Samstag, 30. Mai 2009

Resümieren.

Du bist in diesem Jahr viel menschlicher geworden, sagt sie. Stunden später hallt dieser Satz noch immer nach. Wer war ich vor einem Jahr? Wer bin ich heute? Was habe ich in dieser Zeit gelernt?

Meiner Selbstwahrnehmung fehlt Kontinuierlichkeit. Mal bin ich so, dann so, dann wieder anders. Wenig ist konstant, außer das ich ständig irgendwie auf der Suche bin. Wissen jeglicher Art zieht mich magisch an. Den Dingen auf den Grund gehen. Im letzten Jahr konnte ich genau das ausleben. Rausfinden, "was die Welt im Innersten zusammenhält". Die neuste Physik ist faszinierend. Langsam bin ich mathematisch fit genug, um die Theorien zu verstehen. Wenn Gott und unsere Seele irgendwo wohnt, dann dort im Winzigsten, wo eine seltsame Art von Chaos regiert.

Nach dem Ausflug in die Physik und einem kurzen Freshup im eigenen Fachgebiet ging es weiter wiedermal zurück zu Zen, dann zu existentieller Psychotherapie, griechischer Mythologie, zurück zu Fred, Jung, Frankl, Miller, Satre und Camus. Nietzsche und Dostojewski liegen am Nachtisch. Es ist eigenartig diese Texte nach so langer Zeit wieder zu lesen. Vieles sehe und verstehe ich heute anders, breiter und tiefer. Obwohl der Mensch an seinen freien Willen glaubt, funktioniert er doch nach mehr oder weniger starren Regeln (solange er sich dieser Regeln nicht bewußt ist).

In ein paar Tagen geht es los. Die Unsicherheit, ob ich die Reise überhaupt unternehmen soll, wird größer. Macht das denn irgendwie einen Sinn? Gerade fühle ich mich doch ausgesprochen wohl in meiner Haut. Geschichte und Biologie könnte ich mir auch mal wieder näher ansehen. Ein zweites Studium oder eine fachfremde Doktorarbeit ist ja durchaus auch eine Zukunftsoption.

Ich weiß: die Reise wird mir gut tun. Während dieser Wochen kann ich weder der Welt noch mir selbst ausweichen. Ich muß aus diesem Schwebezustand, aus dieser Richtungslosigkeit, raus.

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