Sonntag, 28. Februar 2010

Realität.

Nur ein winziger Bruchteil, von dem was wir wahrnehmen, sind echte Sinneswahrnehmungen. Der überwiegende Teil unserer Wahrnehmung sind Konstruktionen des Gehirns, in dem sich Erinnerungen und Erwartungen zu einem kunterbunten Allerlei aus Fiktion und Realität mischen.

Worte sind Segen und Fluch. Selbst die einfachsten Dinge lassen sich in all ihren Facetten nicht in Worte fassen.

Die bösartigsten, realitätsverzerrendsten Worte sind Rollenbezeichnungen. Denke ich z.B. 'Mutter', reduziert sich ein einzigartiges Wesen mit all seinen Facetten, Bedürfnissen, Neigungen, Stärken und Schwächen zu einer bloßen Kategorie, einem Bündel teilweise völlig absurder Erwartungen und Vorstellungen.

Die Welt verändert sich radikal, wenn man den Dingen und ganz besonders den Menschen keine Bezeichnungen mehr gibt, sondern sich stattdessen bemüht, die Realität, so gut es eben geht, wirklich wahrzunehmen (mit der entsprechenden Skepsis natürlich, was Sinneswahrnehmungen im Allgemeinen betrifft).

Vor ein paar Tagen las ich einen kurzen, kaum vier Seiten langen Text von Charles Baudelaire mit dem Titel 'Das doppelte Zimmer'. In der ersten Hälfte beschreibt er sein Zimmer in wundervollen Worten. Seine Geliebte ist anwesend, das Zimmer ist in wunderbares Licht getaucht, ihr herrlicher Duft durchströmt den Raum, jedes Ding scheint von sich heraus zu leuchten, er stellt sich die vor ihm liegende Nacht vor. Bevor er sich zu ihr legt, läutet es an der Tür, er verläßt den Raum und kehrt wenige Momente später in das selbe Zimmer zurück, das sich nun scheinbar völlig verändert hat. Nichts leuchtet mehr. Er riecht den Moder seiner heruntergekommenen Herberge, den kalten Zigarrenrauch, sieht den Dreck und Staub auf den zerschlissenen Möbeln, die altersbedingten Makel am Körper seiner Geliebten.

Weder die erste Beschreibung des Zimmers noch die zweite kommt der Realität nahe. Die Welt da draußen ist wie sie ist, weder gut, schlecht, schön oder häßlich. Sie ist alles davon gleichzeitig und auch nichts davon. Der eine sieht auf einem Spaziergang heute so kurz nach der Schneeschmelze überall nur Dreck und Verwüstung, der andere sieht das aufkeimende, neue Leben, die Wasservögel, die zu balzen anfangen, verliebte Paare, erstes Grün.

Ich denke, ich weiß nun, was schiefgelaufen ist. Irgendwann habe ich vergessen - oder besser verlernt - hinzusehen. Ich habe mich in Rollen verloren, im Job wie auch privat, und wenn das geschieht, kann man nur mehr verlieren, denn zwangsläufig bleiben Bedürfnisse übrig, die zu keiner der Rollen passen und natürlich läßt sich auch keine einzige Rolle vollständig ausfüllen.

Ein geklauter Satz:

Nur dumme Menschen machen ihr Leben lang immer dasselbe.

Auf diesen Seiten hier begegne ich ständig einem Fremden.

Dienstag, 23. Februar 2010

Vergessen.

Einer der wichtigsten Ingredienzien des Glücks ist das Vergessen. Vielleicht ist es sogar die einzig notwendige Zutat.

Antichrist.

Nach dem Tod ihres Kindes zieht sich ein Psychotherapeut mit seiner Frau in eine einsame Hütte zurück, um die Trauer zu verarbeiten. Nach den ersten zwei Drittel war ich fast schon enttäuscht, was Lars von Trier mit diesem Film abgeliefert hat. Willem Dafoe glänzt zwar in der Rolle des Therapeuten, doch die Handlung plätschert nur mäßig vor sich hin bis, tja, bis die Ehefrau durchdreht und das ganze Psychogebrabbel von vorher (von wegen alles nur Gedanken und keine Realität) Lügen straft.

Das letzte Drittel ist definitiv nichts für schwache Gemüter. Als der Therapeut auf Fotos entdeckt, daß seine Frau ihrem Kind im Sommer zuvor die Schuhe ständig falsch herum angezogen hat, um zu verhindern, daß es sich von ihr entfernt, ist es für ihn schon zu spät. Zum Auftakt schlägt sie ihn nieder (sehr unfein mit einem Holzscheit ins Gemächt), bohrt dem Bewußtlosen ein Loch in den Fuß und schraubt einen Schleifstein daran. Was dann folgt, ist nicht minder schockierend.

Montag, 22. Februar 2010

Autschn.

Nach Monaten der "Bewegungslosigkeit" hat die Nacht mit ihr deutliche Spuren hinterlassen. Ich kann mich nicht erinnern, wann meine Brust- und Bauchmuskulatur zum letzten Mal so im Eimer war, das jeder einzelne Atemzug schmerzt.

S.S.K.M.

Sonntag, 21. Februar 2010

It's just the way it is.

Trotz all der häßlichen Dinge, die zwischen uns vorgefallen sind: wenn sie mir so nah ist, ihre Haut auf meiner, verliert sich jede Erinnerung in einem beängstigend intensiven Rausch der Sinne. Da ist nichts mehr das ich Ich nennen könnte, kein wir, kein sie. Die Realität löst sich vollständig auf.

Mein Herz rast, wenn ich nur daran denke. Das bischen Schlaf letzte Nacht glich mehr Besinnungslosigkeit, aus der wir alle ein, zwei Stunden aufgewacht sind, um wieder miteinander zu schlafen. Inklusive des Vormittags waren es wohl so 11-12 Mal.

Das ist einfach nur verrückt.

Samstag, 20. Februar 2010

Zölibatspause.

Es bringt zwar sicher wieder Ärger mit sich, aber für diese Nacht vergesse ich mal das Marleysche (no woman no cry) Vernünftigsein.

Freitag, 19. Februar 2010

Twitter und Konsorten.

Dummheit kennt keine Grenzen:

http://futurezone.orf.at/stories/1639675/

Der Dienst pleaserobme.com ist mittlerweile offline. Böse Zungen behaupten, der Server wurde nach leichtsinnigem Gezwitscher geklaut.

Größenordnung.

BSE, Vogelgrippe, Schweinegrippe - wo bleibt der nächste mediale Hype? Jedes Jahr sterben über eine Million Menschen an Malaria und keine Sau interessiert's.

Donnerstag, 18. Februar 2010

EU.

Wenn man schon irgendetwas mit römischer Dekadenz vergleichen kann, dann sind es die Zustände in Brüssel. Bei einem Netto(!)-Einkommen bis zu 4500 Euro gab es heuer für EU-Beamte 650 Euro pro Kind Schiurlaubszuschuß. Bei 6000 Euro Nettoeinkommen gab es zumindest noch 450 Euro Urlaubszuschuß pro Kind.

Die Gier unserer Volksvertreter ist wirklich widerlich.

Kanada.

Bis in die 70er Jahre wurden in Kanada auf Anordnung der Regierung Kinder indianischer Eltern zwangsadoptiert und/oder zur Umerziehung in katholische Heime gesteckt. Die Geschichten aus diesen Heimen gleichen den Geschichten aus den katholischen Heimen in Irland: Gewalt und Mißbrauch.

Junger Mann.

Verzweifelt bemüht sich das alte Mütterchen die zwei Stufen von der Haustür hinab zum Gehsteig zu überwinden. Dutzende Menschen laufen an ihr vorbei. Darf ich Ihnen helfen, frage ich und bemühe mich zu lächeln, um die alte Lady nicht zu erschrecken. Wenige Momente später steht sie sicher am Gehsteig. Danke, junger Mann. Ich muß schmunzeln. Mit 41 junger Mann genannt zu werden, ist dann doch etwas seltsam, doch in den Augen einer (wahrscheinlich) 90-jährigen ist wohl fast jeder jung. Gern geschehen, antworte ich, und wünsche ihr noch einen schönen Tag.

Dienstag, 16. Februar 2010

Strafrunde.

Die Entschluß, meine Finger von den Kräutern zu lassen, hat mich in den letzten paar Tagen (und Nächten) auf eine böse Achterbahnfahrt geschickt. Nach gut einem Jahr stabiler Gemütslage hatte ich schon fast vergessen wie es ist, ohne Reißleine diesen teilweise extremen Stimmungseintrübungen ausgesetzt zu sein. Ich kann nur hoffen, dass es bald besser wird. Isolation, trübe Gedanken und das Gefühl, das da nichts ist, für das es sich zu kämpfen lohnt, sind eine fatale Kombination.

Montag, 15. Februar 2010

Der Reiz des Spiels.

Das Leben hat nur einen wahren Reiz: es ist der Reiz des Spiels. Aber wenn es uns gleichgültig ist, ob wir gewinnen oder verlieren?

- Charles Baudelaire: Tagebücher

Gibt es denn irgendeinen Gewinn, der nicht schon den Verlust in sich trägt? Die Zeit kümmert sich einen Scheißdreck um Gewinn-Verlust-Bilanzen, warum also sollten wir selbst in diesen beschränkten Kategorien denken?

Sonntag, 14. Februar 2010

Zeitschleifen.

Nach einer Ausschweifung fühlt man sich immer besonders allein, besonders verlassen.

- Charles Baudelaire: Tagebücher

Rastlos streife ich durch die eisige Nacht. Satre sagt, die Hölle, das sind die Anderen. Doch er irrt: die Hölle, das sind wir selbst.

Samstag, 13. Februar 2010

Grrrrr.

Die Sinnlosigkeit hebt ihre Hydrenhäupter. Unbekümmert schlage ich ein paar der Köpfe ab. Sie wachsen sowieso wieder nach.

Donnerstag, 11. Februar 2010

Selbstrekonfiguration.

Ich begreife diese Zeit jetzt als längst nötig gewesene Selbstrekonfiguration. Es ist eigentlich völlig einerlei, mit was ich mich im Detail beschäftige, was ich lerne, studiere, anwende. Im Grunde ist das nur so etwas wie sinnvolle Freizeitgestaltung. Als Weiterbildung gesehen zwar nützlich, klarerweise, aber ganz und gar nicht essentiell. Das, was wirklich wichtig ist, vollzieht sich im Hintergrund.

Cold Turkey.

2:10 - Kannst Du Dich an meinen Geruch erinnern?

Durch ihr Nichtloslassen fühle ich mich paradoxerweise gefangen. Der Verstand sagt Nein, der Bauch sagt Nein und doch ist da noch immer ein Band zwischen uns, das ich (noch) nicht durchtrennen kann.

Ob ich mich an Deinen Geruch erinnere? Ich verbrauche phasenweise einen ganzen Busch Selbstgezogenes im Monat um ihn zu vergessen.

Warum verzichtest Du nur darauf?, murmelt die Stimme in meinem Kopf. Darum und darum und darum - spontan fallen mir zig Antworten ein. Unsere beiden Welten lassen sich einfach nicht synchronisieren.

Wie kann ich jemanden nur so sehr begehren und andererseits mit ihm als Mensch überhaupt nicht klar kommen? Und nicht nur ich komme mit ihr nicht klar. Die paar Menschen, die mir wichtig sind, reagieren ähnlich auf sie. Da ist kein Weg sie in mein Leben zu integrieren. Kein, wie auch gearteter, Kompromiss, schafft den Trick, unserer Tagseiten zu überlagern.

Es war eine Illusion zu glauben, das Eine liesse sich auf Dauer vom Anderen trennen. Früher oder später taucht das Bedürfnis nach mehr auf, und gerade wenn die eine Seite so überwältigend erlebt wird, dauert es nicht lange.

Der Katzenjammer ist noch immer groß. Ich dachte zwar, ich hätte schon vieles erlebt, aber das mit ihr war völlig anders. Und, ja, es hat mich süchtig gemacht. Diese Monate jetzt sind Entzug.

Cold Turkey.

Mittwoch, 10. Februar 2010

Taking Woodstock.

Sieh' Dir an wie der Mittelpunkt des Universums aussieht.

Nach dem hyperrealen Bildern aus Afrika war ein aufhellender Nachtisch notwendig. Nett verfilmt die Geschichte der drei Tage Frieden und Musik. Viele Szenen sind faktisch eins zu eins aus dem Originalfilm entlehnt (z.B. das Interview mit dem Klomann).

Wenn man genau schnuppert, riecht man das Gras bis hier her ;)

Darwin’s Nightmare.

Trotz oder gerade wegen seiner leisen Tönen und der wahllos zusammengewürfelten Szenen ist dieser Dokumentarfilm aus dem Jahr 2004 ausgesprochen erschüttert. Menschen, die Berge von vor Maden wimmelnde Fischabfälle zum Trocknen aufhängen; Straßenkinder, die sich um eine Handvoll Reis prügeln, die sich mit Sprit zuschnüffeln um schneller im Dreck einzuschlafen; Dörfer von 300-350 Einwohnern, in denen 10-15 pro Monat an AIDS sterben; Menschen, die faktisch von 'nichts' leben.

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Inmitten eines Traums.

Solange Du alles nur vom Standpunkt Deiner persönlichen Meinungen aus betrachtest, befindest Du Dich inmitten eines Traums.

- Kodo Sawaki

Dienstag, 9. Februar 2010

Der Yogi auf dem Surfbrett.

Irgendwie geht mir heute das Bild des breitgrinsend surfenden Yogis in einem 'Aloha'-T-Shirt nicht mehr aus dem Kopf.

Das Leben will geritten werden.

Sonst ändert sich nichts.

Warum ist dieses dämliche Internet im Tagesgebrauch so grottenlangsam? Bandbreite ist genug da. Gerade sind in knapp einer Stunde 6 CD-Images a 600MB über die Leitung gehuscht. Ein lokaler DNS-Server kümmert sich um das Caching der IP-Adressen, ein zusätzlicher Proxy läuft nicht, da ja kaum mal mehr als zwei interaktive Clients vorhanden sind und moderne Browser gut genug cachen.

Was auf jeden Fall neu ist: es scheint nun ein oberes Limit für eine einzelne Verbindung zu existieren. Auch wenn ein Server die Daten schneller liefern kann (z.B. ein CDN), wird er durch dieses Limit begrenzt. Also irgendwie kommt man sich da als Kunde verscheissert vor. Von wegen 'ändert sich nichts'. Vor ein paar Tagen gab es dieses Limit noch nicht und nun läuft jedes System-Update mit angezogener Handbremse (max. 150kB/s).

Montag, 8. Februar 2010

Dem Vergessen anheim.

Da ist die Stimme, die mir ständig zuflüstern versucht, ich müßte doch wenigstens das eine oder andere Projekt (abgesehen von dem einen mit J.) vollständig realisieren. Auf die mehrmalige Nachfrage 'Warum?' gab es bisher jedoch noch keine Antwort. Fame? Lächerlich. Für was denn? Geld? Job, Prestige? Mir mittlerweile auch egal. Irgendwann muß ich sicherlich wieder arbeiten, aber was kümmert mich das heute? Diese Zeit jetzt ist absolut geil. Noch nie konnte ich so tief in jede beliebige Thematik eintauchen OHNE jeglichem konkreten Ziel- und Sachzwang. Wenn sich eine Thematik für mich im Kopf erschöpft hat, ziehe ich zum nächsten Gebiet weiter. Im Gegensatz zu den vorherigen zehn Jahren Entwicklungstätigkeit bin ich von jeglichen Sachzwängen befreit. Ganz bewußt wildere ich durch völlig unterschiedliche Fachthemen ohne viel Bezug zueinander. Es ist fast zu schön, um wahr zu sein, wenn man sich mal daran gewöhnt hat.

Wenn das mal keine Falle war.

Der Mensch nascht vom Baum der Erkenntnis, um zu erkennen, wie blöd das war.

Wundern war gestern.

Heute wundere ich mich nicht mehr darüber, warum ich mich gleichzeitig wie ein Fels in der Brandung und wie ein Blatt im Wind fühlen kann.

Ist halt so. Who cares?

Der Punkt ist: diese Bandbreite ist nun mal vorhanden. Wenn ich mich selbst nicht als koherente Einheit, sondern als eine Art demokratisches Gruppenbewußtsein begreife, wurden eben schlecht miteinander harmonierende Teile zu (m)einem Ganzen verschraubt.

Eben. Ist halt so.

Je suis une âme solitaire.

Je suis une âme solitaire.
Ich habe eine einsame Seele.

- Tween Peaks / Series 2

Samstag, 6. Februar 2010

Grid-Hardware

Auch ein heißer Kanditat für meine Low-Cost-Grid-Hardware: http://www.plugcomputer.org

Ja, in etwa so hatte ich mir eine Realisierung vorgestellt. Schön, wenn einem wer schon viel Arbeit abgenommen hat.

Freitag, 5. Februar 2010

Stille.

Ich mag die Stille hier. Gibt es überhaupt Leser? Ich weiß es nicht. Wer zufällig hier reinstolpert, hinterläßt zumindest keine Spuren.

Schreiben fällt in dieser Stille leicht, die Verletzung anderer wird vermieden. Es ist völlig egal, wie lose die Gedankenfäden sind. Es gibt kein Ziel, keinen Zweck, es ist nur Teil eines Lebens, das sich selbst lebt. Reflektionen eines Narren auf toiletpapierfarbenem Hintergrund .. ;

PS: und Danke, dass Sie dieses Blog so verlassen haben, wie Sie es vorgefunden haben.

Tractatus / V.

Meine Gedanken kreisen, wie in letzter Zeit öfters, um das Ich, diese Schimäre einer Illusion. Wieviel Potential steckt da eigentlich in uns?

Freud's Fehler war die Naivität zu glauben, die menschliche Psyche bestünde nur aus wenigen funktionalen Blöcken mit klar umrissenen Aufgaben. Die gesamte Psychologie ist diesem Irrglauben lange gefolgt. Blockdiagramme sind ja hübsch und vor allem: sie sind so einfach verständlich. Man braucht kein Genie zu sein oder seine Intuition bemühen - ein paar Blöcke, klare Fronten, fein.

Anstatt Zazen zu sitzen, bemühe ich meinen Verstand. Wie kann man(n) nur so dumm sein? Mein Verstand ist störrisch, stur wie ein Esel. Mit offenen Augen in die Mauer. Einmal. Zweimal. Dreimal. In die Mauer. In einem fort mit offenen Augen in die Mauer.

Diese kleine, störrische Ich klammert. Und wie es klammert. Die Stimme ist süßlich, schmeichelnd. Die Versöhnlichkeit in ihr klingt nicht echt.

Das Anrennen gegen die Mauer läßt sich auch andersherum interpretieren: die Unsinnigkeit ist nur oberflächlich. Dahinter steckt ein Erdungsakt.

Am Montag wieder Zazen sitzen nach striktem Wochenplan. Das Ende des Winters rückt langsam näher und die Idee bzgl. Japan und Kloster ist noch immer nicht vom Tisch.

Langsam fühle ich mich bereit hinter den Vorhang zu sehen.

Tractatus / IV.

And I don't know a soul who's not been battered
I don't have a friend who feels at ease
I don't know a dream that's not been shattered
or driven to its knees
But it's all right, it's all right
We’ve lived so well so long
Still, when I think of the road
we're traveling on
I wonder what went wrong
I can't help it, I wonder what went wrong

- An American Tune

1981. Der Central Park ist voll mit Menschen. “What a night!", sagt ein sichtbar gerührter Art Garfunkel, "I thought it might be somewhat crowded, but we seem to have filled the place.” Ich bin gerade zu Besuch bei einem Schulkameraden in einer alten Villa am Traunsee, fasziniert sitzen wir vor dem Fernseher.

"It’s great to do a neighbourhood concert."

Recht hat er, und seit die Fernseher sich in die Wohnzimmer geschlichen haben, ist die Nachbarschaft viel größer geworden.

Nach dem "Concert in Central Park" geht es ein bischen zurück in der Zeit und quer übers Meer. November 1979, Supertramp live in Paris.

Es ist eigenartig, welche Wirkung die Bilder und Songs auf mich haben. Damals gesehen und heute, 30 Jahre danach, faktisch ein ganzes Leben später. Das Leben ist ein Sturzbach.

Was besonders auffällt: die Geschwindigkeit mit der sich die Veränderungen vollziehen, nimmt rasant zu. Lokale, soziale Strukturen zerfallen zunehmend. Studentenproteste verkommen zu Events.

Gerade läuft die Playlist durch die Alben der Doors. Um bestimmte Musik zu verstehen, braucht es Whiskey, Magic Mushrooms und anderer Zaubersachen. Schade, dass nichts davon zur Hand ist ...

Ich fühle mich angespannt. Für Morgen hat sich mein Neffe zum Nächtigen angesagt und hier sieht's aus wie ... hmmmmm ... na wie bei einem, der Hausarbeiten gerne mal auf die lange Bank schiebt. Sonntag, dann der nächste Termin mit meiner Ex-Arbeitskollegin zwecks ihrem Computer.

Nachtrag:

Für den Abend bzw. die Nacht steht die zweite Staffel von Twin Peaks (1990) auf dem Programm. Hallo again, Agent Cooper.

Nachtrag 2:

Das man so perfekte Live-Konzerte hinbekommt, hat mich schon immer gewundert. Also entweder sind die Mitschnitte aus verschiedensten Supertramp-Konzerten allesamt was Ton und Bild betrifft schrecklich asynchron oder die Jungs haben nie live gesungen.

Donnerstag, 4. Februar 2010

Now Playing: Lou Reed & The Velvet Underground - Pale Blue Eyes.

Sometimes I feel so happy
sometimes I feel so sad ...

Momentan höre ich mich kreuz und quer durch Alben, die so um 1968-1970 in den Charts waren. Das war wohl die erste Musik, die ich gehört habe. Was mich fasziniert, ist, wie vertraut das alles klingt. Vertraut, gleichzeitig drecker und auch wärmer, menschlicher als die Musik von Heute. Woher kommt das plötzliche Interesse an dieser Musikperiode?

.. Jackie is just speeding away
thought she was James Dean for a day
then I guess she had to crash
valium would've helped that bash
she said "Hey babe take a walk on the wild side" ...

Wenn ich etwas in meinem Leben bereue, dann zwanzig Jahre zu spät geboren worden zu sein. Was nicht heißt, ich wäre jetzt gern schon über 60. Trotzdem.

Je strukturierter die Welt da draußen wird, um so unwohler fühle ich mich. Irgendwie erinnert mich die Welt da draußen schon stark an Mitterer's Utopie aus der Piefke-Sage (die "Natur" ist nur mehr aus Plastik und sie bedeckt eine große Mühlhalde).

Eigentlich ist es fasziniernd, wie wohl ich mich in 'chaotischen' Umständen fühle. Je chaotischer, um so besser. Momentan bin ich nicht mal mehr versichert. Und mache ich mir Gedanken darüber? Äh, ja, jetzt, aber nur als Beispiel. Genauso folge ich keinem bestimmtem Ausbildungs-/Weiterbildungs-/Entwicklungs-Ziel. Ich folge dem, was mich gerade fasziniert. Tauche auch mal für ein Monat in so abstruse Themen wie die Programmierung/Optimierung von modernen Schachengines ab. Jede Menge Schach-eBooks sind geblieben und die Erkenntnis, was für ein "dreckiges" Geschäft da bestimmte Nischenmarktführer betreiben. Da die gibt tatsächlich eine Opensource-Engine, die Fritz und Konsorten ohne Probleme schlägt. Zumindest auf meiner alten Hardware waren die Ergebnisse genauso eindeutig. Erstaunlich, wie man so ein Projekt überhaupt fast weltweit moppen kann. Wirklich erstaunlich. Nicht minder erstaunlich war der Source. Durch die italienisch-russische Herkunft war es mehr Rätselraten als Aha-Erlebnis ...

Da sind ein paar Ideen a la "Good Morning, Vietnam". Ja, warum eigentlich nicht einmal ein Audio-Projekt? Die Musik aus der Ära gemischt mit ein paar Texten als Overlays. In Stilfragen steht Robin Williams Pate. Dazu noch ein schrill-buntes Cover und fertig ist die Hommage an eine längst vergangene Zeit.

Synonym des Tages.

hinterfotzig <==> retrovaginal

Mittwoch, 3. Februar 2010

Wirklichkeit.

Setzt sich nicht die Unschärfe, die in der Quantenwelt vorherrscht, bis in unsere makroskopische Welt fort?

Auf der Suche nach dem Wesen der Wirklichkeit komme ich immer wieder zu dem Bild der Wahrnehmungssphären zurück. Wir können zwar unsere Sinne technisch erweitern und somit auch etwas hören oder sehen, was tausende Kilometer entfernt stattfindet, doch wieviel Information als Gesamtes aufgenommen und verarbeitet werden kann, bleibt beschränkt. Sehe ich nach links, sehe ich nicht, was rechts passiert. Das, was sich da nach 'ich erlebe die Wirklichkeit' anfühlt, ist und bleibt nur ein mikroskopischer Ausschnitt der Wirklichkeit selbst, ein winziger Teil des Ganzen bzw. eine Perspektive unter unzähligen Perspektiven. Der Rest ist Phantasie, ein Produkt unseres ständig Hypothesen-entwerfenden und -verifizierenden Gehirns.

Jeder von uns trägt seine eigene Wirklichkeit spazieren.

Keine der Wirklichkeiten ist per se besser oder schlechter, richtiger oder falscher als die andere. Sie sind nur anders.

Die Wirklichkeiten zweier Menschen lassen sich nie vollständig synchronisieren.

Nichts ist selbstverständlich.

Quintessenz:

Wirklichkeit == ein paar Fakten und jede Menge Phantasie

Andre Heller: Die wahren Abenteuer sind im Kopf.

Ich wär ein schlechter Kapitän,
die Meridiane sind mein Handwerk nicht.
Und trommelte auch der Regen
in den Tropen Neuguineas
die Mangoblätter wund,
es heißt, am Ende aller Reisen weiß man doch
wiederum die Erde rund.

Und Abendstern und Kleiner Bär
sind Feuer in der schwarzen Wiese
über meinem Haus.

Die wahren Abenteuer sind im Kopf,
und sind sie nicht im Kopf, dann sind sie nirgendwo.
Die wahren Abenteuer sind im Kopf,
und sind sie nicht im Kopf, dann sind sie nirgendwo.

Der Maskenhändler mit der Blutmaschine,
der Detektiv der kühlen Worte,
das Saltorückwärts-Kind mit Bakelitperücke,
die Schmerzensdienerin des Hokusei,
Sie alle sind in meinem Kopf, und sind sie nicht
in meinem Kopf, dann sind sie nirgendwo.
Sie alle sind in meinem Kopf, und sind sie nicht
in meinem Kopf, dann sind sie nirgendwo.

Im Jahr der Insekten, dem Dreimonatsjahr,
gleitet von Ferne in der Nähe, bizarre,
gefräßige Architektur aus Stachel
und Zange, Schere und Lärm und stielt
die Schatten aus den Zweigen und dringt
in den Traum des Soldaten. Und die kleinen
Gebärden der Hasardeure werden wie Segel eingeholt.

Die wahren Abenteuer sind im Kopf, in meinem Kopf,
und sind sie nicht in meinem Kopf, dann sind sie nirgendwo.

Die wahren Abenteuer sind im Kopf, in deinem Kopf,
und sind sie nicht in deinem Kopf, dann suche sie.
Die wahren Abenteuer sind im Kopf, in euren Köpfen,
und sind sie nicht in euren Köpfen, dann suchet sie.

Die Wirklichkeit, die Wirklichkeit trägt wirklich ein
Forellenkleid und dreht sich stumm,
und dreht sich stumm nach anderen Wirklichkeiten um.

Tractatus / III.

Round: 17 oder so
Credits left: 0
... gonnnnnnnnng ...

Sie wird wieder aggressiver. Zuerst die x-SMS-langen Selbstbefriedigungsphantasien, dann das "Red' wenigstens wieder mit mir, daß ich abschließen kann", dann: "ich konnte ihn nicht küssen, nicht mit ihm schlafen". Dazwischen: Selbstbeweihräucherung, Vorwürfe, Komplimente und der Titel Märchenprinz.

Die einzig sinnvolle Reaktion ist, keinen Mucks von mir zu geben. Was könnte ich sonst tun, was ich nicht schon probiert hätte? Eben. Jedes Entgegenkommen wäre nur wieder ein Zeichen für sie, aus dem sie Hoffnung schöpfen würde.

Es macht mich traurig, dass das so ist, dass sie partout nicht loslassen kann. Es macht mich traurig und zieht mich in einen Strudel aus irrationaler Schuld (und irrational ist diese Schuld, denn wie könnte ich nur durch meine Existenz und die Wahl meines eigenen Wegs schuldig sein?).

Schuld ist eine der hinterhältigsten Formen der Anhaftung.

M., meine Ex-Arbeitskollegin, ist nun in Pension. Obwohl sie als Informatikerin gerarbeitet hat, ist sie, was Computer betrifft, etwas "unbedarft". Vielleicht ist es ihr Alter, keine Ahnung, aber einen eigenen Rechner aufsetzen, schafft sie einfach nicht. Lange Rede, kurzer Sinn: gestern hatte ich das Vergnügen ein Dell-Business-Set (Laptop, Dockingstation, externer Schirm etc.pp.) aufzusetzen (umringt von fünf Katzen und einen Chaos, das meinem Chaos hier sehr ähnelt). Windows 7, ein mobiler Breitbandzugang per USB-Stick, VMWare-Player mit dem Suse Server Image vom alten Firmenlaptop ... lief alles relativ flott bis, ja bis zu einem letzten Reboot, um die Bedienung des Setups vorzuführen. Nach dem Reboot war es vorbei mit dem Breitbandzugang. Software inklusive Treiber zigmal deinstalliert und wieder installiert .... njet, WWW (welt-weites-warten) bis zum Sankt Nimmerleinstag.

Nichts ist dämlicher, als wenn das Internet streikt und kein anderer Rechner mit Zugang zu Google verfügbar ist. Zig Stunden verschissen, dann später zu Hause in fünf Minuten die Lösung gefunden. Der VMWare-Player ist der "Bösewicht". Er ersetzt die Windows-USB-Treiber durch eigene und das beeinflusst das System, auch wenn der Player nicht läuft. Schön. Wieder etwas gelernt.

Zwischen den Reinstallationsorgien entsorgten wir noch ein Auto voll mit EDV-Antiquitäten (VAX, VT-220 Terminal etc.pp.). Mich für meine Zeit von ihr bezahlen zu lasssen, habe ich natürlich abgelehnt.

Mein erster Ausflug in die Welt von Windows 7 hat einen sehr gemischten Eindruck hinterlassen. Keine Frage, die Oberfläche ist stylish, aber wenn es um die Systemadministration oder die Fehlerdiagnose geht, bleibt oft nur Trail-and-Error, außer einem lapidaren "geht nicht" gibt es selten hilfreiche Informationen. Hier ist für meinen Geschmack eindeutig zuviel 'Magic' im Spiel.

Montag, 1. Februar 2010

Sekundenmilliardär.

Ab dem Alter von 31,688 Jahren ist man Sekundenmilliardär.

Wenn also jede Sekunde einen Euro verdient (bzw. 3600 Euro in der Stunde), hat man nach nicht ganz 32 Jahren eine Milliarde zusammen.

Natürlich kann man nicht 32 Jahre lang durchgehend 24 Stunden am Tag arbeiten und der Staat will natürlich auch etwas ab, d.h. es müßten dann wohl so um die 15.000-20.000 Euro pro Stunde sein, um die Milliarde in 32 Jahren zu erreichen ...