Samstag, 22. August 2009

My Private Everest.

Sechs Berge in sechs Tagen, 8500 Höhenmeter, Begegnungen mit Schlangen, Beinahekollision mit einer Gruppe Gemsen (wenn die auch so um die Ecke schießen müssen) - gut, nicht vergleichbar mit dem Everest, aber für Herrn Kettenraucher eine durchaus passable Leistung.

Danke für dieses kurze, intensive Gefühl von Sommer.

Die Gegend und auch die Gipfel überfluten mich mit uralten Erinnerungen. Sentimentalität bricht sich Bahn an die Oberfläche. Es ist gut, sage ich mir, tief durchatmen, es vergeht wieder. Und natürlich vergeht es wieder. Es vergeht immer. Es ist gut, sage ich mir, bleib' im Augenblick, bleib' bei Deinem Atem, bei dem Gefühl jedes einzelnen Schritts. Den azurblauen Himmel durchbricht auch nicht der winzigste, weiße Fleck, die Luft surrt von winzigen Flügeln, der Fels brennt heiß unter den Fingern. Kein Vielleicht. Kein Aber. Es ist wie es ist.

Nichts ist einfach. Nichts ist schwer.

Es ist seltsam: manchmal ändert sich gar nichts und doch ändert sich alles. Schlagartig ändert sich etwas Undurchschauliches in Offensichtlichkeit. Klick.

Diese fast beliebige Programmierbarkeit des Menschen, die NLP aufzeigt, ist so eine Offensichtlichkeit. Einmal aufgezeigt, verändert sich die Perspektive auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft radikal.

Grundsätzlich muß ich nur rausfinden wie ich werden möchte. Ich bin heute zwar schon ganz anders als noch vor einem Jahr - beginne mein Leben langsam wirklich zu leben -, doch der Weg war so ganz ohne Plan und Ziel doch äußerst beschwerlich. Eigentlich ist es Zufall, das ich heute hier bin. Oder besser: ich nenne es Zufall, weil ich den Weg bis hierhier ausschließlich unbewußt gegangen bin.

Sonntag, 9. August 2009

Es ist wie es ist.

Inszeniert man das eigene Drama nur oft genug, entsteht zwangsläufig eine Karikatur.

Meine Beziehung zu ihr ist in jeder Hinsicht ungewöhnlich. Ihre innere Wesensart ist meiner Mutter zu ähnlich, den inneren Dialog fast ständig auf den Lippen, mein "weibliches Feindbild par excellence" - das plappernde Weib, das redet bevor es nachdenkt. Ihre andere Seite ist die des lebenden Männertraums: blond, schlank, gierig. In ihrem Tanz spiegelt sich ihr Genuß an Sex. Sie ist keine Frau, die man(n) ignoriert.

Der erlebte Widerspruch ist extrem. Mutter und weiblicher Dämon und dazwischen ich - zerrissen zwischen weglaufen wollen und nicht können. Die Augen von Ka drehen sich, Sex ist so überwältigend, so intensiv, einfach grandios und einzigartig. Andererseits verwehre ich mich komplett. Außer dieser sehr innigen Zeit, Stunden, Nächte, Vormittage verwehre ich mich sie mehr in mein Leben zu lassen oder mehr von ihrem zu erleben. Die empfundene Innigkeit, das grenzlose, körperliche Geben und Nehmen - es ist viele mehr als eine Affäre, aber mir ist auch kein weiterer Schritt auf sie zu möglich.

Auf die eine und andere Art habe ich das eine schon gesucht und das andere geflohen. Vergesse ich meine seltsame, vergangenheitsgeprägte Perspektive, nehme ich wahr, was da ist und akzeptiere es wie es ist, dann lebe ich gerade einen wunderbaren Traum. Es ist völlig egal wie lange es dauert. Es ist völlig egal wie ich es nenne. Es ist was es ist.

Am Esstisch, in der Küche über der Spüle, im Bad. Nicht denken, erleben, spüren, hören, sehen, tun, zulassen. Ich liebe Sonntagvormittage.

Weckruf in den Augenblick.

Was machst Du? Was siehst Du? Was hörst, fühlst, denkst Du gerade?

Die Welt verwandelt sich, wenn ich mich regelmäßig in den Augenblick wachrufe, mir klar mache, was ich gerade tue, warum ich es tue, wie es sich anfühlt, was ich sonst noch wahrnehme. Nicht werten, nicht urteilen. Tun, was gerade getan werden soll, und was wahrscheinlich nicht getan wird, wenn ich es nicht tue. Und: immer das Naheliegendste tun. Sterbende Wale verdienen zwar Aufmerksamkeit, aber erst muß mal der Saustall hier weg.

Mittwoch, 5. August 2009

Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit / III.

Es gibt keine Probleme, es gibt nur ungetroffene Entscheidungen.

Jon Kabat-Zinn: Wo immer Du hingehst, da bist Du.

(...) Wir können uns selbst nicht entkommen, so sehr wir uns auch bemühen mögen. Und was für einen Grund außer Wunschdenken könnten wir haben anzunehmen, daß die Dinge irgendwo besser oder anders sind als hier? Früher oder später würden die gleichen Probleme wieder auftreten, da sie größtenteils auf unserer Art zu sehen, zu denken und uns zu verhalten beruhen - auf unseren festen Mustern. Nur zu oft treten in unserem Leben Schwierigkeiten auf, weil wir aufhören uns mit unserem Leben zu beschäftigen, weil wir nicht bereit sind, die Verantwortung dafür zu übernehmen, wie die Dinge nun einmal sind, und an unseren Schwierigkeiten zu arbeiten. Wir begreifen nicht, daß es möglich ist, zu Klarheit und Verständnis zu gelangen und im Hier und Jetzt Transformationen herbeizuführen.

Statt dessen scheint es uns einfacher, an anderen etwas auszusetzen, sie zu beschuldigen, zu glauben, daß eine äußere Veränderung notwendig sei, daß wir den Kräften entfliehen müssen, die uns hindern zu wachsen und glücklich zu werden. Wir können uns sogar selbst die Schuld an allem Mißgeschick geben und letztlich dennoch der Verantwortung entfliehen, indem wir mit dem Gefühl weglaufen, ein schreckliches, nicht mehr zu korrigierendes Durcheinander angerichtet zu haben und anderen weiteres Ungemach ersparen zu müssen, indem wir uns aus der Situation entfernen.

Auf Opfer dieser Sichtweise trifft man überall. Wohin Sie auch schauen, überall zerbrochene Beziehungen, zerbrochene Familien, gebrochene Menschen - Wanderer ohne Wurzeln, die von einem Ort zum anderen irren, von diesem Job zum nächsten wechseln, von dieser Beziehung zu jener, von dieser Erlösungsvorstellung zu einer anderen, in der Hoffnung, daß sie nur die richtige Person, den richtigen Job, den richtigen Ort oder das richtige Buch zu finden brauchen, damit alles besser wird. Sie fühlen sich isoliert, nicht wert, geliebt zu werden, und verzweifelt. Sie haben aufgehört, auch nur den Versuch zu machen, den Frieden des Geistes zu suchen.

(...)

Dienstag, 4. August 2009

Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit / II.

Was dem Menschen im Weg steht, ist Faulheit und Feigheit.

(frei nach Kant)

Jedes Kategorisieren - selbst der obige Satz - ist Ausdruck dieser Faul- und Feigheit. Die Kamera ist mein Indikator. Bin ich im Hier und Jetzt, bin ich nicht faul und feig, dann finde ich in jeder Umgebung Ungewöhnliches, Sehenswertes. Ich verliere mich im Sehen, im Aufmerken, was tatsächlich da ist, in all seinen Details. Das Bemerkenswerte bemerken, ist mühelos, wenn ich wirklich sehe und nicht denke. Durch ständiges Üben führt mich mein Unterbewußtsein mit der Zeit zielsicher. Das Denken ist nur zum Erlernen gut. Irgendwann muß es loslassen und vertrauen. Das ist wie Fahrradfahren.

Zweifle am Zweifeln. Dann klappt's auch.