Donnerstag, 1. Juli 2010

Gläubig?

Die Zeichen aber, die da folgen werden denen, die da glauben, sind die: in meinem Namen werden sie Teufel austreiben, mit neuen Zungen reden. Schlangen vertreiben; und so sie etwas Tödliches trinken, wird's ihnen nicht schaden; auf die Kranken werden sie die Hände legen, so wird es besser mit ihnen werden.

- Markus-Evangelium, Kap. 16 Vers 17-18 (Luther 1912)

Nach dieser Definition gibt es verstreut über den ganzen Erdball wahrscheinlich nur eine Handvoll Gläubige ...

Braucht es wirklich Milliarden von Opfern für ein paar erwachte Seelen? Dieses Tor ist nicht nur schmal, es ist das sprichwörtliche Nadelöhr, der faktisch unmögliche Lotterie-Treffer (nach christlichem Glauben gibt es ja nur eine einzige Chance: dieses eine Leben). Die Wahrscheinlichkeit in so einem Schöpfungsplan zu den Opfern zu zählen, ist dann doch etwas hoch. Der durchschnittlich gute Mensch landet genauso in der Grube wie Hitler oder Mussolini. Wen wundert's, das der Teufel grinst.

Die christliche Lehre (das Neue Testament) hat zwar viele Aspekte, die sie wunderschön und in sich stimmig machen, sie ist jedoch auch äußerst radikal in ihren Anforderungen. Ein schönes Beispiel davon ist das Gleichnis vom reichen Jüngling, der sich zwar von klein auf an alle Regeln hält, nur eben nicht sein ganzes Hab und Gut veräußern will.

Vielleicht verlief die historische Geschichte anders. Vielleicht erkannte Jesus zuerst seine Zeit und dann sich selbst bzw. seine Mission in den alten Schriften. Der zu seiner Zeit praktizierte Glaube war längst zu einem Götzendienst des Mammons verkommen. Eine Reinterpretation des Alten Testaments war längst überfällig. Johannes der Täufer begann damit, Jesus folgte - und es lief wie es laufen mußte. Abgesehen von der zeitlichen Terminierung durch die Prophezeiungen des AT hätte sich seine Geschichte wohl immer gleich abgespielt. Jede Lehre, die auf das Gute, Barmherzige und Gleichartige der Kreaturen abzielt, auf Gottes- und Nächstenliebe, stört zwangsläufig Einkünfte und Seelenfrieden des Establishment.

Was würde Jesus tun, angesichts einer katholischen Kirche, die mittlerweile Maria vergöttert? Vom Pomp und Prunk mal abgesehen und abgesehen von den Misshandlungsskandalen natürlich ...

Als Mitteleuropäer verliert man leicht aus dem Blick, in welch erbärmlichen Zustand ein Großteil der Welt noch lebt. Und wenn ich mein Leben auch noch so karg gestalte, weiß ich doch stets alle Möglichkeiten in 'Griffweite'.

Bezüglich Glauben halten die Evangelien auch eins fest: eine geistige Wiedergeburt (Geburt der Seele), die Taufe mit dem heiligen Geist, ist zwingend erforderlich. Ohne dieses Erweckungserlebnis, das als Gabe nach echter Reue und Buße folgen soll und das die Geburt der persönlichen Beziehung zu Gott darstellt, ist Glaube und Erlösung nicht möglich.

Die christliche Lehre führt die symbolischen, äußeren Handlungen des Alten Testaments zu ihren inneren Ursprüngen zurück. Der wahre Tempel Gottes ist das Innere des Menschen in dem gewöhnlich Geldwechsler und anderes Händlergesindel lagert. Die Bandbreite der Belagerung reicht von Mord- und Totschlagverhältnissen bis hin zu ordentlichst aufgeräumt. Laut Bibel mag's Gott ordentlichst aufgeräumt und auch dann will er gebeten werden. Seelen, die sich ihm (seiner Führung) ganz hingeben wollen, erfüllt er.

Das Neue Testament nur allegorisch zu lesen, heißt seinen Inhalt völlig zu ignorieren.

Langsam formt sich in mir die Theorie, das die Kabbala im Neuen Testament fusst. Die Kabbala zeigt nämlich genau so einen praktizierbaren Weg der inneren Entwicklung, der darauf abzielt, das man Gott zu spüren anfängt. Diese Entwicklung des Gespürs für Gott wird erreicht, in dem der Mensch sich Schritt für Schritt IHM angleicht. Sehr, sehr oberflächlich gesprochen beginnt der Mensch auf diesem Weg Gott in seinem Denken und seinen Taten zu manifestieren. Zumindest als Lehrer (Hey, es geht hier um innere Entwicklung und nicht 'Tempelhatschen'!) wurde Jesus hier offensichtlich ernst genommen. Das, was sich eigentlich unter den Aegiden seiner eigenen Nachfolger entwickeln sollte (ein praktizierbarer innerer Weg passend zu seinen Lehren), zeigt sich als vollständiges Lehrgebäude nur in der Kabbala. Klar, Meister Eckehart und andere weisen auf ähnliche Entwicklungswege hin, doch ausformuliert treten sie am deutlichsten in den älteren Schriften der Kabbala hervor.

Wobei die Kabbala den Seelen gnädigerweise viele Anläufe (sprich: Wiedergeburten) gönnt. Das Leiden auf den verschiedenen Pfaden bringt die Seele schließlich auf den richtigen Weg. Manchmal dauert es eben etwas länger ... also sicherheitshalber Snickers einbunkern.

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