Mittwoch, 11. November 2009

Thomas Pynchon und sein Werk.

Thomas Pynchon ist mit Abstand der seltsamste Autor, der mir bisher in meiner Leserkarriere untergekommen ist. Seine Bücher eignen sich wunderbar zum Schmökern - genial, verrückt, bizarr, mit wenigen Worten zaubert er lebhafte Welten -, aber eines ganz lesen und vielleicht noch am Stück?

Rezeptur: Man nähme Ulysses von James Joyce, multipliziere ihn mit der Paranoia und Abgedrehtheit der Illuminatus-Triologie von Robert Shea und Robert A. Wilson, packe die Stimmung, Phantasie und den Sense-of-Wonder von Stephen King's Turm-Serie hinzu (+ ein Vornamenbuch) und schüttle dann ganz kräftig, so das kaum noch eine Spur von rotem Faden übrigbleibt.

Wahlweise kann man sich natürlich auch in einen Wald aus Cannabis-Pflanzen stellen und ihn anzünden ...

Pynchon gibt den zwanghaften Geschichtenerzähler. Miniszene reiht sich an Miniszene, unzählige Figuren treten kurz auf und verschwinden meist sofort wieder auf Nimmerwiedersehen. Eigentlich sind seine Bücher eine Zumutung. Wie kann einer derart inflationär mit Geschichten umgehen? Schon auf wenigen Seiten verbraucht Pynchon mehr Ideen als andere Autoren in ihrem gesamten Werk. Es ist ein ständiges Skizzieren, fein freies Fabulieren über viele hundert Seiten pro Roman (im Schnitt wohl so um 700-800), mal mehr oder weniger sinnvoll, mal blanker Unsinn, mal sehr tiefsinnig. Zum Schmökern perfekt, zum ganz lesen - zumindest für mich - unmöglich.

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