Sonntag, 25. Oktober 2009

Wahlverwandtschaften.

Zorn ist besser als Verzweiflung, und ja, ich bin zornig, zornig über meine eigene Gutmütigkeit ihr noch einmal eine Tür geöffnet zu haben. Wieder überschwemmt sie mein Handy mit Gehässigkeiten, Anklagen, Untergriffen, Dreck. Ich werde nicht mehr darauf antworten, in keinster Weise darauf reagieren. Das Handy piepst. Ungelesen lösche ich ihre SMS.

Das Abendessen mit meinen Freunden entschädigt mich für den Vorabend. Wie genieße ich doch die Gegenwart dieser drei Menschen, die mich seit Jahren begleiten, das Lachen, die Leichtigkeit auch in trüben Zeiten, die umfassende Toleranz, das wohlige Gefühl im Bauch. Klar haben sie auch ihre Macken, aber wer hat das nicht? Doch eins macht sie so besonders: sie sorgen sich umeinander, kümmern sich, stellen ihr Ego nie in den Vordergrund. Und: sie sind durch und durch ehrlich, auch wenn es unangenehm oder unbequem ist. Ich bin dankbar, daß es sie gibt. Wahlverwandtschaft - ja, genau das sind sie.

Samstag, 24. Oktober 2009

Ground Zero.

Was eine schöne (Rest-)Nacht und ein dazu passender Morgen hätte werden sollen, hat sich in nicht mal 15 Minuten in ein Fiasko verwandelt. Sie macht genau dort weiter, wo sie aufgehört hat: bei absolut sinnlosen Szenen - und das ist es wirklich nicht wert. Nichts ist das wert.

Ground Zero. Passend zu meinem Geburtstag habe ich das Ende all meiner Illusionen erreicht. Was bleibt ist Ratlosigkeit. Hier steh ich nun ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor. Fausts Monolog fällt mir ein und natürlich Hesses Steppenwolf. Gerne wäre ich dumm, strohdumm, aber die gute Fee mit ihren drei Wünschen hat wohl zuviel zu tun, um hier im Süden der Alpenrepublik vorbei zuschauen.

Dienstag, 20. Oktober 2009

So long, and thanx for all the fish.

Gestern habe ich beschlossen, das Projekt Bilderwelt zu beenden. Keine Ahnung, woher überhaupt die Motivation kam über fünf Jahre lang Tag für Tag ein neues Bild zu schaffen, Fakt ist: seit Monaten quäle ich mich nur mehr damit, bin ganz und gar unzufrieden mit dem, was entsteht, und da keinerlei Aussicht auf "Besserung" in Sicht ist, ist der Schlußstrich die einzig sinnvolle Konsequenz.

1861 Bilder, 2 Millionen Seitenaufrufe, 5442 Kommentare und unzählige, schöne (zuweilen auch weniger schöne) Erinnerungen. Sage meinen Dank.

Sonntag, 18. Oktober 2009

Anika.

Jedesmal, wenn ich sie sehe, muß ich an das Schweden einer Astrid Lindgren denken, an die typisch schwedischen Häuser aus Holz, die man heute da oben kaum noch sieht, an ruhiges, beschauliches Landleben in einer Villa Kunterbunt, an Lachen, Leichtigkeit, unbeschwert sein. Sie wirkt ruhig, schüchtern, ein junges Mädchen, Anfang, Mitte Zwanzig, und ich habe keine Ahnung, wie sie heißt, aber müßte ich raten, fiele meine Wahl auf Anika. Denn irgendwie wirkt sie von ihrer Art (nicht vom Aussehen) her genau so: wie Pippi Langstrumpf's Freundin - entsprechend älter natürlich.

Es ist vier Uhr morgens und da ist sie wieder - es ist Oktober und die Studenten kehren zurück - und natürlich spult mein Kopf auch dieses Mal diese tröstliche Heile-Welt-Fantasie ab. Ich habe längst aufgehört, mich darüber zu wundern oder in diese Projektionen mehr hinein zu interpretieren als sie sind. Doch ich genieße das warme Gefühl, dass diese Fantasie begleitet.

Anika steht ein paar Meter neben mir und beobachtet mich heimlich. Ich spüre ihren Blick und muß lächeln. Zu gerne würde ich wissen, was sie gerade denkt, warum sie mich - abgesehen von den Sommerferien - nun schon seit über einem Jahr auf diese Art beobachtet. Ich gestehe ja das es auf Gegenseitigkeit beruht. Jemand, der so eine hartnäckige Fantasie in mir auslöst, ist auch jemand, den ich gerne kennenlernen würde.

Nachtrag.

Es stimmt nicht, daß ich nicht bereit wäre, mehr zu geben. Aber ich bin nicht mehr bereit mich für irgend jemand anderen zu verbiegen oder mir anzuhören, was richtig oder falsch ist. Menschen, die anderen vorschreiben wollen, was richtig oder falsch ist, sind Arschlöcher und verdienen es nicht, das man ihnen zuhört.

Samstag, 17. Oktober 2009

Fünf Minuten.

In wenigen Momenten bringe ich sie zum Höhepunkt. Das ihr Schrei selbst die laute Musik übertönt, das rund um uns Menschen sind, das es faktisch offensichtlich ist, was wir tun, ist ihr in diesem Moment völlig egal. Sie, die so stolz ist, die jeden anderen mühelos dominiert, ist Wachs in meinen Händen.

Rede wenigstens wieder mit mir, sagt sie, und: lass uns Fortgehfreunde sein. Fast zwei Monate habe ich nicht mehr mit ihr gesprochen, habe ihre SMS und Mails ignoriert, habe zum zigten Mal in den letzten Jahren den Kontakt völlig abgebrochen, weil sie meine Grenzen nicht akzeptiert, weil sie immer wieder auf mehr drängt, als ich ihr geben kann. Ich will keinen Menschen mehr an meiner Seite, keinen Menschen, der Forderungen an mich stellt. Ich fühle mich wohl mit meinen Einsiedlerleben. Ich stelle keine Forderungen an andere und erwarte im Gegenzug, das man keine Forderungen an mich stellt. Nicht explizit, nicht implizit, nicht schleichend immer mehr. Eine monogame Affäre, die Nächte und Vormittage am Wochenende ist alles, was ich zu geben bereit bin.

Lass uns Forgehfreunde sein, sagt sie. Nur so. Einfach nur so. Kaum fünf Minuten später schreit sie.