Sonntag, 12. Oktober 2008

Rückblick / 1 .

Die letzten 4,5 Monate waren eine seltsame Mischung aus an meine intellektuellen Leistungsgrenzen gehen und emotionaler Tiefseefahrt. Mehr als man in einem Physik- und Mathematikstudium lernt, habe ich von beiden Fächen nun intus. Nebenbei gönnte ich mir Abstecher in die Stammzellenforschung und die Forensik und natürlich auch ein paar neuere Erkenntnisse aus meiner eigenen Sparte, der Informatik.

Seit ich entdeckt habe, wie einfach ich mir praktisch jedes englischsprache Fachbuch besorgen kann und mir auch meine eigene Zeit komplett zur Verfügung steht, lebe ich meinen Wissensdurst völlig hemmungslos aus. Schnell mal die Proceedings vom letzten Forensiker-Treffen durchackern? Klaro, kostet ja nichts außer meine Zeit und ein, zwei Tage kann ich immer mal opfern, also Nase rein.

Mir war zwar schon immer bewußt wie einfach ich lerne (wo andere Wochen investierten, brauche ich normalerweise einen Tag), aber das ich diese Leistung auch permanent über Monate erbringen kann, das ist mir völlig neu. Die Prüfungstermine an der Uni lagen ja immer soweit auseinander, daß es schlicht nie nötig war, permanent diese Leistung zu erbringen und damals hat mich auch alles andere mehr interessiert als lernen.

Heute ist das anders. Die letzten 10 Jahre kommen mir hinsichtlich Ausleben meines Wissensdrangs als völliger Stillstand vor. Klar, ich habe Praxis angesammelt. Heute traue ich mir zu jegliche Form von Software-Projekt/Produkt umzusetzen (Leitung/Architektur/Kerntechnologie), auch die ganz großen Dinger, wo richtig große Teams daran arbeiten. Ich "beherrsche" mein Fachgebiet, ohne das ich daran die geringsten Zweifel hege (und bei einen ewigen Zweifler wie mir, will das schon was heißen).

Aber für 10 Jahre war das definitiv zu wenig. Meine wirkliche Stärken liegen ja genau dort, große Datenmengen aufnehmen, analysieren und kombinieren zu können (Synergien schaffen) - der Prozeß des Erfindens also. Wenn ich das ausleben darf, bin ich glücklich. Okay, zum Glücklichsein gehört noch ein bischen mehr, aber aus beruflicher Sicht ist es genau das. Ich bin ein Problemlöser, jedoch kein Anwender. Sobald ein Problem gelöst ist, die Musterlösung also existiert, brauche ich ein neues Problem, ein noch ungelöstes. Das gleiche Problem immer wieder zu lösen, ist mir zu langweilig. Ich brauche den kreativen Streß, das gegenseitige Befruchten verschiedenster Fachrichtungen. Das "Heureka, ist das genial"-Gefühl. Und ich muß vor allem in die Probleme ungehindert abtauchen können. Im besten Fall ist das eine Art Trance, das völlige Michverlieren im Hyperfokus.

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