Montag, 5. Juli 2010

Kreationismus.

Durch Zufall ist mir die Videoreihe eines Kreationisten in die Hände gefallen und als Adept der modernen Physik (insbesondere Astrophysik) bin ich natürlich neugierig wie Kreationisten das heute Übermaß an ineinandergreifenden Beweisen für ein zigmilliardenjahrealtes Universum behandeln.

Gerade das mag ich ja an den modernen Wissenschaften bzw. der modernen wissenschaftlichen Methode: es wird höchstens falsifiziert. Auch die mathematisch stimmigste Erkenntnis bleibt zeitlebens bloß Theorie, eine noch nicht der Fehlerhaftigkeit überführte, temporäre Erkenntnis. Dogmatismus scheint in den meisten Naturwissenschaften heute fast ausgerottet.

Wahrscheinlich habe ich mich zuviel mit NLP und Psychologie im Allgemeinen beschäftigt, um die paar Vorträge nicht widerlich manipulativ zu halten. Anhand von teilweise uralten Zeitungsausschnitten (!!) versucht da jemand die Physik als Gesamtes als Lügner zu überführen. Auch Einstein, Heisenberg und anderen sind schon mal nicht ganz so 'ideale' Sätze rausgerutscht oder wurden der notwendigen Zeitungsdramatik nach etwas umformuliert. Who cares? So etwas als glaubwürdige Beweisführung zu bezeichnen (das irgendwas in einer Zeitung von 1970 abgedruckt ist), ist absurd.

Als 'Gegenthese' zum ineinandergreifenden Wissenschaftsgebäude werden ein paar allegorische Sätze aus der Bibel aufgeführt. Weder ist für mich darin ein klarer Gegensatz zu erkennen, noch sind die paar Sätze informativ genug, um auch nur gröbste Details zu 'offenbaren'. Laut Bibel schrieb Gott nur die 10 Gebote mit dem eigenen Finger. Der Rest der Bibel ist von Gott inspiriertes Menschenwerk, das über tausende Jahre stellenweise extrem und nachweislich nachbearbeitet wurde. Die ersten Verse der Bibel wortwörtlich nehmen, heißt auch Adam, Eva, die Schlange und den Garten Eden als etwas Materielles (bzw. Materialistisches) wortwörtlich nehmen.

Warum sollte Gott gefakte Spuren eines milliardenjahrealten, evolutionären Prozesses verstreuen (angefangen von der Hintergrundstrahlung bis hin zur Entwicklung von uns Kohlenwasserstoff-Aggregaten), die wir über die Zeit in allen beliebigen Details, Detailierungsgraden und Dimensionen finden können? Wir suchen überprüfbare Regelmäßigkeiten und Zusammenhänge zwischen den Phaenomenen und finden sie.

Für Gott und den Teufel ist genug Platz in dieser Welt (in diesem Weltbild). Dazu braucht es nicht der Verleugnung evolutionärer Prozesse.

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