Freitag, 13. März 2009

Zurück auf Start.

Es fällt mir schwer, davon zu ablassen - denn eigentlich macht es auch unheimlich Spaß - aber mein Fehler liegt genau in dieser hektischen Betriebsamkeit, in die ich seit letzten Juni verfallen bin. Ich arbeite faktisch rund um die Uhr, doch ich schließe keines der unzähligen Projekte ab. Sobald auch nur ein Ende, ein klarer Plan, das mögliche Produkt hinter ein paar schnell zusammengeschusterten Prototypen in Sicht ist, lasse ich wie von der Tarantel gestochen davon ab. Nicht, weil ich die Arbeit scheuen würde (im Gegenteil), sondern, mit dem Ende in Sicht, verliert sich auch die Faszination. Was mich vorher Tage, Wochen oder Monate zu 100% gefesselt hat, ist weg. Ich weiß, das es geht, ich weiß wie es funktioniert und was noch von Nöten ist, der Problemlösungzyklus ist abgeschlossen.

Okay. Ich habe es verstanden. Genau das bin ich bzw. das bin ich auch. Ich kann diese Seite nicht verleugnen und ich laufe auch nicht rund, wenn ich sie nicht ausleben kann. Das sich diese Seite, die phasenweise fast völlige Abwesenheit, schwer in ein soziales Umfeld einbauen läßt, ist auch klar. Völlig unklar ist jedoch: wohin?

Also zurück zum Start. Zumindest ein wenig klüger.

Natürlich könnte ich auch noch so weitermachen. Diese Ungezwungenheit in der Thematikwahl steigert die Qualität des Auslebens natürlich immens (viel Neues und Unbekanntes), doch es wäre töricht. Zumindest empfinde ich es als Zeitvergeudung, was nicht sonderlich viel heißen will, da sich momentan fast alles nach Zeitvergeudung anfühlt. Fast 100%ige Fokussierung läßt nicht viel Spielraum, was Zeit betrifft.

Es ist einer der seltsamen Zufälle, das mir Norman Fischers Buch in die Hände gefallen ist. Irgendwie beschäftigt mich seit Wochen das Thema der Heldenreise. Also so nebenbei - in den selbsterzwungenen Pausen greife ich mir das eine oder andere Buch - steht ja genug rum. Von all den Heldengeschichten erschient mir die von Odysseus und seiner Rückkehr am Menschlichsten. 9 von 10 Jahren verbringt er an der Seite der bezaubernsten Frauen und dann will er uns weiß machen, das wären 10 Jahre der Irrfahrt gewesen. Blödsinn. Er hat die Zeit durchaus genossen, doch das paradoxe ist: schlußendlich muß und will er heim. Obwohl er weiß, daß ihn das, das Leben kosten wird. Voller Rätsel, Mysterien und Wunderlichkeiten des Menschseins ist die Geschichte, genauso wie es auch die östlichen Schriften sind.

Gerade noch darüber nachgegrübelt, halte ich Norman Fischers Buch in den Händen. Scheinbar erst erschienen, ist es das erste und einzige Buch, das ich an diesem Tag probehalber in die Hand nehme. Klaut mir der doch da meine verworrenen, noch ungaren Gedanken und formuliert sie aus. Feines Service. Das spart Zeit.

Vielleicht sind es genau die paar Worte mehr, die gefehlt haben. Jeder Reise fängt mit dem Warten an. Es ist unumgänglich.

Das alte Leben sollte ich jedoch entsorgen. Irgendwie sieht es hier immer noch so aus als wollte ich jeden Moment dorthin zurückkehren. Als würde ich nur mal ein wenig Pause machen, ja, wäre nicht mal einen einzigen Moment weg gewesen. Die Sachen aus dem Büro liegen z.B. noch immer genauso rum, wie ich sie erstmals abgestellt habe. Das sehe ich jeden Tag und jeden Tag nervt es. Von den anderen hunderttausend Sachen ganz zu schweigen. In meinem Rückzug vor Dingen, die es sonst auch noch zu erledigen gäbe, bin ich mittlerweile im hintersten Winkel meiner Wohnung angelangt. Also so geht's auch nicht. Es wird Zeit für Zügel.

Keine Kommentare: