Donnerstag, 4. März 2010

Furcht.

Woher kommt diese Furcht in den Menschen, sich selbst zu begegnen? Lieber akzeptieren sie die widrigsten Umstände, ergeben sich in Schicksale, die nicht die ihren sein müßten, bloß um weiter an die Illusion einer heilen Welt glauben zu können, die so für sie vielleicht irgendwann einmal existiert hat, aber es eben mit offenen Augen betrachtet schon lange nicht mehr tut. In Gesprächen flüchten sie sich in hohle Phrasen wie "das kleinere Übel" oder "die wirtschaftliche Umstände" und doch spürt man bei jedem Wort wie sie sich selbst und alle anderen belügen.

Die Einsamkeit ist ein dorniges Tal, das kaum einer zu durchwandern wagt. Lieber glaubt und hofft man auf den "letzten Retter", den Märchenprinz oder die Prinzessin, durch den oder die alles anders wird, doch auch wenn - mit viel Glück - er oder sie auftaucht, dauert es nicht lange und die Illusion verbufft, denn er oder sie ist eben auch nur ein Mensch und keineswegs der glorreiche Retter. So traurig es auch ist: kein Mensch kann einen anderen retten. Es ist nicht die Außenwelt, die uns glücklich werden läßt und doch glauben so viele daran, als wäre Glück und Zufriedenheit ein Konsumgut.

Nichts verändert sich, wenn wir uns nicht selbst ändern und der erste Schritt dazu ist sich selbst kennenzulernen. Wochen oder Monate reichen dazu nicht. Im Hinterkopf bleibt stets die irrige Hoffnung, daß jemand anders unser Leben für uns in Ordnung bringen könnte. Erst wenn diese Hoffnung ein für alle Mal stirbt - was zugegebenerweise ein sehr schmerzvoller und langwieriger Prozess sein kann -, besteht die Chance auf ein erfülltes und zufriedenes Leben.

Ich wollte es wäre anders, aber die Zeit hat mich immer wieder gelehrt, daß ich meine Wünsche erst vollständig aufgeben muß, damit sie in Erfüllung gehen. Und vollständig heißt: es gibt kein Schummeln. Es reicht nicht, sich nur einzureden, man wäre mit der gegebenen Situation zufrieden, obwohl im Herzen noch immer die Sehnsucht brennt. Doch sobald diese Sehnsucht weg war, ich mich ganz und gar damit abgefunden hatte, wie etwas war, fand ich noch jedes Mal genau das, nachdem ich vorher so vergeblich gesucht hatte. Paradoxerweise stehen sich Wünsche stets selbst im Weg.

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