Mittwoch, 31. März 2010

Medien.

Wohin man auch blickt, allerorts werden den Menschen Schimären vom besseren und leichteren Leben in die Herzen gepflanzt, die sie nur all zu gerne glauben. Es muß schrecklich sein, umgeben von dieser irrwitzigen Medienflut, die einen vorgaukelt, man müsse sich für nichts im Leben mehr anstrengen bzw. es ließe sich alles kaufen, aufzuwachsen. Der mündige, aufgeklärte Bürger ist eine aussterbende Spezies. Was sich heute mündig nennt, ist kaum mehr als eine Marionette.

Samstag, 27. März 2010

Manchmal.

Manchmal ist mir diese Ruhe und Gelassenheit, dieses stille Glück, das meine Tage, Wochen und Monate ausfüllt, fast schon unheimlich.

Dienstag, 23. März 2010

Der letzte Schritt.

Nun habe ich auch dieses letzte, offene Kapitel meines alten Lebens abgeschlossen. Das Antwortschreiben klingt schal - große Reputation bla bla bla ... überleg's Dir nochmal ... keine Ahnung, was ich erwartet habe, aber mit 22 Jahren war es das bisher längste Kapitel in meinem Leben und es war auch so etwas wie eine zweite Familie. Das es nun so sang- und klanglos ohne weiteren persönlichen Kontakt endet, birgt etwas Trauriges, zeigt aber auch wie richtig die Entscheidung war.

Der Frühling setzt langsam ein und der Gedanke, ein paar Wochen mit Schlafsack und minimalem Gepäck auf einer der Almen rund um's Hotel Mama zu verbringen, lockt immer mehr.

Zarathustra läßt grüßen.

Freitag, 19. März 2010

Entwicklung.

Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern? Alles, was ich sage, kann morgen schon eine Lüge sein.

Am Anfang war das Wort.

Wenn es das erste Wort gab, dann war es 'Bumm'.

- Prof. Harald Lesch (zum Thema: Wie entstand das Sonnensystem)

Bilanzieren.

Vor zwei Jahren stand ich am Abgrund. Obwohl ich mich abmühte, entglitt mir mein Leben in jeglicher Hinsicht und wurde zu etwas, was ich so nie führen wollte, etwas unsäglich Mühseliges, ein ständiges Anrennen gegen unüberwindbare Wände. Alkoholexzesse, Tabletten, 100 Zigaretten am Tag - ich griff nach jedem Strohhalm, der mich irgendwie genug betäubte, um am nächsten Morgen doch wieder weiter zu machen und nicht den letzten Schritt zu gehen.

Wenn das Leben so wird, läuft etwas grundsätzlich falsch. Egal welche Illusionen oder Ideale man im Kopf hat, welche 'man sollte', 'man muß' oder 'man will': jedes Leben ist sein eigener Fluß gegen den man auf Dauer nicht anschwimmen kann. Man kann sich anstrengen so sehr man will, kann den Fluß mal ein Stück weit zurückschwimmen oder queren, um in einen anderen Seitenarm zu gelangen, aber schlußendlich muß man sich dem Fließen des Stroms übergeben oder man ertrinkt.

Manche nennen diesen Strom Schicksal, andere den eigenen Lebensweg gehen. Ich weiß zwar nicht, ob dieser Fluß schon von vornherein kartiert ist - wahrscheinlich nicht - (und mit dem Verstand läßt er sich auch nicht greifen), aber eins weiß ich: wenn es gelingt, sich in das Fließen einzuordnen, fällt alles ganz leicht. Sorgen, Bedenken, Ärger - all das verschwindet. Da ist kein 'ich will' mehr. Was getan werden muß, wird getan. Was passiert, passiert und es ist in Ordnung, völlig in Ordnung.

Heute lebe ich von dem, was ich früher nur für Zigaretten ausgegeben habe (~300 Euro). Nicht, weil es notwendig wäre, sondern weil einfach kein Bedürfnis nach all dem Schnickschnack mehr da ist. Selbst Bücher kaufe ich kaum noch, sondern lese lieber ein paar der Klassiker, die sowieso schon seit Jahrzehnten in meinen Regalen stehen. Filme und Fachliteratur liefert der (geteilte) Breitbandanschluß gratis und werbungsfrei für 10 Euro im Monat. Die Ernährung ist auf fast fleisch- und fettfrei umgestellt. Ich rauche zwar noch, aber komme kaum über 10 Zigaretten am Tag.

Das Glück liegt am Ende des Wollens. Und 'ja', heute, zwei Jahre später, bin ich glücklich. Die Stimmung pendelt zwar noch hin und wieder, aber da ist eine große, weite Gelassenheit, die alles anfüllt. Ich genieße die Einsamkeit, ich genieße die Stunden der Intimität mit E. und wenn es nach mir geht, kann es für den Rest meines Lebens so weiter gehen. Da ist nichts, was ich will, nichts, dem ich hinterher laufen würde. Da ist aber auch nichts, dem ich ausweiche, vor dem ich zu fliehen versuche. Ich bin und das reicht.

Dienstag, 9. März 2010

Macht der Worte.

Wenn Du darüber klagst, dass es eiskalt ist, wird es Dir noch kälter vorkommen als es ohnehin schon ist. Bleib lieber still. Wenn wir über etwas reden, führen wir uns mit den Worten nur selbst an der Nase herum.

- Kodo Sawaki

Montag, 8. März 2010

Mixed.

Wie war das? Manchmal muß man das lieben lernen, was einem gut tut?

Vom ersten Moment an, ist das Leben ein Anpassungsprozess und stets stehen zwei grundsätzliche Optionen zur Verfügung: sich an eine Umgebung anzupassen oder weiterzuziehen und sich eine andere, geeignetere Umgebung zu suchen. Wie vermessen - ja geradezu größenwahnsinnig (alternativ: stinkfaul und phantasielos) - ist es, zu glauben, die Umgebung müsse sich ändern?

Meine Zazenpraxis läßt immer noch zu wünschen übrig. Ich habe das Gefühl, es ist vergeudete Zeit und lasse mich dadurch zu leicht ablenken. Disziplin, Disziplin, Disziplin.

Die Bucht.

Ehrlich gesagt hat mich dieser Dokumentarfilm über das jährliche Abschlachten von 23.000 Delphinen in einer Bucht in der Nähe von Taiji/Japan zu Tränen gerührt. Die Bilder der rotgefärbten Bucht, die Töne aus den Unterwassermikros ... einfach nur schrecklich. Mit Recht ein würdiger Oskar-Preisträger - vielleicht hilft ja die Extraportion Publicity.

Das das mit Quecksilber hochkontaminierte Fleisch (ca. 5000-fach über den zugelassenen Grenzwerten) an Schulen verschenkt wurde bzw. in Delphinarien verkauft wird, ist nur eine der vielen Absurditäten, die der Film aufzeigt.

Definitv nichts für zartbesaitete Gemüter.

Sonntag, 7. März 2010

Dunkelheit.

Seit ein paar Tagen ist dieses Gefühl da, völlig außerhalb meines Lebens zu stehen, dieses Gefühl, das sich auch manchmal auf Reisen einschleicht, eine Art Jetlag, die Abwesenheit jeglichen normalen Rhythmus, Es ist ein dunkles, bedrohliches Gefühl, als hätte ich etwas unwiederbringlich verloren und wüßte nur noch nicht was. Meine Träume sind ähnlich - düster und beängstigend. Jede Nacht wache ich mehrmals schweißgebadet auf und brauche Minuten um mich zurecht zu finden.

Was ist das nur, was mein Unterbewußtsein so beschäftigt? Was verliere ich da gerade?

Sonntags.

Randvoll mit Endorphinen.

Freitag, 5. März 2010

Fall 39.

Wow. Die Story vom besessenen Kind ist zwar uralt und wurde schon zig Mal verfilmt (z.B. in der Omen-Trilogie), aber dieser Versuch überragt seine Vorgänger um Längen. Keine Ahnung, an was es genau liegt. Vielleicht ist es Renee Zellweger, als blondes Dummchens vom Dienst (in der Rolle der Führsorge-Mitarbeiterin, die ahnungslos die Rolle der Ersatzmutter übernimmt), vielleicht ist es aber auch die Besetzung der Hauptperson durch ein Mädchen. Egal - Suspense vom Feinsten. Prädikat: Sehenswert.

Leben ist nicht genug.

Leben ist nicht genug, sagte der Schmetterling. Sonnenschein, Freiheit und eine kleine Blume muss man haben.

- Hans Christian Andersen

Sie.

Damals vor vier Jahren war es Verzweiflung, die mich das erste Mal in ihre Arme getrieben hat. Es war egoistisch, es war schäbig, aber nach über einem Jahr konnte ich mich einfach nicht mehr länger Nacht für Nacht neben V. in den Schlaf quälen, den Kopf voller Sehnsucht, voll Verlangen nach Berührung, nach mit Haut und Haar angenommen werden. V. war in dieser Hinsicht mit ihren 25 Jahren noch viel zu sehr Mädchen, nicht nur unerfahren und ohne dem Bedürfnis nach körperlicher Nähe, sondern durch häßliche Erfahrungen in der Vergangenheit geradezu abgestoßen von jeglicher Körperlichkeit.

Nichts ist schrecklicher als das, was man so begehrt, nur wenige Zentimeter von sich weg zu wissen und es doch nicht zu bekommen. Der Esel und die Karotte. Nacht für Nacht, Stunde für Stunde, Moment für Moment. Bei jeder Berührung zu wissen, es ist ihr unangenehm, zu bemerken wie sie nicht nur innerlich erstarrt und das selbst bei einer simplen Umarmung, einem Kuß im Park. All das, was unter Liebenden so selbstverständlich sein sollte, all die kleinen Berührungen, die Zeichen von Innigkeit, von Begehren, all das fehlte oder war mit dem dunklen, häßlichen 'nur Dir zu liebe'-Gefühl überdeckt.

Ich wollte nicht mehr nachdenken. Ich wollte nicht mehr dieses 'nur Dir zu liebe'-Gefühl spüren. Ich wollte mich fallen lassen können ohne mich dabei selbst zu verletzen.

So fing es an. Irgendwann bin ich schwach geworden und gab ihr nach, ihr, um die sich ständig Männer scharen und die mich nun seit vier Jahren liebt. Sie ist das genaue Gegenteil von V., fast doppelt so alt (und somit ca. 10 Jahre älter als ich), blond, Modelfigur, wild. Einerseits Vamp, andererseits auch ganz und gar Mutter von drei Kindern. Ihr ältester Sohn ist fast 30, ihre jüngste Tochter 14. Wie ich ist sie ein Mensch mit vielen Widersprüchen, voller Leidenschaft und Abgründen.

Ich fühle mich schuldig, weil mein Herz ihr gegenüber nicht die Art von bedingungsloser Liebe empfinden kann, die sie mir entgegenbringt. Da, wo sie mehr und mehr Zeit mit mir verbringen will, flüchte ich geradezu und verbringe meine Zeit lieber alleine. Es ist Haßliebe, die mich mit ihr verbindet. Ein, zwei Tage in der Woche - länger ertrage ich sie nicht, dann brauche ich Luft zum Atmen.

Was davon ist Projektion? Es ist ja nicht so, daß ich nur sie nicht ertrage. Momentan meide ich alle Menschen. Ich muß mich regelrecht dazu zwingen mit Jo, meinem besten Freund, einmal die Woche für 1-2 Stunden Kaffeetrinken zu gehen. So gesehen ist sie sogar die große Ausnahme.

Es ist Freitag. Heute Abend sehe ich sie wieder und ich freue mich darauf. Mein Kopf ist voll verrückter Gedanken und Bilder: ihre Gänsehaut, wenn ich ihr sanft in den Nacken beiße, das Zittern ihres Körpers, ihre Phantasien, die sie mit mir teilt und die ich wahr werden lassen darf. Schenken und beschenkt werden. Es ist wie es ist.

Donnerstag, 4. März 2010

Furcht.

Woher kommt diese Furcht in den Menschen, sich selbst zu begegnen? Lieber akzeptieren sie die widrigsten Umstände, ergeben sich in Schicksale, die nicht die ihren sein müßten, bloß um weiter an die Illusion einer heilen Welt glauben zu können, die so für sie vielleicht irgendwann einmal existiert hat, aber es eben mit offenen Augen betrachtet schon lange nicht mehr tut. In Gesprächen flüchten sie sich in hohle Phrasen wie "das kleinere Übel" oder "die wirtschaftliche Umstände" und doch spürt man bei jedem Wort wie sie sich selbst und alle anderen belügen.

Die Einsamkeit ist ein dorniges Tal, das kaum einer zu durchwandern wagt. Lieber glaubt und hofft man auf den "letzten Retter", den Märchenprinz oder die Prinzessin, durch den oder die alles anders wird, doch auch wenn - mit viel Glück - er oder sie auftaucht, dauert es nicht lange und die Illusion verbufft, denn er oder sie ist eben auch nur ein Mensch und keineswegs der glorreiche Retter. So traurig es auch ist: kein Mensch kann einen anderen retten. Es ist nicht die Außenwelt, die uns glücklich werden läßt und doch glauben so viele daran, als wäre Glück und Zufriedenheit ein Konsumgut.

Nichts verändert sich, wenn wir uns nicht selbst ändern und der erste Schritt dazu ist sich selbst kennenzulernen. Wochen oder Monate reichen dazu nicht. Im Hinterkopf bleibt stets die irrige Hoffnung, daß jemand anders unser Leben für uns in Ordnung bringen könnte. Erst wenn diese Hoffnung ein für alle Mal stirbt - was zugegebenerweise ein sehr schmerzvoller und langwieriger Prozess sein kann -, besteht die Chance auf ein erfülltes und zufriedenes Leben.

Ich wollte es wäre anders, aber die Zeit hat mich immer wieder gelehrt, daß ich meine Wünsche erst vollständig aufgeben muß, damit sie in Erfüllung gehen. Und vollständig heißt: es gibt kein Schummeln. Es reicht nicht, sich nur einzureden, man wäre mit der gegebenen Situation zufrieden, obwohl im Herzen noch immer die Sehnsucht brennt. Doch sobald diese Sehnsucht weg war, ich mich ganz und gar damit abgefunden hatte, wie etwas war, fand ich noch jedes Mal genau das, nachdem ich vorher so vergeblich gesucht hatte. Paradoxerweise stehen sich Wünsche stets selbst im Weg.

Mittwoch, 3. März 2010

Ziel.

Wenn Dein Ziel in der Zukunft liegt, ist schon alles zu spät.

- Kodo Sawaki

Dienstag, 2. März 2010

Genügsamkeit.

Es ist erstaunlich wie weit meine Genügsamkeit mittlerweile reicht. Es gibt kaum mehr etwas, an dem ich wirklich hänge oder für das Disziplin nötig wäre, um darauf zu verzichten. Ja, genaugenommen ist sogar das Wort "Verzicht" völlig unangebracht. Das Leben ist viel einfacher und schöner so, ohne jegliches Wollen, Wünschen oder Müssen, ohne den kleinen und großen Belohnungen, Ablenkungen, Zerstreuungen, ohne der Notwendigkeit nach Bestätigung in egal welcher Form.

Nur den Zigaretten habe ich noch nicht abgeschworen. Ich habe es versucht, tageweise, sogar 72 Stunden am Stück, doch ohne das Nikotin nehmen die ADHS-Symptome stark zu. Die Gedanken springen zu rasch kreuz und quer und es fällt mir ausgesprochen schwer, mich dann auch nur für 15 Minuten auf eine Sache zu konzentrieren. Wenn mein Hirn diese Form von Stimulanzien braucht, um so zu funktionieren wie ich will, dann muß ich das wohl nach eine Weile so akzeptieren. Egal - es gibt Schlimmeres.

Und täglich eine gute Tat.

Heute: als Geburtstagsgeschenk fast eine Stunde mit meiner Mutter telefoniert.

Montag, 1. März 2010

It's just the way it is / II.

Dieses Wochenende war nicht minder intensiv. Leidenschaftlich, wild, zärtlich, sanft - bunt gemischt, von allem etwas und von allem mehr als ich mir erträumen kann. Doch das Schönste daran ist die Leichtigkeit, mit der es passiert. Da ist keinerlei Erwartungshaltung, kein Muß, kein Sollte, keinerlei Druck in mir, nichts das es zu akzeptieren gäbe, nichts das drängt oder nach etwas anderem verlangt, kein einziger Wunsch und sei er auch noch so leise.

Es ist mir ein Rätsel, mit welcher Selbstverständlichkeit mein Körper mitspielt, ohne das ich ihn bewußt kontrolliere. Ein einzelner Gedanke - soweit man das überhaupt als Gedanken bezeichnen kann - reicht, um zum Orgasmus zu gelangen, ein einzelner Gedanke reicht aber genauso, um es über Stunden auszudehnen und ihr jeglichen Wunsch zu erfüllen. Whatever you want, Baby.

Na und.

Wenn es regnet, regnet es. Wenn der Wind weht, weht der Wind. Wer weiß schon, ob das gut oder schlecht ist? Du fluchst vor Dich hin. Na und? Dein Ausgangspunkt muß dieses "Na und?" sein.

- Kodo Sawaki