Freitag, 17. April 2009

Always Look On The Bright Side Of Life.

Ich ertappe mich dabei wie ich fröhlich vor mich hin pfeifend langsam durch die Straßen schlendere. Die Sonne scheint, ich bin Herr über mich selbst, kann tun und lassen wonach mir der Sinn steht. Das die Zerrung immer noch bei jedem Schritt schmerzt, nehme ich kaum wahr.

Wie krank unsere Gesellschaft heute doch in ihrer Fixierung auf Leistung ist. Von Kindesbeinen an bekommt man es eingebleut, internalisiert es über Jahrzehnte. Leistung, Leistung, Leistung - als gäbe es nichts anderes mehr, das zählt. Die Menschen hetzen durch ihre Leben, Ausbildung, Karriere, immer weiter, vorwärts, keine Zeit, wie Dagobert Duck die Dollarzeichen in den Augen. Überall huldigt man dem goldenen Kalb, ja, man ist geradezu gezwungen es selbst zu huldigen, denn heute läßt sich kaum noch ein Schritt tun ohne dafür zu bezahlen. Irgendwer steht immer da und hält die Hand auf und die Preise für die rudimentärsten Dinge steigen pausenlos. Der moderne Mensch ist Sklave und merkt es nicht einmal.

Je klarer der Blick wird - und es braucht Zeit, viel Zeit -, um so mehr wird mir bewußt, daß ich in diese Art Leben nie mehr zurückkehren will. Lieber tot, als mich auch nur einen einzigen Tag lang weiter so instrumentalisieren zu lassen. Je klarer der Blick wird, um so mehr vernebelt sich die Zukunft und trotzdem oder vielleicht gerade deswegen fühle ich mich freier als jemals zuvor in meinem Leben.

Ich schlendere durch die Straßen, schwarze Wolken ziehen auf, für wenige Minuten hagelt es, dann strahlt wieder die Sonne. Die Schuld, die ich spüre, ist nicht meine. Wie könnte sie auch? Ich habe niemals "ja" zu diesem Wertesystem gesagt, das alles Menschliche negiert, diesem Teufelskreislauf aus sinnfreiem Konsum und nicht minder sinnfreiem Schuften. Trotzdem spüre ich die Schuld auf meinen Schultern, die Schuld in meinem Herzen.

Novalis schreibt, daß es kein Zurück zur Naivität gibt, daß die Leiter auf der wir emporgestiegen sind, umgefallen ist. Wenn die Haare noch ein Stück wachsen, brauche ich keine Leiter für den Rückweg.

Die Sehnsucht nach dem einfachen Leben wird immer größer. Was vor Jahren, ja sogar noch vor Monaten undenkbar für mich war - das alles hinter mir zu lassen -, zeichnet sich langsam aber sicher als einzige Option ab. Nicht nur "scheiß drauf" denken, nicht nur hin und wieder "scheiß drauf" leben, nein, wirklich einen Schlußstrich unter die ach so rationalen Kompromisse ziehen. Schließlich nützt es niemanden, wenn ich mich in diese Konformität zwinge.

Diese Nacht gehört ihr. Ich kämpfe nicht mehr dagegen an, verbiete mir nicht mehr dieses bischen Intimität zu leben, obwohl ich sie nicht liebe. Richtig oder falsch ist sowieso nur eine Frage der Perspektive. Weder sind Lügen im Spiel, noch bin ich ihr gegenüber unaufrichtig. Seit über zwei Jahren verbinden uns nun diese Nächte - und zumindest von meiner Seite aus exklusiv, denn es gibt und gab in der ganzen Zeit keine andere Frau in meinem Leben.

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