Montag, 6. Juli 2009

Sein oder Nicht-Sein.

Einer der grundlegendsten Logiksätze des westlichen Denkens ist der Satz vom ausgeschlossenen Dritten: etwas ist oder es ist nicht. Jeder Begriff, jede Kategorie - schlußendlich stützt sich unser gesamtes Denken auf diesen einen Satz, auf die Fiktion von Sein und Nicht-Sein, auf dualistisches Denken.

Die Realität - ständiges Werden. Nirgendwo läßt sich ein Sein entdecken. Panda rei / alles fließt, sagt Heraklit. Die Phaenomene entstehen und sie vergehen wieder. Nichts hat Bestand, nichts entsteht aus sich selbst. Begriffe ziehen künstliche Grenzen, wo keine Grenzen sind. Unterscheidung zerschneidet die Wirklichkeit in fiktive Teile. Das geistige Spiel mit diesen Teilen ist nur ein semantisches Schattenspiel ohne Bezug zur Realität.

Im Bereich des Werdens gibt es keinen Satz von der Identität, vom Widerspruch, und vom ausgeschlossenen Dritten.

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Wenn uns unsere Sprachstruktur, die Grammatik, mit ihrer alles dominierenden Form von "Subjekt-Prädikat-Objekt" suggeriert, daß da immer ein "seiendes" Subjekt sein muß, das an einem "seienden" Objekt etwas "tut", dann kann man irgendwann einmal nicht mehr den Gedanken fassen, daß es auch anders sein könnte.

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Wir Menschen bilden eine Kristallisationsfläche, an der sich das Bewußte reflektiert. Wir sind die Subjektivität der Reflexion des Universums. Aber durch diese Subjektivität in keiner Weise bevorzugt oder ausgenommen, abgelöst, oder speziell. In dem Augenblick, in dem wir unsere Einheit mit dem Universum erfahren, erfüllt uns die unendliche Klarheit der Erkenntnis, die jenseits des Denkens liegt, die Prajnaparamita. Dafür gibt es keine Worte mehr, und wir sagen nur noch: Aha!

Plato war nicht konsequent genug. Er enttarnte zwar einen Teil der Wirklichkeit als Lug und Trug, aber er ließ seine "Ideen" bestehen. Dabei sind die doch am allerwenigsten real.

Das Sprach/Denksystem ist ein autonomer Prozess, der in unseren Gehirnen abläuft, von dem wir uns hypnotisieren lassen. Wir können aber diesen Prozess in seiner Automatik einfach weiterlaufen lassen, und unsere Aufmerksamkeit von dem Automatismus abwenden. Gelingt uns das, so sind wir in Nirvana eingetreten.

Der Rauswurf aus dem Paradies war das Resultat der Erkenntnis von Gut und Böse. Vor der Existenz begrifflicher Unterscheidung war bzw. ist alles paletti - sagt der schlitzäugige Dicke.

Das Visuddhi-Magga ("Der Weg zur Reinheit") liest sich zwar ausgesprochen schwer, doch die zu findenden Kuriositäten sind es allemal wert. Nun weiß ich unter anderem endlich wie man gezielt über's Wasser wandelt. Es fehlen zwar wahrscheinlich noch ein paar Lebenszyklen des Übens, aber der Trick ist zumindest durchschaut. Kochen doch auch nur mit Wasser, die Kerle.

ein bischen Literatur (Quelle der Zitate) ...

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