Freitag, 27. März 2009

Irvin D. Yalom: Existenzielle Psychotherapie

Ohne neues Gedankenfutter fühle ich mich nicht rund. Gestern fiel mir dieses Buch in die Hand und natürlich mußte ich es kaufen, paßt es doch perfekt zum aktuellen Themenkreis der "großen Fragen".

Existenzielle Psychotherapie ist praktisch das psychologische Äquivalent zum Existenzialismus in der Philosophie. Den Grundkonflikt, den die existenzielle Psychotherapie in den Vordergrund stellt, ist die Konfrontation des Individuums mit den Gegebenheiten der Existenz (Tod, Freiheit, Isolation und Sinnlosigkeit). Therapieziel ist es, dem Mensch leben zu lernen.

Wenn man sich ein wenig genauer mit moderner Physik beschäftigt, erkennt man sehr schnell, daß es in der physikalischen Welt nichts gibt, daß sich mit einfachen Modellen beschreiben läßt. Einfache Modelle funktionieren zwar für grobe Abschätzungen, doch unter bestimmten Bedingungen liegen sie völlig daneben, ja sind schlichtweg falsch.

Die anderen Psychotherapie-Lehrbücher haben einen schalen Geschmack hinterlassen. Die Erklärungsmodelle sind zwar schon besser als zu Freuds Zeiten, doch sie sind noch immer zu einfach, erklären weniger als sie Fragen aufwerfen. Für meinen persönlichen Geschmack wird die Vergangenheit überbewertet und die individuelle Wahrnehmung praktisch ignoriert. Das sich heute überhaupt noch Normierungsideen und simple Kategorisierungen über Fragenkataloge halten können, ist fast unverständlich. Wenn das, dann das ... wenn es wirklich so einfach wäre, bräuchte man die ganze Branche nicht. Ein einfaches Computerprogramm (knowledge base) oder ein Nachschlagswerk für den Hausgebrauch würde reichen.

Ganz anders verhält es sich mit diesem Buch. Vielleicht liegt es an der Zeit, in der es entstanden ist (Ende der Siebziger), aber es stellt den Mensch mit seiner ganz eigenen Wahrnehmung (jeder erzeugt seine Welt) in den Vordergrund und das im Jetzt und Heute. Wie sieht der Patient seine Welt? Was sind die Grundkonflikte (Streßfaktoren), denen sich jeder Mensch stellen muß und wie geht man am besten mit diesem Streß um bzw. lernt damit umzugehen? Die Vergangenheit ist für den Therapeuten insofern wichtig, als das er dadurch den Patienten verstehen lernt. Erst wenn er die Welt aus den Augen des Patienten sieht, kann er helfen.

Was ebenfalls gefällt: typisch amerikanisch ist es sehr salopp und eingängig geschrieben. Es liest sich fast nebenbei.

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