Dienstag, 27. Juli 2010

Nachschlag: Die Sache mit dem Glück.

Day after day,
Alone on a hill,
The man with the foolish grin is keeping perfectly still
But nobody wants to know him,
They can see that he's just a fool,
And he never gives an answer,

But the fool on the hill,
Sees the sun going down,
And the eyes in his head,
See the world spinning 'round.

- Beatles / The Fool on the Hill

Unter welchen Umständen könnte ich glücklich sein? Wer sich diese Frage stellt, hat schon verloren. Spätestens dann fängt es nämlich im Kopf zu rumoren an, Vergleiche werden gezogen, was habe/hatte ich, was habe ich nicht, was muß ich erreichen, wo zwickt's.

Der grinsende Dicke aus Asien (Buddha) weist in seinen umfangreichen Lehrreden deutlich darauf hin: an was der Mensch leidet, ist sein ICH. Das ICH, der Egoismus, ist Wurzel fast allen Leidens (extern wie intern). Wer es schafft sein ICH zu vergessen, ist, egal was er tut, zufrieden.

Doch wie vergesse ich dieses ICH? Wie lege ich es schlafen und sei es auch nur für kurz? Den einfachsten Weg, den ich für mich gefunden habe, ist die Fesslung meiner Aufmerksamkeit. Ist meine Aufmerksamkeit zu 100% gefesselt, ist das ICH auch schon fort und mit ihm auch der Rest der Welt inklusive Sorgen und Wehwehchen, außer eben dem aktuellen Aufmerksamkeitsfokus. Je länger sich dieser Zustand aufrecht erhalten läßt, umso besser. Man tut eben, was man tut. Die "Aufgabe" direkt vor der Nase ist alles, was zählt.

Unbewußt erlebt das wohl jeder dann und wann unter diesen und jenen Umständen. Das spannende Gespräch mit dem Freund, bei dem man völlig die Zeit vergisst. Das Hobby, in dem man sich so ganz und gar verliert oder das neuerworbene, faszinierende Ding (böse, böse - bloß nur keinen Dingen a la das "neuere und bessere Modell" aus reinem Suchtverhalten nachjagen - das macht definitiv nicht stabil glücklich).

Das, was ich bisher in meinem Leben nicht verstanden habe, ist, wie einfach sich das bewußt kultivieren läßt und es keineswegs von den Zufälligkeiten der aktuellen Umstände abhängt. Sobald die Gedanken z.B. in einem Gespräch anfangen zum Abgleiten, sobald auch nur irgendwelche ICH-Gedanken auftauchen, gar nicht erst weiterdenken, sondern retour mit dem Aufmerksamkeitsfokus zum Gegenüber. Natürlich muß sich das Gegenüber auch auf ein intensives und offenes Gespräch einlassen können. Ansonsten fällt es natürlich "etwas" schwerer, den Aufmerksamkeitsfokus beim Gegenüber, beim Gespräch, bei "der Sache an sich" zu halten.

Natürlich gibt es nicht nur Spannendes auf der Welt, bei dem es einfach fällt, sich zu 100% zu fokussieren. Genaugenommen ist es nämlich sogar anderes herum: nach ein paar Jährchen erscheint dem Standard-Mindset, der nicht sonderlich aufmerksam für das Jetzt ist, alles als Wiederholung. Tag für Tag für Tag. Der nächste Job. Die nächste Beziehung. Dabei ist nichts eine Wiederholung. Keine zwei Handgriffe ähneln sich. Wie sollten sich dann zwei "Zellhaufen" von grob 100.000 Milliarden Zellen sich irgendwie ähnlich sein? Spätestens beim Inhalt des Hirns (Erlerntes, Erinnerungen ...) sind sich auch eineiige Zwillinge nicht mehr sehr ähnlich, wenn sie getrennt leben. So festzementiert wie der Richtungspfeil der Zeit nur in eine Richtung zeigt, so wenig existieren auch Wiederholungen. Das Gefühl der Wiederholung liegt ausschließlich in einem Mangel an Aufmerksamkeit für die Gegenwart.

Anstatt Vergleiche anzustellen, anstatt Hierhin und Dahin zu grübeln, anstatt Gedanken zu folgen, die das Ego streicheln oder piesacken, reicht es, diese Gedanken einfach ins Leere laufen zu lassen. Manche Gedanken sind zwar hartnäckig und kommen immer mal wieder, aber konsequente Ignoranz zahlt sich früher oder später aus. Offen, mit 100% Außenfokus (die Aufgabe vor der eigenen Nase) und somit ohne jegliche Hintergedanken in der Gegenwart - was andere sich darüber denken mögen? Wen kümmert's? Was gestern war? Wen kümmert's? Was morgen ist? Wen kümmert's? Ja - WER fragt da überhaupt?

Natürlich ist das kein Freibrief für irgendwelche Disziplinlosigkeiten. IMHO sind sogar die bewußte Charakterbildung durch Selbstdisziplinierung und eine altruistische Grundhaltung ("niemandem etwas Böses wollen") Grundvoraussetzung für jegliches Glück. Als ethische/moralische Basis reicht die Vorstellung vom Kreislauf der Widergeburten (Karma). Im Grunde ist es dabei belanglos, ob es nun diesen Kreislauf von Widergeburten gibt. Allein der Glaube, das irgendwann in der Zukunft alles Negative retour kommt, hält effektiv vom Falschem ab.

In einer ständig lauter und oberflächlichwerdenden Welt wird es sogar zunehmend schwieriger sich auch nur für Momente auf etwas zu konzentrieren. Anno 2010, im Zeitalter von "Always Online" (Twitter, Chatting, Mobiles ...), ist Konzentration mittlerweile so ein rares Gut, das die gesamte westliche Gesellschaft an einer Aufmerksamkeitsstörung zu leiden scheint. Die explodierenden ADHS-Diagnosen unter Kindern zeigen ja sehr deutlich, das die nachkommenden Generationen extreme Probleme mit dieser lärmenden "Brave New World" und all ihren grellbunten Ablegungen im Sekundentakt haben.

Wie manche Kinder über zig Medien- und Kommunikationskanäle zugedröhnt werden/sich zudröhnen dürfen, ist teilweise echt erbärmlich. Klar sind Kinder fasziniert von dem allen. Ganz natürlich folgt ihre Aufmerksamkeit jedem externen Trigger, denn Abwechslung ist spannender als Wiederholen, das "Neue" ist besser als das "Alte". Wundert es denn da irgendwen wirklich, das solche Kinder dann mit 6 Jahren in der Schule nicht stillsitzen können und gierig nach Abwechslung herumtigern? Wundert es irgendwen, das aus diesen Kindern rasante Ausbildungswechsler werden, die bei kaum etwas länger als ein paar Wochen oder Monate durchhalten? Die schiere Anzahl und das Angebot an Medien- und Kommunikationskanäle streßt doch heute bitte schön jeden Erwachsenen. Per Handy und Mail verwischen sich die Grenzen zwischen Beruf und privat. Ständig piepst es irgendwo, klingelt es, Durchsagen, Musik, diverse Onlinekanäle.

Heute brauchen Kinder mehr denn je jemanden, der ihr Aufmerksamkeitsmanagement übernimmt, der für eine möglichst ruhige und nichthektische Umgebung sorgt und der sie langsam an die Hektik der modernen Welt heranführt. Impulskontrolle ist nicht vererbt. Impulskontrolle muß erlernt werden.

Je gelassener, konsequenter und ruhiger dabei ihre Vorbilder aka Aufmerksamkeitsmanager sind, umso besser. Geregelte Tageszeiten sind faktisch ein MUST-HAVE, klare, einfache Regeln genauso. IMHO ist auch das langsame Heranführen an Arbeit und Verantwortung (z.B. durch Minijobs im Haushalt) notwendig. Eltern, die aus Liebe ihren Kindern alles abnehmen wollen, schaden ihnen eigentlich gewaltig, denn was Klein-Hänschen nicht lernt (z.B.: auch Unangehmes zu ertragen/Respekt vor anderen/Dankbarkeit), lernt Hans kaum noch.

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The Fool on the Hill: ich halte zwar nie 'perfectly still', aber das mit dem Grinsen klappt wunderbar. Natürlich braucht es auch etwas Weitblick und Planung, aber dann plant man eben, wenn es etwas zu planen gibt und setzt es dann um. Jedes plan- und ziellose Herumschweifen der eigenen Aufmerksamkeit, z.B. das Sorgen und sich Gedankenmachen, ist völlige Zeit- und Energievergeudung. Hier und Heute und Jetzt in diesem Moment spielt die Musik, mein Freund und Zwetschkenröster. Der Rest sind Hirngespinste. Vergangenheit ist tot, Zukunft ungeboren. Wohl denn, zurück ins Vergnügen.

Montag, 26. Juli 2010

Resümee / The End.

This is the end
Beautiful friend
This is the end
My only friend, the end

- Doors / the End
Vom ersten Moment - der befruchteten Eizelle - an, entwickelt sich menschliches Leben als eng ineinanderverflochtenes Gesamtpaket aus Veranlagung und Umgebung. Die Umgebung unserer Kindheit prägt uns nicht nur, sie genauso Ausprägung unserer Veranlagung.

Liegt mein geringes Bedürfnis an menschlicher Nähe, z.B. an der fehlenden Nestwärme in meiner Kindheit? Wäre ich in einer anderen Familie anders geworden? Aus der Perspektive von Heute, nach gut einem halben Dutzend mehrjähriger Beziehungen und mindestens gleichviel völlig unterschiedlicher Leben, bezweifle ich das.

Was sich da aber von Anfang an immer wiederholt, ist das Drama vom hochbegabten Kind, das fast zwanghaft geistige Beschäftigung braucht.

Aus meiner Innenperspektive fühle ich mich nicht intelligenter oder besser als andere. Ich langweile mich bloß mit Menschen, die keinerlei Tiefgang haben und/oder in Oberflächlichkeiten leben und denken. Besitz, Geld, Prestige, Machtstreben sind mir zuwider. Routine, bei der der Kopf abschalten kann, ist schrecklich. In der Mittelschule hatte ich über fünf Jahre einen Notenschnitt von ~1,5 und gleichzeitig die meisten Fehlstunden der gesamten Schule (~1200 Schüler). An der Uni war ich nur zu den Prüfungen und den Veranstaltungen mit Anwesenheitspflicht (gabs damals kaum). Die allerletzte Prüfung machte ich erst nach langjähriger Pause, da ich mich nicht für die notwendigen bürokratischen Rennereien motivieren konnte und mir Titel so oder so egal sind.

In fast allen Aspekten ist es wirklich ein sehr, sehr seltsames Leben, auf das ich da zurückblicken kann, denn von Anfang an hat mich fast ausschließlich leidenschaftliche Neugier auf alles Wissenswerte durch die Welt getrieben.

Es ist kein Wunder, das ich Informatiker wurde. Es ist auch kein Wunder, das ich in einer Entwicklungsabteilung gelandet bin und dort fast zehn Jahre als Systemarchitekt arbeitete. Das mit zwei anderen entwickelte Framework dient auch heute noch als Basis für die Projektabwicklung des 500-Mann-Unternehmens. Den Job schmiß ich hin, weil Bürokratismen irgendwann das konstruktive Arbeiten unmöglich machten bzw. genug für eine mittellange Auszeit am Konto lag.

Nach meinem Abgang vor über zwei Jahren hat sich die Entwicklungsabteilung komplett aufgelöst. Die Projektkosten schießen durch die Decke, da jedes fehlende/neue Stück Software nun jedes Mal neu geschrieben wird (keinerlei Wiederverwertung). Tja. Auch davor hatte ich mehr als deutlich gewarnt. Wer gern Millionenbeträge verschwendet, soll ruhig.

Jetzt, wo nichts und niemand mehr an mir zerrt und ich die 24h jedes Tages zur Verfügung habe, finde ich mich glücklich und zufrieden in einem kargen Einsiedlerleben wieder, das ganz und gar von geistiger Arbeit bestimmt ist. Was nicht notwendig ist, habe ich entfernt und entferne ich noch (okay - das mit den Zigaretten und das mit dem Fleisch klappt noch nicht ganz).

Wohin mich mein jetziges Leben führt, weiß ich nicht, aber das ist auch nicht wichtig, denn mein Leben lebt sich endlich wieder ganz von aus sich selbst heraus. Egal, was ich mache, ich mache es mit 100% Leidenschaft und Fokus. Nichts zerrt mich mehr aus dem Hyperfokus, der sich teilweise über Tage aufrecht erhalten läßt und wo es keine Zeit, kein Ich, keine Umwelt mehr gibt, wo alles ganz leicht fällt und faktisch von allein passiert. Aufgehen in dem, was man tut. Gibt es etwas Schöneres? Selbstvergessenheit at work.

Wenn mich wer nach meinem Job fragt: ich bin mein privates Forschungs- und Entwicklungszentrum. Was dabei rauskommt, ist egal. Hauptsache der Weg ist schön. Um den schnöden Mammon kümmere ich mich, wenn's mal wieder notwendig ist.

Bei der Lebensweise reicht das angesparte Geld noch immer für die nächsten zehn Jahre. Es hat zwar etwas gedauert, Gedanken wie "denk an die Zukunft, sei vernünftig, wie die Restfinanzierung sicherstellen" selbst aus mir rauszuprügeln, aber nun klappt das auch wieder ganz gut. Glücklich sein. Um nichts anderes geht's in diesem Affentheater.

Und sollte ich dann doch irgendwann mal ein Sozialfall werden, brauche ich mich ausgehend von meinem jetzigen Lebenstil nicht umgewöhnen, denn mehr Geld als es an Sozialhilfe gäbe, gebe ich auch heute nicht aus (nicht aus Geiz, es würde nur nichts an meiner Zufriedenheit ändern). Sich was gönnen, funktioniert auch mit den winzigsten Kleinigkeiten, wenn man vorher darauf verzichtet.

Getrieben von ein und derselben Leidenschaft möglichst alles mit 100% Fokussierung zu tun: arbeiten, Menschen (ganz, ganz wenige und selten) begegnen, egal was. Sex? Besser nicht fragen, Sie würden nur neidisch.

Wenn die Aufmerksamkeit völlig auf ein Tun oder ein Gegenüber gerichtet ist, verschwindet jegliches Ich ganz automatisch. Das ist wie im Kino oder bei einem Buch. Wenn es so richtig spannend ist, zwicken keine Sorgen, keine Probleme. Kein was habe ich, was tue ich, was fehlt mir und und und ... 100% da in der persönlichen Gegenwart (dem aktuellen Tun, Erleben).

Es hat eine Weile gedauert (die letzten zwei Jahre und die vierzig Jahre davor), um zu verstehen und um viel von dem Plunder in meinem Kopf, die tradierten Vorstellungen und anderen Müll, loszuwerden. Der rote Faden tritt mittlerweile so deutlich in jedem erinnerten Szenario hervor, das ich mich für den Dümmsten aller Menschen halte.

Geschenk oder Bürde? Es ist beides. Zeitlebens habe ich mich damit herumgequält, mehr Nähe zu leben als ich konnte. Ich wollte das Familiäre, das Tag für Tag mit anderen. Zig Male habe ich es versucht. Zig Male bin ich gescheitert. Einzig Fernbeziehungen, in denen sich zwei Leben kaum berühren, liefen gut. Ich war blind. Einfach nur blind. Mein Wunsch einfach so wie alle anderen zu sein, war so groß, das mir keinen Moment die Idee kam, ich wäre für das Scheitern der Beziehungen verantwortlich. Teilschuld, ja, klar, aber eigentlich Opfer der Umstände. Blind, einfach nur blind.

Das eigentliche Geschenk ist der gratis Selbstlos-Modus. Da, wo sich andere richtig quälen müssen, um ihr (fiktives) Ich nur kurz loszuwerden, kann ich mich faktisch für fast alles so faszinieren, das nichts anderes mehr wichtig ist. Schnips und das Ich ist weg. Ist der Körper hungrig, läuft er schon von ganz allein zum Kühlschrank. Sind nur gesunde Sachen drin, isst er sang- und klanglos auch diese. Ist er müde, schläft er eben. Der letzte Gedanke am "Abend", wird am "Morgen" fertiggedacht. Wie weit sich das mit der Konzentration zeitmäßig ausdehnen läßt, ist außerordentlich erstaunlich. Ohne Probleme sind im Nu fünf Tage durch und es wird Zeit für konzentrierte Zweisamkeit am Wochenende inklusive kleiner und großer leiblicher Genüsse. Bei dieser Hitze ist es z.B. herrlich gemeinsam unter den Sternen auf der Dachterasse einzuschlafen.

Die Frage, ob ich glücklich bin, stellt sich unter der Woche erst gar nicht, denn welches Ich sollte diese Frage stellen? Wer ganz mit dem verschmilzt, was er tut, stellt keine ICH-Fragen mehr. Zufrieden und glücklich und auch erholt (trotz hoher Leistung) wache ich am Ende der Woche in ein ganz anderes Leben auf. Da ist sie und nur sie und meine Aufmerksamkeit ist zu 100% bei ihr mit der Grundintention, die bestmöglichste, gemeinsame Zeit zu verbringen, mein inneres Glück und meine Zufriedenheit auf sie auszuweiten, ihr von meinem Glück abzugeben.

Warum gerade sie? Diese Frage hat mich immens lange beschäftigt, denn sie vereinigt in einer Person, was ich an Frauen liebe und was ich an ihnen bzw. generell an Menschen hasse (alle möglichen Ausprägungen des Egoismus bis hin zur Geltungssucht). Als Beziehung ist es seit grob drei Jahren eine Gratwanderung am Limit meiner Geduld, denn die Bösartigkeit ihrer Hausfrauen-Paranoia kennt kaum Grenzen. Als Mensch ist sie meine bisher größte Herausforderung.

Wie war das?

Die sind nicht verrückt. Das sind bloß Frauen.

Wenn ich mit den negativen Eigenschaften, die sie geradewegs wie eine Linse bündelt, umgehen kann, spätestens dann habe ich wohl den höchsten Grad an Selbstdisziplinierung erreicht ;)

Ihre Sturheit zu verstehen, das sie glücklich ist, ist enorm. Sie spürt es zwar, sagt es auch, inszeniert dann aber doch wieder Drama um Drama wegen völliger Hirngespinste. Was sich Menschen, überhaupt Frauen, so alles zusammendenken können, ist wirklich unglaublich. Und am Schlimmsten sind die, die glauben, sie seien klug und besonders empathisch und würden alle Menschen durchschauen (obwohl es eigentlich umgekehrt ist). Nur blöd, wenn es da mal nichts zu durchschauen gibt.

Würde nicht aus dem Rest der Woche und den langen Hyperfokus-Phasen soviel Kraft entstehen, wäre ich wohl schon längst an ihr gescheitert. Doch so sammle ich fleißig Plussternchen für meine Karma-Konto. Braucht ja jeder seine Pfadfinder-Aufgabe.

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Ich denke, dieser Blog hier hat nun endlich ausgedient. Spiel, Satz und Sieg. Godot, von dessen Nichtexistenz mittlerweile die ganze Welt überzeugt war, kam schließlich doch noch, sah sich im menschenleeren Raum um, pfiff 'The End' von den Doors und drehte das Licht ab.

Donnerstag, 22. Juli 2010

Fundstück.

Das erstaunlichste Fundstück von Heute war ein stilles Mineralwasser für Euro 7,99 aus England. IMHO sind schon Preise im Euro-Bereich für die Flasche Wasser völlig überzogen, da es faktisch keinerlei nennenswerte Produktkosten gibt (bzw. Quellen sich auch für gewöhnlich nicht erschöpfen). Im Gegenzug zu Wasser sind die Produktionskosten von Energy-Drinks geradezu immens und trotzdem läßt sich selbst mit Energy-Drinks in wenigen Jahren ein Weltkonzern bauen, der faktisch Geld druckt, was an sich schon wirtschaftliches Wunder ist (siehe: Red Bull).

Den Menschen Wasser für knapp 8.- Euro anzudrehen, hätte ich eigentlich nur der katholischen Kirche zugetraut. Man lernt nie aus ...

Fundort war übrigens ein ganz gewöhnliches Supermarktregal.

Ehrlich gesagt.

Also ehrlich gesagt: mich hat verwundert, wie spät die Finanzkrise erst auftrat und welche Phantasiesummen da fast sang- und klanglos und mit Zustimmung der breiten Öffentlichkeit versenkt wurden. 2008 waren nur mehr rund 60% der deutschen Beschäftigungsverhältnisse unbefristet, d.h. fast jeder zweite Job hat(te) ein konkretes Ablaufdatum.

Erstaunlich. Wirklich erstaunlich. Wie schaffen es eigentlich die Nordländer mit ihren Sozialstaaten nicht zu scheitern? Wohin es seit den goldenen Arbeiterzeiten hier in Mitteleuropa geht, ist offensichtlich. Angesichts von 1-Euro-Jobs statt Mindestlöhnen und freiem Ausbildungsangebot in Deutschland liegt der Sozialstaat offensichtlich in seinen Todeswehen ...

Und wenn die Flachland-Chinesen so rumspinnen, spinnen die Alplandtodeln früher oder später auch so rum. Das ist wie das Amen im Gebet.

Über Hühner und Eier.

Wer die eigene Vergangenheit nach Ursachen und Wirkungen durchforschen will, steht grundsätzlich vor einem Huhn-Ei-Problem: was ist 'nur' erlernt und nachgeahmt (also Umgebungseinfluss), was ist Teil des eigenen Wesens, d.h. die eigenen freien Entscheidungen?

Je deutlicher mir das Wesen der Zeit meiner Kindheit ist (1968-1983), je deutlicher ich das individuelle Schicksal meiner Eltern aus deren Perspektive nacherleben und nacherfühlen kann, um so deutlicher sehe ich die Spuren meiner Kindheit und die Spuren ihrer eigenen Leben in meinem eigenen.

Eins der emotionalen Grundresümees meiner Kindheit lautete: wenn ich tagtägliche Nähe nicht über einen längeren Zeitraum leben kann, werde ich nicht Vater. Dieses Grundresümee gründet sich sowohl auf die eigene Perspektive (das Vermissen des Vaters bzw. der Nähe zu ihm) wie auch der tagtäglichen Indoktrination meiner Mutter, die gerne und lautstark ihrer 'vereinsamte Hausfrau'-Paranoia nachgab und selbst für ein Kind offensichtlich die Wirklichkeit extrem verzerrte. Anstatt das Ungeheuer zu sein als das sie ihn in ihren einsamen Schimpftiraden darstellte, war mir schon als Kind bewußt, das 'das mit Nähe' einfach nicht seins war. Wann immer er konnte entzog er sich, arbeitete lieber am Haus oder in den Wäldern. Im Gegensatz zu meiner Mutter habe ich ihn meist als den friedfertigsten Menschen erlebt (gerade im Umgang mit ihr und ihrem Gezetter).

Heute, nach vielen, zum Teil schlimmen Jahrzehnten der Ehe scheint meine Mutter ihn endlich "lassen" zu können. Teilweise ist es geradezu rührend anzusehen, wie sehr sie dem idealen Großelternpaar entsprechen, das mal einzeln, mal zu zweit, aber fast in allem einstimmig auftritt und nicht minder erstaunlich ist es, wie leicht und geschickt sie die unbändigbar erscheinenden Prinzesschen meiner Schwester in nette, kleine Mädchen verwandeln können. Was jedoch auch auffällt: das wirklichkeitsverzerrende Gezetter ist noch nicht ganz verschwunden.

Trotzdem: die Engelsgeduld meines Vaters konnte ich selbst nie aufbringen. Mögen es die Umstände meiner frühen Sozialisierung sein, mag es Intelligenz, die sich Bahn bricht, sein - im Grunde ist es völlig egal, warum uns etwas umtreibt. Wichtig ist nur, das es als Bedürfnis real und nicht eingebildet vorhanden ist.

Als Faktum bleibt die Erkenntnis, das mein Bedürfnis nach Nähe und nach menschlichen Interaktionen gering ist. Sobald eine Beziehung tagtägliche Aufmerksamkeit fordert, scheitere ich nach einer gewissen Zeit (und seien es Jahre), weil es mir nicht mehr gelingt in 'Arbeitstrance' (Hyperfokussierung auf ein Thema) zu gelangen und ich in Routinen zu ertrinken scheine. So schnell gemeinsame Rituale entstehen, so schnell werden sie auch hohl, werden sie mir zu Last, bildet sich der Eindruck einer Pflicht. Gut gemeint ist wirklich alles andere als gut - und gut gemeint habe ich es immer, habe auf die unterschiedlichsten Arten das eine oder andere zu leben versucht und bin doch schlußendlich damit gescheitert. Nach zig Anläufen entkräftet sich jedes Argument Richtung Zufall durch simple Wahrscheinlichkeit: genauso wahrscheinlich ist eine Serie an Lotterietreffern.

Im Grunde will ich jeden Moment mit voller Leidenschaft leben. Weder denke ich in Kategorien wie Arbeit und Freizeit oder in Tagesrhythmen wie Frühstück/Mittag/Abendessen. Alles Äußere bleibt solange Zwang und Pflicht, solange ich mich nicht zu 100% (auch über Tage) fokussieren darf.

Das Beste geben. Jeden einzelnen Moment. Und das aber völlig zwanglos, weil es sowieso aus einem hervorquillt und nicht zurückzuhalten ist und weil es vor allem einzig der Freiheit über die eigene Aufmerksamkeit bedarf.

Momentan erlebe ich mich am Gipfel meiner persönlichen Freiheit bezüglich meiner eigenen Aufmerksamkeit. Tage-, Wochen- und Monate kann ich mich ausschließlich auf einzelne Themen konzentrieren, darf mein eigenes Forschungszentrum sein, OHNE den fast zwangläufigen Preis der Beziehungslosigkeit zu bezahlen. Je mehr sie mich genau so sein läßt, umso intensiver und leidenschaftlicher wird unsere gemeinsame Zeit an den Wochenenden.

Die eigene Wohnung, die alleinige Zuständigkeit für deren Zustand und alle anderen Aspekte des tagtäglichen Lebens, ist für mich ein absolutes Muß. Weder ist eine gemeinsame Wohnung ein erstrebenswertes Ziel, noch zwei Wohnung, die eigentlich eine einzelne Wohnung an verschiedenen Orten ist. Ich muß es selbst spüren, wenn z.B. der Kühlschrank leer bleibt, weil ich unter der Woche die paar Minuten Einkaufen nicht erübrigen will. Ich mag den Selbstdisziplinierungseffekt. Ich mag es, Schritt für Schritt immer mehr Unwesentliches aus dem Alltag zu entfernen. Was nicht zufrieden und glücklich macht, was nur Ausprägung eines Suchtverhaltens ist, fliegt raus.

Manchmal erscheint mir meine Vergangenheit als fast wahllos zusammengewürfelte Serie verschiedenster Leben. Das einzig Gemeinsame scheint nur deren Unterschiedlichkeit zu sein. Aussehen und Wesen der jeweiligen Partnerin variiert über das gesamte Spektrum, die Form der Partnerschaft genau so. Anstatt das sich langsam ein konkretes Leben zu konstituiert, das gelebt werden will, herrscht geradezu völliges Chaos.

Schluß damit. Wenn mein Verstand schon ständig in geistigen Welten abtauchen will und teilweise innerhalb von wenigen Wochen und Monaten ganze Studienrichtungen durchackert, dann soll er. Oft genug habe ich mich dagegen entschieden und anderes versucht - aus Liebe, aus Verständnis oder aus mißverstandener Pflicht. Glücklich bin ich dabei nie geworden. Ganz im Gegenteil. Was uns glücklich macht, läßt sich nicht erzwingen.

Was jedoch aus meiner Perspektive ein gleichmäßiger, ununterbrochener Fluß ein und derselben Leidenschaft, die sich in den verschiedensten Aspekten des Lebens ausdrückt, ist , stellt sich aus ihrer Perspektive (der eines Familienmenschen) als schwerwiegendes Nähe-Distanz-Problem dar.

Reinhard Haller - Das ganz normale Böse.

Was ist das Böse und wie zeigt es sich? Auf kurzweilige Art plaudert Reinhard Haller aus dem Nähkästchen des Gerichtspsychiaters und zeichnet ein durchaus erkenntnisreiches Portrait des 'ganz normalen Bösen' an Hand konkreter Fälle aus den unterschiedlichsten Bereichen.

Da ich momentan fast nur mehr trockene Fachbücher lese, kommt mir dieser - unerwartete - Ausflug in die Populärsparte gerade recht. Das 'ganz normale Böse' - also das mehr oder minder in mir selbst und jedem anderen präsente Böse - ist eins der Grundthemen, die mich in den letzten Jahren zum wiederholten Mal durch Psychologie, Psychotherapie, Neurowissenschaften wie auch Religionen getrieben hat. Warum machen Menschen, was sie machen und was lässt sich dagegen tun?

Der Ausflug war insofern unerwartet, da mich dieses Buch faktisch von selbst gefunden hat. Während eines Gesprächs über irgend etwas anderes, legte es mir neulich meine Schwester auf den Tisch und stapelte noch zwei Bücher darauf. Kein 'lies mal', kein 'schau interessant' - noch nicht mal irgendein Zusammenhang zu den Themen des Nachmittags. Nichts. Nur das Aufstapeln und das Mitnehmen des Stapels, als wäre das eine Art von eingeschworenem Ritual - eine Art von Mitgliedschaft in einem Lesezirkel, wie man es in Freundschaften manchmal findet. Von den Videostaffeln der 'Gilmore Girls' blieb ich allerdings verschont ...

Das tabuisierte Thema weibliche Gewalt, das Haller kurz anschneidet, erinnert mich an ein interessantes, autobiografisches Detail: mir ist noch keine Frau begegnet, die nicht irgendwann gewalttätig wurde. Die Bandbreite reicht von der 'gerechtfertigten' Ohrfeige bis hin zu Kindes- und Selbstmorddrohung inklusive Messerattacke. Gerade die Akzeptanz von Veränderung scheint manchen Menschen geradezu unmöglich und sie ergreifen jeglichen sich bietenden Ausweg und sei er - aus normaler Perspektive - noch so absurd. Subjektive Eintrübungen - die Verzerrung der Wirklichkeit durch an sich absurde Macht- und Besitzansprüche - machen schnell aus virtuellen Mücken reale, bösartige Elefanten.

Wirklich durch eine Frau bedroht, empfand ich mich nie. Das mag einerseits an meiner physischen Natur liegen, andererseits war da auch immer eine Art von Schuldbewußtsein, den anderen mehr oder minder in diesen Kontrollverlust getrieben zu haben. Aus friedfertigen Wesen, die gewöhnlich im wahrsten Sinn des Wortes keiner Fliege etwas zu Leide tun könnten, bricht sich Gewalt nicht "einfach so" Bahn. Die Umgebung und das konkrete Gegenüber ist fundamentaler Teil der Gleichung und somit verbleibt immer zumindest eine Teilschuld am Kontrollverlust. Dahinter steckt die rudimentäre Überzeugung das es zu jeder Eskalationsstufe genug Deeskalationsmöglichkeiten gibt. Ein simples 'der Klügere gibt nach' reicht dabei meist schon als Motivation. Das Nachgeben in der Eskalation ist dabei natürlich nicht mit dem Nachgeben der eigenen Position zu verwechseln. Der Klügere erkennt lediglich, das Gewalt und Kontrollverlust die Situation nur verschlechten.

Dienstag, 13. Juli 2010

Willensfreiheit.

In Bezug auf persönliches Glück und individuelle Zufriedenheit scheint auf großen Zeitskalen keinerlei Willensfreiheit zu existieren. Erst wer lebt, was er ist, erst wer in seinem Leben aufgehen kann, ist auch glücklich.

Mittwoch, 7. Juli 2010

Erdlinge Anno 2009

insgesamt: 6810 Millionen
  • Asien: 4117 Millionen (60,5 %) mit Türkei
  • Afrika: 999 Millionen (14,7 %)
  • Europa: 738 Millionen (10,8 %) mit Russland
  • Nordamerika: 532 Millionen (7,8 %) mit Zentralamerika und Karibik
  • Südamerika: 388 Millionen (5,7 %)
  • Ozeanien: 36 Millionen (0,5 %)

Gäbe es eine fiktive Weltdemokratie (eine Stime pro Weltbürger), tja ... es darf sich jeder selbst zusammenreimen, was anders wäre ...

Entwicklung:
  • 1960: 3 Milliarden
  • 1974: 4 Milliarden
  • 1987: 5 Milliarden
  • 1999: 6 Milliarden
  • 2012: 7 Milliarden
Wenn man diese Zahlen mit der Weltgeschichte der letzten 50 Jahre vergleicht, ist der Zuwuchs bemerkenswert ruhig und friedlich verlaufen.

Montag, 5. Juli 2010

Da war da noch ...

Im August werden es 65 Jahre ohne boshaft auf Menschen geworfener Atombombe(n). Für egomanischveranlagte Affenabkömmlinge ist das eine erstaunlich friedliche Gemeinschaftsleistung.

Die, die sich schon zu Jesu's Zeiten gegenseitig die Köpfe einschlugen und kreuzigten, schlagen sich auch heute noch, Anno 2010, die Köpfe ein. Unvorstellbar, das aus dieser Region drei ineinander verflochtene Weltreligionen kommen, die alle drei im Kern das selbstlos Gute als oberstes Ideal predigen.

Kreationismus.

Durch Zufall ist mir die Videoreihe eines Kreationisten in die Hände gefallen und als Adept der modernen Physik (insbesondere Astrophysik) bin ich natürlich neugierig wie Kreationisten das heute Übermaß an ineinandergreifenden Beweisen für ein zigmilliardenjahrealtes Universum behandeln.

Gerade das mag ich ja an den modernen Wissenschaften bzw. der modernen wissenschaftlichen Methode: es wird höchstens falsifiziert. Auch die mathematisch stimmigste Erkenntnis bleibt zeitlebens bloß Theorie, eine noch nicht der Fehlerhaftigkeit überführte, temporäre Erkenntnis. Dogmatismus scheint in den meisten Naturwissenschaften heute fast ausgerottet.

Wahrscheinlich habe ich mich zuviel mit NLP und Psychologie im Allgemeinen beschäftigt, um die paar Vorträge nicht widerlich manipulativ zu halten. Anhand von teilweise uralten Zeitungsausschnitten (!!) versucht da jemand die Physik als Gesamtes als Lügner zu überführen. Auch Einstein, Heisenberg und anderen sind schon mal nicht ganz so 'ideale' Sätze rausgerutscht oder wurden der notwendigen Zeitungsdramatik nach etwas umformuliert. Who cares? So etwas als glaubwürdige Beweisführung zu bezeichnen (das irgendwas in einer Zeitung von 1970 abgedruckt ist), ist absurd.

Als 'Gegenthese' zum ineinandergreifenden Wissenschaftsgebäude werden ein paar allegorische Sätze aus der Bibel aufgeführt. Weder ist für mich darin ein klarer Gegensatz zu erkennen, noch sind die paar Sätze informativ genug, um auch nur gröbste Details zu 'offenbaren'. Laut Bibel schrieb Gott nur die 10 Gebote mit dem eigenen Finger. Der Rest der Bibel ist von Gott inspiriertes Menschenwerk, das über tausende Jahre stellenweise extrem und nachweislich nachbearbeitet wurde. Die ersten Verse der Bibel wortwörtlich nehmen, heißt auch Adam, Eva, die Schlange und den Garten Eden als etwas Materielles (bzw. Materialistisches) wortwörtlich nehmen.

Warum sollte Gott gefakte Spuren eines milliardenjahrealten, evolutionären Prozesses verstreuen (angefangen von der Hintergrundstrahlung bis hin zur Entwicklung von uns Kohlenwasserstoff-Aggregaten), die wir über die Zeit in allen beliebigen Details, Detailierungsgraden und Dimensionen finden können? Wir suchen überprüfbare Regelmäßigkeiten und Zusammenhänge zwischen den Phaenomenen und finden sie.

Für Gott und den Teufel ist genug Platz in dieser Welt (in diesem Weltbild). Dazu braucht es nicht der Verleugnung evolutionärer Prozesse.

Donnerstag, 1. Juli 2010

Gläubig?

Die Zeichen aber, die da folgen werden denen, die da glauben, sind die: in meinem Namen werden sie Teufel austreiben, mit neuen Zungen reden. Schlangen vertreiben; und so sie etwas Tödliches trinken, wird's ihnen nicht schaden; auf die Kranken werden sie die Hände legen, so wird es besser mit ihnen werden.

- Markus-Evangelium, Kap. 16 Vers 17-18 (Luther 1912)

Nach dieser Definition gibt es verstreut über den ganzen Erdball wahrscheinlich nur eine Handvoll Gläubige ...

Braucht es wirklich Milliarden von Opfern für ein paar erwachte Seelen? Dieses Tor ist nicht nur schmal, es ist das sprichwörtliche Nadelöhr, der faktisch unmögliche Lotterie-Treffer (nach christlichem Glauben gibt es ja nur eine einzige Chance: dieses eine Leben). Die Wahrscheinlichkeit in so einem Schöpfungsplan zu den Opfern zu zählen, ist dann doch etwas hoch. Der durchschnittlich gute Mensch landet genauso in der Grube wie Hitler oder Mussolini. Wen wundert's, das der Teufel grinst.

Die christliche Lehre (das Neue Testament) hat zwar viele Aspekte, die sie wunderschön und in sich stimmig machen, sie ist jedoch auch äußerst radikal in ihren Anforderungen. Ein schönes Beispiel davon ist das Gleichnis vom reichen Jüngling, der sich zwar von klein auf an alle Regeln hält, nur eben nicht sein ganzes Hab und Gut veräußern will.

Vielleicht verlief die historische Geschichte anders. Vielleicht erkannte Jesus zuerst seine Zeit und dann sich selbst bzw. seine Mission in den alten Schriften. Der zu seiner Zeit praktizierte Glaube war längst zu einem Götzendienst des Mammons verkommen. Eine Reinterpretation des Alten Testaments war längst überfällig. Johannes der Täufer begann damit, Jesus folgte - und es lief wie es laufen mußte. Abgesehen von der zeitlichen Terminierung durch die Prophezeiungen des AT hätte sich seine Geschichte wohl immer gleich abgespielt. Jede Lehre, die auf das Gute, Barmherzige und Gleichartige der Kreaturen abzielt, auf Gottes- und Nächstenliebe, stört zwangsläufig Einkünfte und Seelenfrieden des Establishment.

Was würde Jesus tun, angesichts einer katholischen Kirche, die mittlerweile Maria vergöttert? Vom Pomp und Prunk mal abgesehen und abgesehen von den Misshandlungsskandalen natürlich ...

Als Mitteleuropäer verliert man leicht aus dem Blick, in welch erbärmlichen Zustand ein Großteil der Welt noch lebt. Und wenn ich mein Leben auch noch so karg gestalte, weiß ich doch stets alle Möglichkeiten in 'Griffweite'.

Bezüglich Glauben halten die Evangelien auch eins fest: eine geistige Wiedergeburt (Geburt der Seele), die Taufe mit dem heiligen Geist, ist zwingend erforderlich. Ohne dieses Erweckungserlebnis, das als Gabe nach echter Reue und Buße folgen soll und das die Geburt der persönlichen Beziehung zu Gott darstellt, ist Glaube und Erlösung nicht möglich.

Die christliche Lehre führt die symbolischen, äußeren Handlungen des Alten Testaments zu ihren inneren Ursprüngen zurück. Der wahre Tempel Gottes ist das Innere des Menschen in dem gewöhnlich Geldwechsler und anderes Händlergesindel lagert. Die Bandbreite der Belagerung reicht von Mord- und Totschlagverhältnissen bis hin zu ordentlichst aufgeräumt. Laut Bibel mag's Gott ordentlichst aufgeräumt und auch dann will er gebeten werden. Seelen, die sich ihm (seiner Führung) ganz hingeben wollen, erfüllt er.

Das Neue Testament nur allegorisch zu lesen, heißt seinen Inhalt völlig zu ignorieren.

Langsam formt sich in mir die Theorie, das die Kabbala im Neuen Testament fusst. Die Kabbala zeigt nämlich genau so einen praktizierbaren Weg der inneren Entwicklung, der darauf abzielt, das man Gott zu spüren anfängt. Diese Entwicklung des Gespürs für Gott wird erreicht, in dem der Mensch sich Schritt für Schritt IHM angleicht. Sehr, sehr oberflächlich gesprochen beginnt der Mensch auf diesem Weg Gott in seinem Denken und seinen Taten zu manifestieren. Zumindest als Lehrer (Hey, es geht hier um innere Entwicklung und nicht 'Tempelhatschen'!) wurde Jesus hier offensichtlich ernst genommen. Das, was sich eigentlich unter den Aegiden seiner eigenen Nachfolger entwickeln sollte (ein praktizierbarer innerer Weg passend zu seinen Lehren), zeigt sich als vollständiges Lehrgebäude nur in der Kabbala. Klar, Meister Eckehart und andere weisen auf ähnliche Entwicklungswege hin, doch ausformuliert treten sie am deutlichsten in den älteren Schriften der Kabbala hervor.

Wobei die Kabbala den Seelen gnädigerweise viele Anläufe (sprich: Wiedergeburten) gönnt. Das Leiden auf den verschiedenen Pfaden bringt die Seele schließlich auf den richtigen Weg. Manchmal dauert es eben etwas länger ... also sicherheitshalber Snickers einbunkern.

Einsamkeit.

Einsamkeit ist Belästigung durch sich selbst.

- Werner Schneyder


Momentan kann es mir nicht einsam genug sein. Als Belästigung erscheint mir viel mehr die äußere Welt; und sei es auch nur, das ich auch mal wieder was einkaufen bzw. essen sollte.

Erst die Einsamkeit erlaubt Fokussierung.

Freitag, 25. Juni 2010

Wer Ohren hat, der höre.

Wahrhaftig, fliehst du nicht zuerst dich selbst, wohin du sonst fliehen magst, da wirst du Hindernis und Unfrieden finden, wo immer es auch sei.

(...)

Richte dein Augenmerk auf dich selbst, und wo du dich findest, da laß von dir ab; das ist das Allerbeste.


- Meister Eckehart / Reden der Unterweisung


Donnerstag, 24. Juni 2010

Die Sache mit dem Stammhalter.

Was bei den vier Evangelien interessant ist: zwei von ihnen bemühen sich als Einleitung den Stammbaum Jesu (väterlicherseits!) aufzustellen, um nachzuweisen, das die Prophezeihungen des AT bezüglich seiner Abstammung erfüllt sind. Blöd nur, wenn man die unbefleckte Empfängnis, die für die Geschichte gar nicht notwendig ist, hinzuschummelt. Da historisch, die Abstammung nur männlicherseits "wichtig" ist, klafft durch die unbefleckte Empfängnis nun ein Loch. Nix mehr, mit verwandt mit David oder so, sondern ein halbgöttliches Findelkind (oder - so wer will: Kukucksei) wie so viele andere in den Geschichten der griechischen Mythologie.

Schöner Patzer.

Ohne der göttliche Abkunft finde ich die Geschichte des Nazareners übrigens schöner. Es reicht doch völlig, das er wie viele vor ihm (Moses, David etc.pp.) seine einzigartige Mission irgendwann im Laufe seines Lebens erkannt hat und sich dem Geist Gottes als Werkzeug zur Verfügung stellte. Der Halbgottfall riecht nach Schummelei: wer weiß schon, was für Sonderhilfe in der halben Gottes-DNA steckte? Nein, die 'Ich war einer von Euch'-Geschichte schreit geradezu nach "Standard-Hardware", um erst gar keinen Zweifel über Genschummeleien aufkommen zu lassen. Erst die "Standard-Hardware" empfindet, fühlt und leidet wie sie eben leidet und erst das macht die Geschichte des Schmerzenmanns rund.

Das Vaterunser Anno 2007

Es ist wirklich erstaunlich wie erheblich (!) verändert und gekürzt sich das Neue Testament heute in vielen Versionen präsentiert.

eklatantes Beispiel: das Vaterunser aus dem Lukas-Evangelium Kapitel 11 / Herder-Bibel 2007

Vater, dein Name sei geheiligt, Dein Reich komme.
Gib uns täglich unser notwendiges Brot.
Und vergib uns unsere Sünden; denn auch wir vergeben jedem, der uns schuldet.
Und führe uns nicht in Versuch.

Krawuzikapuzi ... in der Lutherbibel 1545 liest sich das noch so:

Vnser Vater im Himel. Dein Name werde geheiliget. Dein Reich kome.
Dein wille geschehe / auff Erden wie im Himel.
Gib vns vnser teglich Brot jmerdar.
Vnd vergib vns vnser Sünde / Denn auch wir vergeben allen die vns schüldig sind.
Vnd füre vns nicht in Versuchung. Sondern erlöse vns von dem Vbel.

In der neuen Version begegnet der Mensch Gott nicht mehr demütig (Dein Wille geschehe), sondern mit einem fast geschäftsmäßigen, frech fordernden Ton. Das ist praktisch die religiöse Variante des "Hey, gib mir, Alter (weil's mir aus Selbstvollkommenheit zusteht)": keine Demut, kein Repekt, keine Selbsterkenntnis, das Erlösung Not tut und das es überhaupt so etwas wie einen Himmel, eine spirituell auch erfahrbare andere Welt, gibt. Durch die Streichungen wird Sinn, Zweck und Geist (die entsprechende Geisteshaltung) des Gebets in meinem Augen vollständig karikiert. Anstatt des demütig gebeugten Kopfes, reckt sich das Ego in luftige Höhen (gib mir, gib).

In der neuen Version entsteht übrigens auch der Eindruck, das die eigene Seite des Deals nur daraus besteht, denen zu vergeben, die einem selbst etwas schulden. Das "Dein Wille geschehe auf Erden" in der alten Version zeigt jedoch noch eine ganz andere Seite auf: das man sich diesem Willen (dem Willen Gottes) unterwirft, also das man vor hat, in Zukunft nicht wieder zu sündigen und gelebten Altruismus zu praktizieren. Dieses Element der Erkenntnis des eigenen Fehltritts, der bewußten Reue und demütigen Umkehr fehlt Anno 2007.

Man muß wirklich nicht Bibelkenner und/oder gläubiger Christ sein, um die Vergewaltigung des Sinns zu sehen. Und dabei ist es nicht nur irgendwo eine unwichtige Passage, an der herumgestrichen wird, sondern das zentrale Gebet von mindest drei noch immer lebenden Christengenerationen. Es gibt kein christliches Fest, keinen Gottesdienst, nichts, wo es nicht vorgetragen wurde und wird. Obwohl ich nur in meiner Kindheit einem regelmäßigem Gottesdienst beigewohnt habe, haben sich gerade dieses Gebet - und was es bedeutet - tief in mein akkustisches und emotionales Gedächtnis gegraben. Hunderte, ja tausende Male habe ich es gehört und ich kenne den Geist, der diese Worte spricht. Wird das in manchen Kirchen neuerdings so gekürzt und verschandelt vorgetragen? Das wäre natürlich noch unverschämter ...

Montag, 21. Juni 2010

Löcher im Fell.

Man sollte sich nicht darüber wundern, dass die Katze da Löcher in ihrem Fell hat, wo ihre Augen sind. Man sollte sich eher darüber wundern, das es überhaupt Katzen gibt.

- Harald Lesch / Alpha Centauri 179

Die Leichtgläubigkeit von Blondinen.

aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen sollst du nicht essen; denn welches Tages du davon ißt, wirst du des Todes sterben. 1 Mose 2,17

Da sprach die Schlange zum Weibe: Ihr werdet mitnichten des Todes sterben, sondern Gott weiß, daß, welches Tages ihr davon eßt, so werden eure Augen aufgetan, und werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist. Und das Weib schaute an, daß von dem Baum gut zu essen wäre und daß er lieblich anzusehen und ein lustiger Baum wäre, weil er klug machte; und sie nahm von der Frucht und aß und gab ihrem Mann auch davon, und er aß. 1 Mose 3,4:6

Lutherbibel 1912

Freitag, 11. Juni 2010

Gesprächigkeit.

Wenn man einmal weiß, worauf es ankommt, hört man auf, gesprächig zu sein.

aus: Johann Wolfgang von Goethe / Wilhelm Meisters Lehrjahre


... die Boshaftigkeiten, die gerade durch meine Finger zucken, verkneife ich mir ausdrücklich.

Donnerstag, 10. Juni 2010

Heisenberg - oder: Die Sicht der Dinge

Von Kameras kennt es jedermann: wenn man irgendwo ranzoomt, braucht die Automatik etwas bis die Schärfe richtig eingestellt ist. Je nach Qualität des eigenen Händewackelns (bzw. der Qualität der Antiwackeltechnik) ist das Bild irgendwann halbwegs ruhig und scharf. Alternativ knipst man mit hoher Geschwindigkeit, also z.B. 1/1000 Sekunde. Irgendwann kriegt man so auch jeden Neo Niki Laudi in Bewegung scharf. Bei schnellen Bewegung braucht es dazu natürlich auch ausreichend Licht. Bei kurzen Belichtungszeiten wird das Bild sonst schnell zu dunkel und kontrastarm.

Spätestens auf atomarer Ebene ist es dann mit dem scharfen Bild vorbei. Die Strukturen beginnen so winzig zu werden, das sie merklich vom beleuchtenden Licht verschoben werden. Die einzelnen Photonen des Lichts wirken wie ein Sandsturm, der auf die Materie bläst. Einerseits bräuchte man, um irgendwo noch genauer hinzusehen (== noch näher heranzuzommen) , mehr Licht, andererseits stört dieses Mehr/Meer an Licht immer mehr die Sicht auf die Dinge.

Eigentlich ist das wie wenn man mit einem Lichtkegel in einem stockdunklen Raum eine Maus fangen will: Ist der Lichtkegel zu breit eingestellt, sehe ich die Maus nicht deutlich genug. Mache ich den Lichtkegel hingegen schmal und damit hell genug für Details der Maus (z.B. ihre hübschen Beisserchen), dann bleiben nur mehr statistische Aussagen über den aktuellen Standort der Maus übrig. Ich erwische sie damit einfach viel seltener. Wenn ich von der Maus nun aber noch Strukturen innerhalb ihrer Beisserchen sehen will, wird der Lichtkegel schon so schmal wie ein Laser. Die Maus erwische ich damit noch seltener und irgendwann stinkt dann das Fell auch ganz erbärmlich.

Die Welt da unten beginnt wirklich sich in ineinander verwobene, winzigste Schatten aufzulösen. Sehe ich irgendwo punktgenau die einzelnen Komponenten, bleibt mir das 'große Ganze' verborgen.

Ich glaube, ich habe das schon irgendwo mal geschrieben - aber egal: das wirklich Erstaunliche ist für mich eigentlich wie "eindeutig" unsere Alltagswelt erscheint. Die großen Strukturen zerfallen nicht einfach, obwohl dafür stets eine Restwahrscheinlichkeit bleibt (obwohl diese wahrscheinlich so gering ist, das gerade niemand hinschaut - die Augenpaare sind nunmal begrenzt - und manche davon wohl auch sediert). Die großen Strukturen existieren, verändern sich zwar mit der Zeit, aber das sie überhaupt da sind, ist erstaunlich. Schalten Sie mal auf einen Fernsehkanal voller Rauschen. Da sehen Sie nicht plötzlich ein längeres, stabiles Bild. Ein interpretierbares, stabiles Bild ist so schnell wieder weg, das meine Augen gar nicht wirklich schnell genug sind und statisch gesehen müßte ich dafür Jahre vor dem Rauschen sitzen. Langfristig stabile Strukturen (Insel im Chaos) erscheinen nicht einfach nur so. Sobald etwas lebt, wird die Umwelt entscheidend.

Nachwievor ist es ein völliges Rätsel, warum z.B. eine kleine Hand voll Elementarteilchen stabil ist und ein ganzes Meer an Verwandten schon in der Wiege das Zeitige segnet.

Vorgestern habe ich 'Understanding DNA' gelesen.

Einerseits erklärt sich auf dem Weg von den kleinsten Strukturen durch Ladungen und Raumstruktur (räumlicher Anordnung der verschiedengroßen Trümmer) vielerlei. Warum ist DNA gerade so gekrümmt wie sie gekrümmt ist? Vielerlei Rätsel lösen sich über Eigenschaften wie Wasserlöslichkeit der Einzelteile und grundsätzlichen Mechanismen. Vielerlei Rätsel tun sich aber dadurch auch wieder auf. Wirklich zwangsläufig erscheint dem rätselnden Verstand dann doch fast nichts. Fast jeder Schritt läßt Alternativen zu. Wissen wir nicht so genau, sollte man noch mal näher erforschen ...

Unheimlich wie der Mensch da rumtrampelt. Wie ein Barbar mit Stein und Keule. Doch das Prinzip (Stein und Keule) hat sich schon damals bewährt und es funktioniert auch heute noch. Für Eingriffe in die DNA kennen wir heute Schlüsseltechnologien. Wir können daran "herumschnipseln" und dann schauen, was mit der Zelle wird. Exakte Prognosen bezüglich Nebenwirkungen im Organismus gerade im Langzeitbereich sind auf keinerlei Level möglich. Mit 'viel Glück' tut es irgendwann mal das, was mal will (natürlich steckt in dem 'viel Glück' noch Mannjahre an Forschung). Ob die Änderung unter veränderten Lebensbedingungen nicht irgendwann ein Problem wird, ist unmöglich vorauszusagen. Die Evolution macht es zwar auch nicht anders, aber der Mensch hilft da heute mit aberwitzigen Kombination sehr deutlich nach.

Montag, 7. Juni 2010

Synthetische Biologie.

Die Zukunftsaussichten sind gruselig. Faktisch erst 2003 entstanden, entwickelt sich das Gebiet der synthetischen Biologie rasant vorwärts. Synthetische Biologie - das ist quasi Gentechnik "on steroids". Man dreht nicht mehr nur am einen oder anderen Schräubchen, man konstruiert Leben gleich von Grund (einem Protoorganismus) auf neu. Biobrick auf Biobrick und fertisch ist das (lebendige) 'Zuckerstück'.

Klar, da ist enorm viel Hype auf diesem Gebiet, aber die Tatsache, das damit mittlerweile in jedem besseren Schullabor experimentiert werden kann, diese Tatsache ist es, die mich gruseln läßt. In einem Moment pubertätsbedingter Abgelenktheit niest Klaus Rüdiger, 17, im Biounterricht in den Bottich Ursuppe vor ihm und erzeugt so irrtümlich ein virulentes Etwas, dem anschließend keiner mehr einen Namen geben konnte.

Irgendwie erinnert mich die Menschheit gerade ganz gewaltig an den Zauberlehrling ...

Freitag, 4. Juni 2010

Second Edition.

SECOND EDITION

To my big brother, Phil,
who was a mensch his whole life.

- Steve Krug: Don't make me think

Das Jiddische definiert 'Mensch' nicht neutral, sondern (in Opposition zum 'Unmensch') als 'a person of integrity and honor'. So'n richtiger Mensch eben, die 'First Edition' der Familie ...

Mittwoch, 2. Juni 2010

Das Universum von Außen.

Klumpig, wabig, wie Schaum oder Schwamm, seit 14 Milliarden Jahren am Dahinköcheln und noch lang nicht fertig. Die Ursuppe ... wirklich faszinierende Bilder:

http://www.atlasoftheuniverse.com/


Die Crux mit der Natur.

Heuristik (altgriech. εὑρίσκω heurísko „ich finde“; heuriskein, „(auf-)finden“, „entdecken“)
bezeichnet die Kunst, mit begrenztem Wissen und wenig Zeit zu guten Lösungen zu kommen.

Die Quintessenz des letzten Jahrhunderts menschlichen Forschens: die Welt ist (auf jeder Größenskala) viel komplexer als gedacht. Spätestens auf subatomarer Ebene versagt das bildhafte Vorstellungsvermögen, was es denn ist, das da ist. Zum Beispiel: Obwohl in fast jeden Effekt, den wir wahrnehmen, Elektronen verwickelt sind, haben wir keinerlei bildhafte Vorstellung, was ein Elektron ist. Wir kennen seine Eigenschaften wie Gewicht und Ladung, kennen die Gesetzmäßigkeiten, dem es unterliegt, können damit rechnen und sogar mit einzelnen von ihnen experimentieren, aber ein Bild dieses Teilchens, eine visuelle Vorstellung, können wir uns nicht machen. Es ist definitiv kein kleines, herumflitzendes Kügelchen, denn mit dieser Vorstellung versagen selbst die Rechnungen der klassischen Theorien. Was ist das, das da rumflitzt und dafür verantwortlich ist, das Materie für uns fest erscheint, und wir nicht in den Erdkern stürzen, das Chemie und Biologie funktioniert und und und? Wir können es beschreiben und (erfolgreich) verwenden, aber nicht mehr erkennen.

Mehr denn je ist die Natur an sich heute wieder ein völliges Wunder. Da, wo sich der Mensch sich schon kurz vor der obersten Erkenntnis gewähnt hat, muß er heute reumüdig zugeben, das das alles dann doch nicht mit ein paar einfachen Heuristiken erklärt werden kann. Daumen-mal-Pi ist gut für's tägliche Leben, aber es ist bloß eine Approximation einer viel komplizierten Wirklichkeit, einer Wirklichkeit, die sich heute nur mehr in entsprechend komplizierten, mathematischen Theorien erschließt.

Rund ist nie wirklich ganz rund. Gleichseitig ist nie wirklich gleichseitig. Gleichmäßigkeit ist eine Frage der Einzelteile und der Größenordnung und sowieso und überhaupt ist die Perspektive wichtig.

Könnte der Mensch Funkwellen (z.B. einer der für Handys verwendeten Frequenzbänder) als 4. Farbe sehen, wie seltsam würde er wohl einen Spaziergang durch die Innenstadt wahrnehmen? Die Masten der Betreiber wären mehr oder weniger intensive Lichtquellen, die die Stadt in ein Meer aus Licht und Schatten dieser Farbe tauchen. Einzelne Handies wären entsprechend kleinere Lichtquellen, die entsprechend ihrer Verwendung flackern. Manche Oberflächen schlucken die Strahlung, andere reflektieren sie und manche (die meisten) lassen auch einen gewissen Prozentsatz durch, d.h. mit diesem neuen Sinn kann man nun mehr oder minder gut auch durch Wände sehen (ähnlich einem Schattentheater bzw. Röntgen).

Hmmmm ... hat das eigentlich schon jemand technisch umgesetzt? Also mehrere, für diesen Frequenzbereich sensible Sensoren auf einer Fläche angeordnet, sodaß ein 2d-Bild entsteht? Reicht die Sensibiltät heutiger Sensoren, um Häuser mit entsprechend starken Strahlungsquellen zu durchleuchten? Welche Tiefen-Auflösung ließe sich hinkriegen? Ich sollte mich mal Richtung Bodyscan-Technologien schlau machen. Was wird dort verwendet? Was sind die Einschränkungen? Eins ist klar: die Zukunft wird in dieser Hinsicht 'gruselig'. Wird Zeit in Alu-Folien-Aktien zu investieren ...

Nachtrag.

Als Einstieg in die Materie: Kraut-und-Rüben-Artikel bzgl. Scanner-Technik

Montag, 31. Mai 2010

Feel good.

Am Anfang ertönten die Fanfaren und intonierten: "Feel good!"

Könnte ein Vater seinem Sohn nur zwei Worte mit auf den Weg geben, zwei Worte, die sowohl Weg wie auch Ziel seiner Reise beschreiben, dann sind es wohl genau diese zwei Worte.

'Feel good' ist sicherlich das Ziel, das ein allmächtiger und guter Vater seinem Geschöpf schenken würde. Wenn sich 'feel good' jedoch mit der tierischen Herkunft des Menschen paart, wird aus dem 'feel good' auch zwangsläufig ein Weg der Selbsterziehung. Im Inneren kann ich mich nicht selbst belügen. Ich kann das Gute spüren und ich kann auch spüren, wann, wie und wodurch es geschenkt wird. Der berechnende Verstand versteht das nicht. Es macht für ihn keinerlei Sinn, da es sich nur spüren läßt. Doch da ist mehr. Da ist ein ganzer Weg hinter diesem Gefühl.

Der freie Wille des Menschen besteht darin, Gott nicht fühlen zu können. Die Welt von Heute ist Ausdruck diesen freien Willens in all seinen Ausprägungen (und Abgründen). Annähernd die ganze Welt genießt mittlerweile den westlichen Materialismus und seine zivilisatorischen Wohltaten (inklusive Abhängigkeiten). Erst wer ohne schlechtem Gewissen die größten Schandtaten begehen kann, ist frei.

Wer Gott fühlt, verliert den freien Willen. Das Gefühl übernimmt die Zügel.

Keine Ahnung, was diese Sparks-of-Wisdom sind. Kurze Erhellungen, Allgemeinplätze, ein intellektuelles Puzzlespiel? Ich halte das eine und andere Aha eines längeren Weges fest. Die Sätze modifizieren sich meist ein paar Minuten lang, werden deutlicher, doch nie deutlich genug, schweifen dann weiter zu anderen Ideen bzw. Kommentaren dazu. Die Grenzen, was nativ erdacht oder nur rezipiert wurde, sind bewußt unscharf.

Altruismus.

Selbst der Antrieb 'für das (menschliche) Gemeinwohl' ist egoistisch, da sich das Selbst (instinktiv) als Teil dieser Gemeinschaft begreift, also schlußendlich 'für sich selbst' will.

Freitag, 28. Mai 2010

Die wissenschaftliche Methode.

Absolute Certainty is a a privilege of uneducated minds and fantatics.

- C. J. Keyser


Wenn es ein Grundaxiom für die wissenschaftliche Methode (des Erkenntnisgewinns) gibt, dann ist es genau das:

Absolute Sicherheit gibt es nicht. Die Erkenntnis von gestern kann morgen schon falsch oder zumindest ungenau (einer Korrektur bedürfend) sein. Ergo: stets geschmeidig bleiben.

Donnerstag, 20. Mai 2010

Farben hören.

Obwohl die Alltagserfahrung von Sehen und Hören völlig unterschiedlich ist, sind beide Sinne aus physiologischer Sicht fast ident. Einerseits werden die Eingangssignale der Augen und Ohren in der gleichen Weise kodiert zum Gehirn übertragen, andererseits sind die primären Auswertungsareale im Gehirn nahezu identisch strukturiert. Bei von Geburt an blinden Menschen kommt es vor, dass durch das Fehlen der Eingangssignale das Sehzentrum vom Gehörsinn mitbenutzt wird. Wird das Augenlicht operativ zu spät wiederhergestellt, gelingt es diesen Menschen nicht mehr sehen zu lernen. Sie nehmen durch die Augen nur Lärm wahr.

Beides (die Gleichartigkeit der Kodierung und die Gleichartigkeit der Auswertungsstrukturen) zeigt, das die Evolution hochgradig 'Re-Use' betreibt.

Apropos Sehen und Flexibilität von Gehirnen: überträgt man die menschliche Gensequenz für den 3. Farbsinn in die Gensequenz eines Säugers mit nur zwei Farbsinnen (d.h. modifiziert man das Auge, das es statt zwei nun drei Farbkanäle empfangen kann), so kann dessen Hirn den 3. Farbsinn auch wahrnehmen (ohne jegliche Änderung an der Hirnstruktur!).

Fledermäuse verfügen über vier Farbkanäle. Sie sehen neben den auch beim Menschen gängigen drei Farbkanälen zusätzlich noch im Infrarot-Bereich (Wärmestrahlung). Rein theoretisch sollte das menschliche Gehirn auch dazu in der Lage sein. Man stelle sich vor, die Evolution hätte genetisch nicht so geknausert und uns auch diesen Farbkanal als Input gegönnt ...

Unser ganze Erleben dieser Welt wäre anders. Das (Un-)Gleichgewicht in der Wärmeverteilung anderer Organismen würde sichtbar. Für jedes Produkt - vom Bügeleisen bis zur Luxusvilla - wäre Wärmeverteilung plötzlich ein sichtbares (ästethisches) Kriterium. Soziales und Kulturelles würde sich deutlich verändern.

Unsere Vorstellung von der Welt da draußen (und wie wir auf sie reagieren) ist hochgradig von unseren Sinnesorganen geprägt und damit auch hochgradig subjektiv (eine Erfindung des Geistes, um sich zurecht zu finden). Unsere Sinnesorgane nehmen nur einen Bruchteil davon wahr, was ist. Doch selbst diesem Bruchteil kann das Bewußtsein nur punktuell folgen. Gleichzeitig völlig konzentriert hinzusehen, -hören, -fühlen und mitzudenken, um jede kleinste Nuance mitzubekommen, gelingt nicht. Selbst ein einziger Sinn kann zu komplexe Daten liefern, um ihn vollständig zu interpretieren (z.B.: versuchen Sie mal zehn Gesprächen gleichzeitig zu folgen).

Das, was mir die Alltagserfahrung als reale, sich als so unmittelbar anfühlende Welt 'vorspielt', ist die Approximation einer Approximation einer Approximation. Je deutlicher ich mir dessen bewußt bin, um so leichter zerbröckeln verkrustete Denkschemata. Einerseits braucht der Mensch diesen Grad an Approximation, weil die Hardware mit 'dem Ding an sich' schlicht überfordert ist, anderseits ist der Geist auch träge und mag extrem vereinfachte (duale) Kategorien a la Gut/Böse.

Jegliche Überbegriffe sind Schall und Rauch. Der faule Geist agiert irgendwann nur mehr mit Kategorien und verliert 'das Ding an sich' völlig aus dem Blick. In jedem Moment ist die Welt einzigartig. Weder war sie vorher schon so, noch wird sie irgendwann wieder einmal so sein. Wer glaubt, alles gesehen zu haben, zu wissen wie der Hase läuft, der sperrt sich selbst von der Einzigartigkeit in die Langeweile aus.

Das Erlebtnis- und Erkenntnispotential eines einzelnen Tages ist riesig.

Es gibt Fotografen, die fotografieren ausschließlich Menschen, mit der Begründung, das nur menschliche Interaktion einzigartig und damit fotgrafierwürdig sei. Ich habe diesen Standpunkt nie verstanden. Mit der selben Scheuklappenmentalität ließe sich auch genau das Gegenteil behaupten.

Hach - ich liebe die spitze Feder von Robert Anton Wilson. Genau wie bei Douglas Adams oder Terry Pratchett wimmelt es bei ihm von kleinen, absurden Anekdoten, die die menschliche Natur auf's Korn nehmen und punktgenau kleine und große Wahrheiten treffen.

Beispiel:

Im Kaptialismus beutet der Mensch den Menschen aus. Im Sozialismus ist es genau umgekehrt.

- Ben Tucker, berühmter Vaudeville-Komiker


(... per Google findet sich nur der Anarchist Benjamin Tucker, zu dem das Zitat ganz gut passen würde ...)

Mittwoch, 19. Mai 2010

Scherz des Tages.

Die Quantenphysik bezeichnet diese Energie als große Vereinigungsenergie, die gleichfalls allerorts vorhanden ist und über absolute Macht und alles Wissen verfügt.

aus: Jasmuheen / In Resonanz

Wieviel blanker Nonsens passt in einen einzelnen Satz?

Unreife.

Das Gesicht hinter vorgehaltenem Arm verbergend will der Unreife glauben (machen), dass dadurch "alles gut" ist, weil er 'brav' die "böse" Wirklichkeit ausgrenzt, die seinem imaginierten Bild von "Licht und Liebe" ohne Verantwortlichkeit und Konsequenz widerspricht.

- spirtualwiki.org


... schöne Definition ...

Mittwoch, 12. Mai 2010

Inside Kabbalah.

All the spiritual worlds are inside man’s soul, forming a ladder between him and the Creator. That is, they are 125 levels of our properties. Around us, there is only one thing: the completely altruistic property to bestow and please us. We call this property the Creator. However, our inner property is absolutely egoistic. The gradual correction of man’s inner properties is the purpose of his existence in our world. Everyone must correct himself. The sensation of the Creator that man gains during his correction is called “spiritual ascent” from one level to another, or from one world to the next. All this takes place solely internally.

(...)

All the spiritual worlds in us are just the measures of sensing the Creator. All the angels, devils, dark and light forces are no more than man’s inner forces, specially created in him by the Creator to help him constantly correct and overcome his natural egoism.

(...)

As stated, in order to make man wish only to receive, the Creator put the soul into the body of our world. This is the so-called “animal” state, as the proverb says, “man is born like a wild donkey”. Thus, when man descends to this world, he receives egoistic desires called “body” and with his properties becomes absolutely opposite to the Creator, infinitely remote from Him.

The Creator gives man only one little altruistic quality called the “soul”. If man starts indulging into the Torah and the commandments with the right intention, he gradually acquires the Creator’s desire “to bestow”.

The highest level is the desire only to bestow without receiving anything for oneself. Achieving this state, man completes his way to the Creator and merges with Him.

(...)

At any rate, we will perceive only what “enters” us (that is how we call our reactions to the external influences), and not what is outside.

Another additional stimulation, called the Creator’s light, will enter us. He Himself will enter us, not just press us like a piece of clay from outside. He will enter and start filling us according to the extent of the equivalence of our properties to His.

All our essence is “a piece of egoistic clay”; if this “piece” succeeds in acquiring the Creator’s properties, i.e. learns to give, then there will be no difference between them. The outer boundary between Him and the “piece” will disappear. They will merge into one; the Creator will fill this “clay” from inside, and it will be in complete harmony, fully merged with whatever is outside.

(...)

In the process of likening their properties to the Creator’s, they begin to feel the commonness and inseparable continuity of their mass, the absolute unity of all these egoistic splinters. They understand that they represent a single whole. The more man is corrected, the more he sees himself as an absolutely inseparable part of the whole, i.e., he depends on everybody and everybody depends on him.

(...)

Unfortunately, we see self-taught Kabbalists and to what it has led them;they fabricate their own concepts about the spiritual world, populate it with all kinds of bodies, forces and their interactions, with winged angels, devils, witches, hell, and paradise, etc. They do this without understanding that the spiritual world is only inside of man’s soul, while only the Creator is outside.

(...)

Nothing that is inside or outside you is created by you. You react to any outside irritation according to your animal nature. Any reaction of this kind can be calculated in advance and your actions can be predicted in any given situation. So where is even the slightest freedom of choice or freedom of will here? Freedom of will is only in the effort to understand how the Creator would act in my place and react similarly.

(...)

In fact, there is static, amorphous, homogeneous spiritual light around us, which is called “The Creator”. Similarly, with our five senses, we also have five spiritual ones: spiritual eyes (sight), ears (hearing), nose (smell), mouth (taste), and hands (touch). Depending on their qualities, carrying capacity and sensitivity, we will constantly receive different impressions from this homogeneous spiritual light. The most primitive impression is the one we receive today.

(...)

Egoism is the stuff we are made of. It was the only thing created by the Creator, and the entire Universe is made only of this egoistic material. We cannot correct egoism itself; we can only modify the way we use it. By being corrected, man does not cut off his egoistic Kli from himself. He changes the intention for which he applies it.
From: Introduction to the Book of Zohar - Vol. 1

kurz und bündig: http://www.kabbalahblog.de/exodus-die-version-des-21-jahrhunderts

Dienstag, 11. Mai 2010

Kein Tag ist langweilig.

Benny verstand nicht viel von dem Geschreibsel der akademischen Kritiker, aber er wußte, daß der Odysseus für ihn das einzige Buch war, das es je geschafft hatte, das Alltägliche bedeutungsvoll erscheinen zu lassen. Und das war eine so glänzende Leistung, daß er vom Genie Jungs ein für allemal überzeugt war. Überdies ermutigte es ihn, in allem, was geschah, auf die eine oder andere Art etwas Wunderbares zu entdecken. Wenn Jungs Figuren, zumindest einige von ihnen, vierzehn Stunden lang scheißen, pissen, masturbieren und ficken konnten, dann nicht deshalb, weil der Theologe versuchte, Pornographie zu schreiben, sondern weil das Wunder des alltäglichen Lebens nicht ohne all diese alltäglichen Dinge dargestellt werden konnte. Benny scherte sich keinen grünen Pfifferling um die Parallelen des Romans zur Odyssee oder den Stationen des Kreuzwegs, die Jung angedeutet hatte, oder die vielen anderen Entsprechungen zu Körperorganen, Farben, Tarotkarten, I Ging, Hexagrammen und dem romantischen Dreieck in Kraz Kat, die seine Bewunderer entdeckt zu haben glaubten. Für ihn war das Bedeutendste an Odysseus, daß es beihnah wissenschaftlich demonstrierte, daß kein Tag langweilig war.

Aus: Robert Anton Wilson - Schrödingers Katze / Das Universum nebenan.

Langeweile ist keine Eigenschaft der Zeit, des Raums oder der Dinge. Langeweile ist ein Maß für die eigene Phantasie- und Disziplinlosigkeit.

Montag, 10. Mai 2010

Wenn Blondinenwitze wahr werden.

Es gibt zwei Optionen: ich kann mich ärgern oder ich kann staunen, den Kopf schütteln und nicht weiter darauf eingehen. Nach dem ich das mit dem Ärgern in endlosen Variationen durchexerziert habe und es stets nur zu weiterem Ärger geführt hat, beschränke ich mich ab jetzt auf die magenschonende, zweite Option.

Identität.

Obwohl ich mich in den letzten Jahren sehr intensiv mit Buddhismus (theoretisch wie auch praktisch) beschäftigt habe, fand ich eine Frage nirgends thematisiert: was ist eigentlich der Ursprung einer Karmaspur? Die Wesen sind, so erklärt es der Buddhismus, in einer endlosen Kette von Wiedergeburten gefangen. Endziel ist es, diese Kette zu durchbrechen. Doch wo es ein Ende gibt, gibt es da nicht auch einen Anfang? Wie entsteht ein Wesen? Wo und durch was entsteht der Identitätskern, der anschließend karmagewirkt von Leben zu Leben zieht?

Und wer nach einem langen, mühsamen Leben auf Erholung im Jenseits hofft: laut tibetanischem Buddhismus sind es exakt 49 Tage, die ein Wesen im Bardo/Jenseits verbringt. Nicht gerade viel Erholungszeit (falls man bei den Zuständen im Bardo überhaupt von Erholung reden kann) ...

Montag, 3. Mai 2010

Tyrannei.

Auch wenn es mit den besten Absichten geschieht: Tyrannen werden nicht geboren, sie werden gemacht.

Freitag, 30. April 2010

Apropos Zweifel.

Das charakteristische Merkmal der Intelligenz ist ihr Zweifel.

(Originalquelle leider unbekannt)

Freitag, 16. April 2010

Unmöglichkeit.

Auf einem Plakat direkt über dem Eingang des Zentralfriedhofs steht in riesengroßen Lettern:

Alles wird wieder gut.

Mittwoch, 14. April 2010

One Week - das Abenteuer seines Lebens (2009)

To strive, to seek, to find, and not to yield.
Zu streben, zu suchen, zu finden und nie zu ruhen.

Es sind viele Saiten, die der Film in mir berüht.Vieles, das sich nicht aussprechen, nicht in Worte fassen läßt. Was würdest Du tun, wenn Du nur mehr eine Woche oder einen Tag zu leben hättest? Langsam gelange ich an den Punkt, wo sich die Antwort auf diese Frage erübrigt, wo es reicht, wie bisher weiterzuleben.

Dienstag, 13. April 2010

Pfeifenbau.

Auf der Suche für ein handwerkliches Projekt im Sommer bin ich über die Herstellung von Pfeifen gestolpert. Hier in G. habe ich zwar keine Werkstatt zur Verfügung, aber die Werkstatt im Hotel Mama ist - gerade für Holzbearbeitung - vollständig ausgerüstet (inklusive Dreh- und Ständerbohrmaschine), d.h. prinzipiell steht nichts im Weg.

Kirschholz sollte mein Vater besorgen können (viel braucht man ja nicht für ein paar Pfeifenköpfe), eine Quelle für Mundstückrohlinge findet sich sicher irgendwo in den Weiten des Internets. Apropos Vater: als ehemaliger Pfeifenraucher wird er von dieser Projektidee begeistert sein. Mam allerdings weniger - viel, viel weniger. Vielleicht sollten wir daraus ein Vater-Sohn-Geheimprojekt machen ...

Mittwoch, 31. März 2010

Medien.

Wohin man auch blickt, allerorts werden den Menschen Schimären vom besseren und leichteren Leben in die Herzen gepflanzt, die sie nur all zu gerne glauben. Es muß schrecklich sein, umgeben von dieser irrwitzigen Medienflut, die einen vorgaukelt, man müsse sich für nichts im Leben mehr anstrengen bzw. es ließe sich alles kaufen, aufzuwachsen. Der mündige, aufgeklärte Bürger ist eine aussterbende Spezies. Was sich heute mündig nennt, ist kaum mehr als eine Marionette.

Samstag, 27. März 2010

Manchmal.

Manchmal ist mir diese Ruhe und Gelassenheit, dieses stille Glück, das meine Tage, Wochen und Monate ausfüllt, fast schon unheimlich.

Dienstag, 23. März 2010

Der letzte Schritt.

Nun habe ich auch dieses letzte, offene Kapitel meines alten Lebens abgeschlossen. Das Antwortschreiben klingt schal - große Reputation bla bla bla ... überleg's Dir nochmal ... keine Ahnung, was ich erwartet habe, aber mit 22 Jahren war es das bisher längste Kapitel in meinem Leben und es war auch so etwas wie eine zweite Familie. Das es nun so sang- und klanglos ohne weiteren persönlichen Kontakt endet, birgt etwas Trauriges, zeigt aber auch wie richtig die Entscheidung war.

Der Frühling setzt langsam ein und der Gedanke, ein paar Wochen mit Schlafsack und minimalem Gepäck auf einer der Almen rund um's Hotel Mama zu verbringen, lockt immer mehr.

Zarathustra läßt grüßen.

Freitag, 19. März 2010

Entwicklung.

Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern? Alles, was ich sage, kann morgen schon eine Lüge sein.

Am Anfang war das Wort.

Wenn es das erste Wort gab, dann war es 'Bumm'.

- Prof. Harald Lesch (zum Thema: Wie entstand das Sonnensystem)

Bilanzieren.

Vor zwei Jahren stand ich am Abgrund. Obwohl ich mich abmühte, entglitt mir mein Leben in jeglicher Hinsicht und wurde zu etwas, was ich so nie führen wollte, etwas unsäglich Mühseliges, ein ständiges Anrennen gegen unüberwindbare Wände. Alkoholexzesse, Tabletten, 100 Zigaretten am Tag - ich griff nach jedem Strohhalm, der mich irgendwie genug betäubte, um am nächsten Morgen doch wieder weiter zu machen und nicht den letzten Schritt zu gehen.

Wenn das Leben so wird, läuft etwas grundsätzlich falsch. Egal welche Illusionen oder Ideale man im Kopf hat, welche 'man sollte', 'man muß' oder 'man will': jedes Leben ist sein eigener Fluß gegen den man auf Dauer nicht anschwimmen kann. Man kann sich anstrengen so sehr man will, kann den Fluß mal ein Stück weit zurückschwimmen oder queren, um in einen anderen Seitenarm zu gelangen, aber schlußendlich muß man sich dem Fließen des Stroms übergeben oder man ertrinkt.

Manche nennen diesen Strom Schicksal, andere den eigenen Lebensweg gehen. Ich weiß zwar nicht, ob dieser Fluß schon von vornherein kartiert ist - wahrscheinlich nicht - (und mit dem Verstand läßt er sich auch nicht greifen), aber eins weiß ich: wenn es gelingt, sich in das Fließen einzuordnen, fällt alles ganz leicht. Sorgen, Bedenken, Ärger - all das verschwindet. Da ist kein 'ich will' mehr. Was getan werden muß, wird getan. Was passiert, passiert und es ist in Ordnung, völlig in Ordnung.

Heute lebe ich von dem, was ich früher nur für Zigaretten ausgegeben habe (~300 Euro). Nicht, weil es notwendig wäre, sondern weil einfach kein Bedürfnis nach all dem Schnickschnack mehr da ist. Selbst Bücher kaufe ich kaum noch, sondern lese lieber ein paar der Klassiker, die sowieso schon seit Jahrzehnten in meinen Regalen stehen. Filme und Fachliteratur liefert der (geteilte) Breitbandanschluß gratis und werbungsfrei für 10 Euro im Monat. Die Ernährung ist auf fast fleisch- und fettfrei umgestellt. Ich rauche zwar noch, aber komme kaum über 10 Zigaretten am Tag.

Das Glück liegt am Ende des Wollens. Und 'ja', heute, zwei Jahre später, bin ich glücklich. Die Stimmung pendelt zwar noch hin und wieder, aber da ist eine große, weite Gelassenheit, die alles anfüllt. Ich genieße die Einsamkeit, ich genieße die Stunden der Intimität mit E. und wenn es nach mir geht, kann es für den Rest meines Lebens so weiter gehen. Da ist nichts, was ich will, nichts, dem ich hinterher laufen würde. Da ist aber auch nichts, dem ich ausweiche, vor dem ich zu fliehen versuche. Ich bin und das reicht.

Dienstag, 9. März 2010

Macht der Worte.

Wenn Du darüber klagst, dass es eiskalt ist, wird es Dir noch kälter vorkommen als es ohnehin schon ist. Bleib lieber still. Wenn wir über etwas reden, führen wir uns mit den Worten nur selbst an der Nase herum.

- Kodo Sawaki

Montag, 8. März 2010

Mixed.

Wie war das? Manchmal muß man das lieben lernen, was einem gut tut?

Vom ersten Moment an, ist das Leben ein Anpassungsprozess und stets stehen zwei grundsätzliche Optionen zur Verfügung: sich an eine Umgebung anzupassen oder weiterzuziehen und sich eine andere, geeignetere Umgebung zu suchen. Wie vermessen - ja geradezu größenwahnsinnig (alternativ: stinkfaul und phantasielos) - ist es, zu glauben, die Umgebung müsse sich ändern?

Meine Zazenpraxis läßt immer noch zu wünschen übrig. Ich habe das Gefühl, es ist vergeudete Zeit und lasse mich dadurch zu leicht ablenken. Disziplin, Disziplin, Disziplin.

Die Bucht.

Ehrlich gesagt hat mich dieser Dokumentarfilm über das jährliche Abschlachten von 23.000 Delphinen in einer Bucht in der Nähe von Taiji/Japan zu Tränen gerührt. Die Bilder der rotgefärbten Bucht, die Töne aus den Unterwassermikros ... einfach nur schrecklich. Mit Recht ein würdiger Oskar-Preisträger - vielleicht hilft ja die Extraportion Publicity.

Das das mit Quecksilber hochkontaminierte Fleisch (ca. 5000-fach über den zugelassenen Grenzwerten) an Schulen verschenkt wurde bzw. in Delphinarien verkauft wird, ist nur eine der vielen Absurditäten, die der Film aufzeigt.

Definitv nichts für zartbesaitete Gemüter.

Sonntag, 7. März 2010

Dunkelheit.

Seit ein paar Tagen ist dieses Gefühl da, völlig außerhalb meines Lebens zu stehen, dieses Gefühl, das sich auch manchmal auf Reisen einschleicht, eine Art Jetlag, die Abwesenheit jeglichen normalen Rhythmus, Es ist ein dunkles, bedrohliches Gefühl, als hätte ich etwas unwiederbringlich verloren und wüßte nur noch nicht was. Meine Träume sind ähnlich - düster und beängstigend. Jede Nacht wache ich mehrmals schweißgebadet auf und brauche Minuten um mich zurecht zu finden.

Was ist das nur, was mein Unterbewußtsein so beschäftigt? Was verliere ich da gerade?

Sonntags.

Randvoll mit Endorphinen.

Freitag, 5. März 2010

Fall 39.

Wow. Die Story vom besessenen Kind ist zwar uralt und wurde schon zig Mal verfilmt (z.B. in der Omen-Trilogie), aber dieser Versuch überragt seine Vorgänger um Längen. Keine Ahnung, an was es genau liegt. Vielleicht ist es Renee Zellweger, als blondes Dummchens vom Dienst (in der Rolle der Führsorge-Mitarbeiterin, die ahnungslos die Rolle der Ersatzmutter übernimmt), vielleicht ist es aber auch die Besetzung der Hauptperson durch ein Mädchen. Egal - Suspense vom Feinsten. Prädikat: Sehenswert.

Leben ist nicht genug.

Leben ist nicht genug, sagte der Schmetterling. Sonnenschein, Freiheit und eine kleine Blume muss man haben.

- Hans Christian Andersen

Sie.

Damals vor vier Jahren war es Verzweiflung, die mich das erste Mal in ihre Arme getrieben hat. Es war egoistisch, es war schäbig, aber nach über einem Jahr konnte ich mich einfach nicht mehr länger Nacht für Nacht neben V. in den Schlaf quälen, den Kopf voller Sehnsucht, voll Verlangen nach Berührung, nach mit Haut und Haar angenommen werden. V. war in dieser Hinsicht mit ihren 25 Jahren noch viel zu sehr Mädchen, nicht nur unerfahren und ohne dem Bedürfnis nach körperlicher Nähe, sondern durch häßliche Erfahrungen in der Vergangenheit geradezu abgestoßen von jeglicher Körperlichkeit.

Nichts ist schrecklicher als das, was man so begehrt, nur wenige Zentimeter von sich weg zu wissen und es doch nicht zu bekommen. Der Esel und die Karotte. Nacht für Nacht, Stunde für Stunde, Moment für Moment. Bei jeder Berührung zu wissen, es ist ihr unangenehm, zu bemerken wie sie nicht nur innerlich erstarrt und das selbst bei einer simplen Umarmung, einem Kuß im Park. All das, was unter Liebenden so selbstverständlich sein sollte, all die kleinen Berührungen, die Zeichen von Innigkeit, von Begehren, all das fehlte oder war mit dem dunklen, häßlichen 'nur Dir zu liebe'-Gefühl überdeckt.

Ich wollte nicht mehr nachdenken. Ich wollte nicht mehr dieses 'nur Dir zu liebe'-Gefühl spüren. Ich wollte mich fallen lassen können ohne mich dabei selbst zu verletzen.

So fing es an. Irgendwann bin ich schwach geworden und gab ihr nach, ihr, um die sich ständig Männer scharen und die mich nun seit vier Jahren liebt. Sie ist das genaue Gegenteil von V., fast doppelt so alt (und somit ca. 10 Jahre älter als ich), blond, Modelfigur, wild. Einerseits Vamp, andererseits auch ganz und gar Mutter von drei Kindern. Ihr ältester Sohn ist fast 30, ihre jüngste Tochter 14. Wie ich ist sie ein Mensch mit vielen Widersprüchen, voller Leidenschaft und Abgründen.

Ich fühle mich schuldig, weil mein Herz ihr gegenüber nicht die Art von bedingungsloser Liebe empfinden kann, die sie mir entgegenbringt. Da, wo sie mehr und mehr Zeit mit mir verbringen will, flüchte ich geradezu und verbringe meine Zeit lieber alleine. Es ist Haßliebe, die mich mit ihr verbindet. Ein, zwei Tage in der Woche - länger ertrage ich sie nicht, dann brauche ich Luft zum Atmen.

Was davon ist Projektion? Es ist ja nicht so, daß ich nur sie nicht ertrage. Momentan meide ich alle Menschen. Ich muß mich regelrecht dazu zwingen mit Jo, meinem besten Freund, einmal die Woche für 1-2 Stunden Kaffeetrinken zu gehen. So gesehen ist sie sogar die große Ausnahme.

Es ist Freitag. Heute Abend sehe ich sie wieder und ich freue mich darauf. Mein Kopf ist voll verrückter Gedanken und Bilder: ihre Gänsehaut, wenn ich ihr sanft in den Nacken beiße, das Zittern ihres Körpers, ihre Phantasien, die sie mit mir teilt und die ich wahr werden lassen darf. Schenken und beschenkt werden. Es ist wie es ist.

Donnerstag, 4. März 2010

Furcht.

Woher kommt diese Furcht in den Menschen, sich selbst zu begegnen? Lieber akzeptieren sie die widrigsten Umstände, ergeben sich in Schicksale, die nicht die ihren sein müßten, bloß um weiter an die Illusion einer heilen Welt glauben zu können, die so für sie vielleicht irgendwann einmal existiert hat, aber es eben mit offenen Augen betrachtet schon lange nicht mehr tut. In Gesprächen flüchten sie sich in hohle Phrasen wie "das kleinere Übel" oder "die wirtschaftliche Umstände" und doch spürt man bei jedem Wort wie sie sich selbst und alle anderen belügen.

Die Einsamkeit ist ein dorniges Tal, das kaum einer zu durchwandern wagt. Lieber glaubt und hofft man auf den "letzten Retter", den Märchenprinz oder die Prinzessin, durch den oder die alles anders wird, doch auch wenn - mit viel Glück - er oder sie auftaucht, dauert es nicht lange und die Illusion verbufft, denn er oder sie ist eben auch nur ein Mensch und keineswegs der glorreiche Retter. So traurig es auch ist: kein Mensch kann einen anderen retten. Es ist nicht die Außenwelt, die uns glücklich werden läßt und doch glauben so viele daran, als wäre Glück und Zufriedenheit ein Konsumgut.

Nichts verändert sich, wenn wir uns nicht selbst ändern und der erste Schritt dazu ist sich selbst kennenzulernen. Wochen oder Monate reichen dazu nicht. Im Hinterkopf bleibt stets die irrige Hoffnung, daß jemand anders unser Leben für uns in Ordnung bringen könnte. Erst wenn diese Hoffnung ein für alle Mal stirbt - was zugegebenerweise ein sehr schmerzvoller und langwieriger Prozess sein kann -, besteht die Chance auf ein erfülltes und zufriedenes Leben.

Ich wollte es wäre anders, aber die Zeit hat mich immer wieder gelehrt, daß ich meine Wünsche erst vollständig aufgeben muß, damit sie in Erfüllung gehen. Und vollständig heißt: es gibt kein Schummeln. Es reicht nicht, sich nur einzureden, man wäre mit der gegebenen Situation zufrieden, obwohl im Herzen noch immer die Sehnsucht brennt. Doch sobald diese Sehnsucht weg war, ich mich ganz und gar damit abgefunden hatte, wie etwas war, fand ich noch jedes Mal genau das, nachdem ich vorher so vergeblich gesucht hatte. Paradoxerweise stehen sich Wünsche stets selbst im Weg.

Mittwoch, 3. März 2010

Ziel.

Wenn Dein Ziel in der Zukunft liegt, ist schon alles zu spät.

- Kodo Sawaki

Dienstag, 2. März 2010

Genügsamkeit.

Es ist erstaunlich wie weit meine Genügsamkeit mittlerweile reicht. Es gibt kaum mehr etwas, an dem ich wirklich hänge oder für das Disziplin nötig wäre, um darauf zu verzichten. Ja, genaugenommen ist sogar das Wort "Verzicht" völlig unangebracht. Das Leben ist viel einfacher und schöner so, ohne jegliches Wollen, Wünschen oder Müssen, ohne den kleinen und großen Belohnungen, Ablenkungen, Zerstreuungen, ohne der Notwendigkeit nach Bestätigung in egal welcher Form.

Nur den Zigaretten habe ich noch nicht abgeschworen. Ich habe es versucht, tageweise, sogar 72 Stunden am Stück, doch ohne das Nikotin nehmen die ADHS-Symptome stark zu. Die Gedanken springen zu rasch kreuz und quer und es fällt mir ausgesprochen schwer, mich dann auch nur für 15 Minuten auf eine Sache zu konzentrieren. Wenn mein Hirn diese Form von Stimulanzien braucht, um so zu funktionieren wie ich will, dann muß ich das wohl nach eine Weile so akzeptieren. Egal - es gibt Schlimmeres.

Und täglich eine gute Tat.

Heute: als Geburtstagsgeschenk fast eine Stunde mit meiner Mutter telefoniert.

Montag, 1. März 2010

It's just the way it is / II.

Dieses Wochenende war nicht minder intensiv. Leidenschaftlich, wild, zärtlich, sanft - bunt gemischt, von allem etwas und von allem mehr als ich mir erträumen kann. Doch das Schönste daran ist die Leichtigkeit, mit der es passiert. Da ist keinerlei Erwartungshaltung, kein Muß, kein Sollte, keinerlei Druck in mir, nichts das es zu akzeptieren gäbe, nichts das drängt oder nach etwas anderem verlangt, kein einziger Wunsch und sei er auch noch so leise.

Es ist mir ein Rätsel, mit welcher Selbstverständlichkeit mein Körper mitspielt, ohne das ich ihn bewußt kontrolliere. Ein einzelner Gedanke - soweit man das überhaupt als Gedanken bezeichnen kann - reicht, um zum Orgasmus zu gelangen, ein einzelner Gedanke reicht aber genauso, um es über Stunden auszudehnen und ihr jeglichen Wunsch zu erfüllen. Whatever you want, Baby.

Na und.

Wenn es regnet, regnet es. Wenn der Wind weht, weht der Wind. Wer weiß schon, ob das gut oder schlecht ist? Du fluchst vor Dich hin. Na und? Dein Ausgangspunkt muß dieses "Na und?" sein.

- Kodo Sawaki

Sonntag, 28. Februar 2010

Realität.

Nur ein winziger Bruchteil, von dem was wir wahrnehmen, sind echte Sinneswahrnehmungen. Der überwiegende Teil unserer Wahrnehmung sind Konstruktionen des Gehirns, in dem sich Erinnerungen und Erwartungen zu einem kunterbunten Allerlei aus Fiktion und Realität mischen.

Worte sind Segen und Fluch. Selbst die einfachsten Dinge lassen sich in all ihren Facetten nicht in Worte fassen.

Die bösartigsten, realitätsverzerrendsten Worte sind Rollenbezeichnungen. Denke ich z.B. 'Mutter', reduziert sich ein einzigartiges Wesen mit all seinen Facetten, Bedürfnissen, Neigungen, Stärken und Schwächen zu einer bloßen Kategorie, einem Bündel teilweise völlig absurder Erwartungen und Vorstellungen.

Die Welt verändert sich radikal, wenn man den Dingen und ganz besonders den Menschen keine Bezeichnungen mehr gibt, sondern sich stattdessen bemüht, die Realität, so gut es eben geht, wirklich wahrzunehmen (mit der entsprechenden Skepsis natürlich, was Sinneswahrnehmungen im Allgemeinen betrifft).

Vor ein paar Tagen las ich einen kurzen, kaum vier Seiten langen Text von Charles Baudelaire mit dem Titel 'Das doppelte Zimmer'. In der ersten Hälfte beschreibt er sein Zimmer in wundervollen Worten. Seine Geliebte ist anwesend, das Zimmer ist in wunderbares Licht getaucht, ihr herrlicher Duft durchströmt den Raum, jedes Ding scheint von sich heraus zu leuchten, er stellt sich die vor ihm liegende Nacht vor. Bevor er sich zu ihr legt, läutet es an der Tür, er verläßt den Raum und kehrt wenige Momente später in das selbe Zimmer zurück, das sich nun scheinbar völlig verändert hat. Nichts leuchtet mehr. Er riecht den Moder seiner heruntergekommenen Herberge, den kalten Zigarrenrauch, sieht den Dreck und Staub auf den zerschlissenen Möbeln, die altersbedingten Makel am Körper seiner Geliebten.

Weder die erste Beschreibung des Zimmers noch die zweite kommt der Realität nahe. Die Welt da draußen ist wie sie ist, weder gut, schlecht, schön oder häßlich. Sie ist alles davon gleichzeitig und auch nichts davon. Der eine sieht auf einem Spaziergang heute so kurz nach der Schneeschmelze überall nur Dreck und Verwüstung, der andere sieht das aufkeimende, neue Leben, die Wasservögel, die zu balzen anfangen, verliebte Paare, erstes Grün.

Ich denke, ich weiß nun, was schiefgelaufen ist. Irgendwann habe ich vergessen - oder besser verlernt - hinzusehen. Ich habe mich in Rollen verloren, im Job wie auch privat, und wenn das geschieht, kann man nur mehr verlieren, denn zwangsläufig bleiben Bedürfnisse übrig, die zu keiner der Rollen passen und natürlich läßt sich auch keine einzige Rolle vollständig ausfüllen.

Ein geklauter Satz:

Nur dumme Menschen machen ihr Leben lang immer dasselbe.

Auf diesen Seiten hier begegne ich ständig einem Fremden.

Dienstag, 23. Februar 2010

Vergessen.

Einer der wichtigsten Ingredienzien des Glücks ist das Vergessen. Vielleicht ist es sogar die einzig notwendige Zutat.

Antichrist.

Nach dem Tod ihres Kindes zieht sich ein Psychotherapeut mit seiner Frau in eine einsame Hütte zurück, um die Trauer zu verarbeiten. Nach den ersten zwei Drittel war ich fast schon enttäuscht, was Lars von Trier mit diesem Film abgeliefert hat. Willem Dafoe glänzt zwar in der Rolle des Therapeuten, doch die Handlung plätschert nur mäßig vor sich hin bis, tja, bis die Ehefrau durchdreht und das ganze Psychogebrabbel von vorher (von wegen alles nur Gedanken und keine Realität) Lügen straft.

Das letzte Drittel ist definitiv nichts für schwache Gemüter. Als der Therapeut auf Fotos entdeckt, daß seine Frau ihrem Kind im Sommer zuvor die Schuhe ständig falsch herum angezogen hat, um zu verhindern, daß es sich von ihr entfernt, ist es für ihn schon zu spät. Zum Auftakt schlägt sie ihn nieder (sehr unfein mit einem Holzscheit ins Gemächt), bohrt dem Bewußtlosen ein Loch in den Fuß und schraubt einen Schleifstein daran. Was dann folgt, ist nicht minder schockierend.

Montag, 22. Februar 2010

Autschn.

Nach Monaten der "Bewegungslosigkeit" hat die Nacht mit ihr deutliche Spuren hinterlassen. Ich kann mich nicht erinnern, wann meine Brust- und Bauchmuskulatur zum letzten Mal so im Eimer war, das jeder einzelne Atemzug schmerzt.

S.S.K.M.

Sonntag, 21. Februar 2010

It's just the way it is.

Trotz all der häßlichen Dinge, die zwischen uns vorgefallen sind: wenn sie mir so nah ist, ihre Haut auf meiner, verliert sich jede Erinnerung in einem beängstigend intensiven Rausch der Sinne. Da ist nichts mehr das ich Ich nennen könnte, kein wir, kein sie. Die Realität löst sich vollständig auf.

Mein Herz rast, wenn ich nur daran denke. Das bischen Schlaf letzte Nacht glich mehr Besinnungslosigkeit, aus der wir alle ein, zwei Stunden aufgewacht sind, um wieder miteinander zu schlafen. Inklusive des Vormittags waren es wohl so 11-12 Mal.

Das ist einfach nur verrückt.

Samstag, 20. Februar 2010

Zölibatspause.

Es bringt zwar sicher wieder Ärger mit sich, aber für diese Nacht vergesse ich mal das Marleysche (no woman no cry) Vernünftigsein.

Freitag, 19. Februar 2010

Twitter und Konsorten.

Dummheit kennt keine Grenzen:

http://futurezone.orf.at/stories/1639675/

Der Dienst pleaserobme.com ist mittlerweile offline. Böse Zungen behaupten, der Server wurde nach leichtsinnigem Gezwitscher geklaut.

Größenordnung.

BSE, Vogelgrippe, Schweinegrippe - wo bleibt der nächste mediale Hype? Jedes Jahr sterben über eine Million Menschen an Malaria und keine Sau interessiert's.

Donnerstag, 18. Februar 2010

EU.

Wenn man schon irgendetwas mit römischer Dekadenz vergleichen kann, dann sind es die Zustände in Brüssel. Bei einem Netto(!)-Einkommen bis zu 4500 Euro gab es heuer für EU-Beamte 650 Euro pro Kind Schiurlaubszuschuß. Bei 6000 Euro Nettoeinkommen gab es zumindest noch 450 Euro Urlaubszuschuß pro Kind.

Die Gier unserer Volksvertreter ist wirklich widerlich.

Kanada.

Bis in die 70er Jahre wurden in Kanada auf Anordnung der Regierung Kinder indianischer Eltern zwangsadoptiert und/oder zur Umerziehung in katholische Heime gesteckt. Die Geschichten aus diesen Heimen gleichen den Geschichten aus den katholischen Heimen in Irland: Gewalt und Mißbrauch.

Junger Mann.

Verzweifelt bemüht sich das alte Mütterchen die zwei Stufen von der Haustür hinab zum Gehsteig zu überwinden. Dutzende Menschen laufen an ihr vorbei. Darf ich Ihnen helfen, frage ich und bemühe mich zu lächeln, um die alte Lady nicht zu erschrecken. Wenige Momente später steht sie sicher am Gehsteig. Danke, junger Mann. Ich muß schmunzeln. Mit 41 junger Mann genannt zu werden, ist dann doch etwas seltsam, doch in den Augen einer (wahrscheinlich) 90-jährigen ist wohl fast jeder jung. Gern geschehen, antworte ich, und wünsche ihr noch einen schönen Tag.

Dienstag, 16. Februar 2010

Strafrunde.

Die Entschluß, meine Finger von den Kräutern zu lassen, hat mich in den letzten paar Tagen (und Nächten) auf eine böse Achterbahnfahrt geschickt. Nach gut einem Jahr stabiler Gemütslage hatte ich schon fast vergessen wie es ist, ohne Reißleine diesen teilweise extremen Stimmungseintrübungen ausgesetzt zu sein. Ich kann nur hoffen, dass es bald besser wird. Isolation, trübe Gedanken und das Gefühl, das da nichts ist, für das es sich zu kämpfen lohnt, sind eine fatale Kombination.

Montag, 15. Februar 2010

Der Reiz des Spiels.

Das Leben hat nur einen wahren Reiz: es ist der Reiz des Spiels. Aber wenn es uns gleichgültig ist, ob wir gewinnen oder verlieren?

- Charles Baudelaire: Tagebücher

Gibt es denn irgendeinen Gewinn, der nicht schon den Verlust in sich trägt? Die Zeit kümmert sich einen Scheißdreck um Gewinn-Verlust-Bilanzen, warum also sollten wir selbst in diesen beschränkten Kategorien denken?

Sonntag, 14. Februar 2010

Zeitschleifen.

Nach einer Ausschweifung fühlt man sich immer besonders allein, besonders verlassen.

- Charles Baudelaire: Tagebücher

Rastlos streife ich durch die eisige Nacht. Satre sagt, die Hölle, das sind die Anderen. Doch er irrt: die Hölle, das sind wir selbst.

Samstag, 13. Februar 2010

Grrrrr.

Die Sinnlosigkeit hebt ihre Hydrenhäupter. Unbekümmert schlage ich ein paar der Köpfe ab. Sie wachsen sowieso wieder nach.

Donnerstag, 11. Februar 2010

Selbstrekonfiguration.

Ich begreife diese Zeit jetzt als längst nötig gewesene Selbstrekonfiguration. Es ist eigentlich völlig einerlei, mit was ich mich im Detail beschäftige, was ich lerne, studiere, anwende. Im Grunde ist das nur so etwas wie sinnvolle Freizeitgestaltung. Als Weiterbildung gesehen zwar nützlich, klarerweise, aber ganz und gar nicht essentiell. Das, was wirklich wichtig ist, vollzieht sich im Hintergrund.

Cold Turkey.

2:10 - Kannst Du Dich an meinen Geruch erinnern?

Durch ihr Nichtloslassen fühle ich mich paradoxerweise gefangen. Der Verstand sagt Nein, der Bauch sagt Nein und doch ist da noch immer ein Band zwischen uns, das ich (noch) nicht durchtrennen kann.

Ob ich mich an Deinen Geruch erinnere? Ich verbrauche phasenweise einen ganzen Busch Selbstgezogenes im Monat um ihn zu vergessen.

Warum verzichtest Du nur darauf?, murmelt die Stimme in meinem Kopf. Darum und darum und darum - spontan fallen mir zig Antworten ein. Unsere beiden Welten lassen sich einfach nicht synchronisieren.

Wie kann ich jemanden nur so sehr begehren und andererseits mit ihm als Mensch überhaupt nicht klar kommen? Und nicht nur ich komme mit ihr nicht klar. Die paar Menschen, die mir wichtig sind, reagieren ähnlich auf sie. Da ist kein Weg sie in mein Leben zu integrieren. Kein, wie auch gearteter, Kompromiss, schafft den Trick, unserer Tagseiten zu überlagern.

Es war eine Illusion zu glauben, das Eine liesse sich auf Dauer vom Anderen trennen. Früher oder später taucht das Bedürfnis nach mehr auf, und gerade wenn die eine Seite so überwältigend erlebt wird, dauert es nicht lange.

Der Katzenjammer ist noch immer groß. Ich dachte zwar, ich hätte schon vieles erlebt, aber das mit ihr war völlig anders. Und, ja, es hat mich süchtig gemacht. Diese Monate jetzt sind Entzug.

Cold Turkey.

Mittwoch, 10. Februar 2010

Taking Woodstock.

Sieh' Dir an wie der Mittelpunkt des Universums aussieht.

Nach dem hyperrealen Bildern aus Afrika war ein aufhellender Nachtisch notwendig. Nett verfilmt die Geschichte der drei Tage Frieden und Musik. Viele Szenen sind faktisch eins zu eins aus dem Originalfilm entlehnt (z.B. das Interview mit dem Klomann).

Wenn man genau schnuppert, riecht man das Gras bis hier her ;)