Samstag, 18. Juli 2009

Nie sollte man restlose Klarheit fordern.

Seit ich diesen Satz (siehe Titel) vor ein paar Tagen im Flüchtigen Blog gelesen habe, taucht er immer mal wieder in meinen Gedanken auf. Er ist ein wunderbares Beispiel wie sehr Ost und West in ihrem Denken verschieden sind.

Der westliche Geist interpretiert diesen Satz fälschlicherweise als Äquivalent von 'was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß'. Lieber unwissend bleiben. Der eigentliche, dem östlichen Denken entsprungene Sinn ist jedoch: fordere nicht restlose Klarheit, denn diese kann dir Dein Gegenüber nicht geben. Auch wenn Dein Gegenüber völlig ehrlich ist, kann es Dir höchstens seine relative Wahrheit, seine Hypothese über die Ursachen erklären und dabei bleibt nicht nur ein "Rest" Unklarheit, sondern diese Hypothese kann komplett falsch sein. Kennst Du alle Deine Konditionierungen? Alle Deine Projektionen? Das, was Dich über Jahrzehnte zu dem gemacht hat, was Du bist? Weisst Du wie Du denkst? Wie Du kategorisierst? Wie Du filterst?

Das jeder von uns in seiner eigenen Welt lebt, ist nicht nur eine Metapher, sondern eine (traurige) Tatsache. Wir glauben zwar, wir wären wie eine Art multimedialer Videorekorder, der alles objektiv erfasst und abspeichert, aber dem ist leider nicht so. Unsere Speicherkapazität ist zwar ungewöhnlich hoch, aber sie ist viel zu niedrig als das wir die Millionen von Bits an Sinneswahrnehmungen, die in jeder Sekunde auf uns einprasseln, abspeichern könnten. Alles, was wir im Kopf erzeugen und auch abspeichern können, ist eine sehr vereinfachte Version der Welt wie sie sich uns darbietet. Wie die geistigen Objekte erzeugt und kategorisiert werden, hängt rein vom subjektiven Bezugsrahmen (Erinnerungen, Glaubenssätze, Werte, Prioritäten etc. also den geisten Objekten) ab.

Das Bewußtsein fasst nur 7 (+/- 2) geistige Objekte. Egal wie komplex unsere Umgebung auch ist, nur max. 9 Objekte können wir konkret im Bewußtsein halten (gewahr sein) und erst wenn wir etwas gewahr sind, können wir es auch abspeichern bzw. geistige Operationen damit durchführen. Von den Millionen Bits an Sinnesinformationen dringt also nicht viel in unser Gewahrsein ein. Und das, was eindringt, ist auch nur eine Hypothese, ein sehr, sehr vereinfachtes und unbewußt interpretiertes Abbild, das unsere ganz eigene Perspektive widerspiegelt.

Alfred Korzybski beschreibt unseren Grundirrtum, also dieses interpretierte, schwache und hypothetische Abbild für die Wirklichkeit selbst zu halten, so:

Die Landkarte ist nicht das Gebiet.

Egal wie genau wir auch auf's Detail sehen, wir schauen immer auf die Karte und nie auf das Gebiet selbst. Unsere Gehirne sind schlicht nicht dafür konstruiert die Wirklichkeit selbst zu sehen. Wir brauchen diese automatischen Filter-, Abstrahierungs- und Kategorisierungsfunktionen, um der Informationsflut überhaupt Herr zu werden.

Die Landkarte besteht aus all den unzähligen, geistigen Objekten und ihren Kreuz- und Querverbindungen im Gedächtnis. Dabei sind diese geistigen Objekte nicht statisch, sondern können auch bewußt verändert werden. Was siehst Du, wenn Du an einen bestimmten Menschen denkst? Welche Erinnerungen kommen auf? Wie genau sind diese Erinnerungen? Versuche in Gedanken auf körperliche Details (z.B. die Augen) zu zoomen. Egal wie genau das Bild ist, in vielen Bereichen bleibt es vage bzw. es werden fehlende Teile einfach dazu interpretiert.

Bestellungen ans Universum, Konditionierung des Unterbewußtseins etc. pp. - eigentlich geht es stets darum, diese geistigen Objekte im Kopf zu modifizieren, damit sich im wahrsten Sinn des Wortes daraus eine "neue Welt" erhebt. Ein wirklich ausgewachsener Werkzeugkasten (und ein sehr stimmiges Erklärungsmodell) , um diese geistigen Objekte zu modifizieren, ist NLP. Die Methoden sind direkt, helfen innerhalb kürzester Zeit und sind leicht selbst anwendbar. Ein wenig googlen, lesen und experimentieren sollte überzeugen.

Mit Entzauberung hat das nichts zu tun. Ganz im Gegenteil. Eigentlich ist es pure Magie.

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