Donnerstag, 4. Dezember 2008

Dies und das / V.

Die sich ständig wiederholenden Tiefschläge im Privaten und das daraus resultierende Gefühl des völligen Versagens hat mich in die Leistungsorientiertheit getrieben. Irgendwann habe ich angefangen mich nur mehr über Leistung zu definieren. Mehr Leistung, mehr scheinbares Selbstwertgefühl. Leiste ich nichts, bin ich nichts wert. 80 und mehr Arbeitsstunden waren die Regel. Die Freizeit wurde zur Weiterbildung genutzt. Mich als Person habe ich nicht mehr wahrgenommen.

Ich wollte mich auch nicht mehr wahrnehmen. Ich wollte diese unstillbare Sehnsucht nach Zweisamkeit, nach einem gewöhnlichen Leben, das ich dann doch nicht leben kann, nicht mehr spüren. Aufbauen, kaputt machen. Über allen Wolken, im Schlund der Hölle. Emotional ständig in Schieflage. Ich hasse es. Gott, wie ich es hasse. Ich hasse es so sehr, das ich mich lieber in ein völlig emotionsloses Leben ergeben würde, als weiter an dieser Achterbahnfahrt teilzunehmen.

Ein emotionsloses Leben ist jedoch eine Illusion. Es funktioniert nur so lange ich mich permanent überfordere, mir keinen Moment der Ruhe gönne. Doch ohne die Momente der Ruhe fehlt auch die Möglichkeit die Batterien wieder aufzuladen. Irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem es nicht mehr weitergeht. Selbst Duracell-Hasen laufen nicht ewig.

Der Burnout oder Beinahe-Burnout im Frühjahr war das zwangsläufige Ergebnis. Die Selbstkündigung die notwendige Konsequenz, um mich wieder an das Leben heranzuführen. Ohne die Möglichkeit mich in reaktive Muster zu flüchten, ohne Job, auf den ich die Verantwortung abwälzen kann, bleibt nur die Konfrontation.

Doch was nützt die Konfrontation, wenn ich keinen Schritt vorwärts komme? Leben ist eine einzige, große Wunde, die nicht heilen will. An manchen Tagen gelingt es mir für ein paar Stunden zufrieden zu sein, doch die meiste Zeit hadere ich mit mir. Da ist nichts auf das ich Lust habe oder das mich zumindest soweit motiviert, das ich wenigstens ein wenig Zeit damit verbringe. Jetzt, wo ich Zeit und Geld habe, fehlt völlig das Interesse. Langweilig. Alles, was ich nur in Gedanken durchspiele, ist langweilig, gibt nichts hier, befriedigt in keinster Weise meine Sehnsucht.

Denke ich daran zu verreisen, denke ich sofort daran wie armselig selbst die schönsten Gegenden dieser Welt sind, wenn man das Erleben mit niemanden teilen kann. Denke ich daran mich wieder jemanden zu öffnen, denke als nächstes an all die Enttäuschungen der Vergangenheit, an meine eigenen Unzulänglichkeiten im Umgang mit Menschen und das ich das niemanden zumuten will und kann.

Ich fühle mich unsäglich müde. Je weiter ich mich von jeglicher Normalität entferne, um so weniger Kraft scheint vorhanden zu sein, um überhaupt irgendetwas zu tun.

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