, ist der Rückfall in die Normalität. Es ist der Preis, den es zu zahlen gilt, den ich zwangsläufig zahlen muß, wenn ich so weiter lebe.

Das Leben in den Städten, unser modernes Leben, kommt mir immer hohler vor. Im Kopf habe ich mich schon weit davon entfernt, was noch fehlt ist die Realisierung. Ähnlich einem, der vor der Entscheidung steht ins Kloster zu gehen, hadere ich mit mir, ob es richtig ist, ob ich mich nicht irre. Klar, es gibt Kompromisse. Ich könnte alles hier so belassen wie es ist, weiter Miete zahlen und nur mich selbst aus dem Bild entfernen, doch es würde nicht das Gleiche sein. Es wäre keine Entscheidung, keine Änderung, sondern nur eine Art Auszeit, zu wenig ernsthaft, schlicht ein weiterer fauler Kompromiss.

Die zweimonatige Reise sollte Klarheit schaffen. Ich hoffe, daß ich mich bis August zu einer Entscheidung durchringen kann.